Tiroler Arbeiterzeitung - page 12

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Klare Regeln statt Ausbeutung.
„Praktika sollen nur im Rahmen echter Arbeitsverhältnisse
zulässig sein“, fordert AK Präsident Erwin Zangerl die längst überfälligen Verbesserungen ein.
Fairness für Praktikanten
A
ls Praktikant Erfahrungen zu
sammeln, ist eine Seite. Die
Frage nach den Bedingungen
die andere. Denn oft sind niedrige
oder gar keine Bezahlung, kaum so-
ziale Absicherung – und wenig erfül-
lende „Aufgaben“ oder aber Ausbeu-
tung die Realität.
Weil in Zeiten hoher Arbeitslosig-
keit immer mehr Junge nach ihrer
Ausbildung ein Praktikum nach dem
anderen annehmen, wurde der Begriff
„Generation Praktikum“ geprägt. Für
ein Phänomen, von dem vor allem
Unternehmen profitieren, weil sie Ein-
stellungen umgehen können.
Derzeit absolvieren inÖsterreich pro
Jahr rund 19.000 Schüler berufsbil-
dender Schulen ein Pflichtpraktikum,
ab Herbst soll dies auch für 10.000
Schüler von Handelsakademien und
-schulen gelten. Hinzu kommen ca.
40.000 studentische Pflichtpraktika.
Job oder Ausbildung.
„Hauptproblem ist, dass das Arbeits-
recht keine Definition für Praktikum
kennt“, erklärt Hubert Eichmann von
der Forschungs- und Beratungsstelle
Arbeitswelt (FORBA). Deshalb lasse
es zwei Möglichkeiten zu: „Entwe-
der stehen Arbeitsverpflichtung und
Einbindung in den Betrieb im Vor-
dergrund. Dann muss entsprechend
entlohnt werden. Oder man sieht das
Praktikum als Ausbildungszeit – für
kurzfristige Berufserfahrung ohne di-
rekte Arbeitsverpflichtung.“
Aber derzeit verschwimmen die For-
men häufig. Und mit zunehmender
Bildung verschlechtert sich die Situa-
tion sogar, ergab eine FORBA-Studie
fürs Sozialministerium. Waren bei
Schülern 86 % der Praktika bezahlt,
galt dies nur noch für ein Drittel der
Pflichtpraktika im Rahmen eines Stu-
diums. Bei freiwilligen Praktika er-
hielten zwei Drittel ein Entgelt.
Nach dem Studium müssen 13 %
des Abschlussjahrgangs mindestens
ein Praktikum absolvieren, ein Viertel
davon unbezahlt. Ein Drittel arbeitet
für Lohn unter der Geringfügigkeits-
grenze (386,80 Euro).
Mehr Fairness.
„Praktika dür-
fen nur im Rahmen echter Arbeits-
verhältnisse zulässig sein! Dies steht
derzeit nur in Gastronomie und Tou-
rismus außer Streit“, fordert AK Prä-
sident Erwin Zangerl klare Regeln für
die Beschäftigung von Praktikanten
und für die Ausbildungsinhalte.
Weil die Lage in vielen europäischen
Ländern noch dramatischer ist, schlug
die EU-Kommission einen Qualitäts-
rahmen vor – mit Vereinbarungen, die
z. B. Bedingungen, Lerninhalte und
Entlohnung festlegen. Bindend ist
die Empfehlung aber nicht und nicht
vorgesehen für Praktika, die Teil von
Lehrplänen sind.
<<
THEMA:
für junge
Arbeit oder Ausbildung?
Bei vielen Praktika verschwimmt dies derzeit.
Friseurlehre.
Trainingsabende oder Schulungen gelten als Arbeitszeit.
Friseurlehrling
dringend gesucht
Höchste Zeit für Reformen.
Auch Trainingsabende, Schulungen und Seminare sind
Teil der Lehrausbildung und somit Arbeitszeit, für die natürlich bezahlt werden muss.
I M P R E S S U M
AK Tiroler Arbeiterzeitung – AK Aktuell
Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz der
Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol.
Medieninhaber und Herausgeber:
Kammer
für Arbeiter und Angestellte für Tirol, 6020
Innsbruck, Maximilianstraße 7 |
Redaktion:
Dr. Elmar Schiffkorn, Mag. Christine Mandl,
Gertraud Walch |
Fotos:
AK,
,
|
Druck:
Intergraphik
GmbH, 6020 Innsbruck, Ing. Etzelstraße 30
Offenlegung gemäß Mediengesetz, § 25
(2): Kammer für Arbeiter und Angestellte für
Tirol, 6020 Innsbruck, Maximilianstraße 7;
Präsident: Erwin Zangerl; Aufgabenstellung:
Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer; Die Blattlinie entspricht
jenen Grundsätzen, die im Arbeiterkam-
mergesetz 19
92 BGBl. Nr. 626/1991 idgF
festgehalten sind.
Die von der AK Tirol angebotenen Leistungen kommen
ausschließlich ihren Mitgliedern zugute. Soweit
personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form
angeführt sind, beziehen sie sich auf Frauen und Männer
in gleicher Weise.
W
ie sich die Zeiten doch än-
dern: Noch vor wenigen
Jahren war die Ausbildung
zur Friseurin der absolute Wunschbe-
ruf vieler junger Schulabgängerinnen.
Heute sind immer mehr Salons hän-
deringend auf der Suche nach Berufs-
nachwuchs. Ein guter Grund, um eini-
ge sehr spezifische Besonderheiten und
Schwachstellen in Sachen Lehrlingsaus-
bildung bei den Friseurbetrieben mög-
lichst schnell zu beseitigen.
Üben in der Freizeit.
So ist
der Friseurberuf der einzige Lehrberuf,
in dem es üblich geworden ist, die Aus-
bildung in weiten Teilen in die Haupt-
verantwortung und in die Freizeit des
Lehrlings auszulagern.
Dies betrifft in erster Linie die soge-
nannten Trainingsabende: Weil die Aus-
bildung am Kopf eines Kunden gerade
bei Anfängern fehleranfällig und somit
problematisch ist, haben die meisten
Betriebe die eigentliche Fachausbildung
auf Termine außerhalb der Geschäfts-
zeiten verlegt. Dabei erhalten Lehrlinge
die Gelegenheit, an Modellen zu üben,
die sie sich selbst organisieren müssen.
Arbeitszeit.
Ein Problem dabei
ist, dass nicht alle Lehrlinge ausreichend
Verwandte und Freunde haben, die
regelmäßig als Modell zur Verfügung
stehen. Daneben sehen die Lehrherren
meist nicht ein, dass es sich bei den
Trainingsabenden
selbstverständlich
um bezahlte Arbeitszeit handeln muss.
Immerhin erfolgen diese im Rahmen
der betrieblichen Ausbildungsverant-
wortung, weshalb die Teilnahme auch
verpflichtend ist.
Dies gilt übrigens auch für Schu-
lungen und Seminare.Wenn der Betrieb
auf einer – begrüßenswerten – Teilnah-
me beharrt, hat er selbstverständlich für
die Kosten aufzukommen und bezahlte
Arbeitszeit zur Verfügung zu stellen.
<<
Nr. 60 Februar 2014
Auf der Walz im
schönen Cornwall
E
inmal im Ausland Berufserfah-
rung sammeln und dabei die
Sprachkenntnisse verbessern: Mit
der AK Tirol ist das im Rahmen von
„TirolerInnen auf der Walz“ möglich.
Gemeinsam mit dem Land Tirol, dem
englischen Partner KONA und Un-
ternehmen des Dorfes Kingsand an
der Südküste Englands bieten die AK
und die Standortagentur Tirol jungen
Köchen, Konditoren und Malern die
einzigartige Gelegenheit, dort im April
und Mai 2014 ein Berufspraktikum
zu absolvieren.
Wer kann teilnehmen?
Alle Jun-
gen, die ihre Lehre abgeschlossen
haben. In der einzigartigen Land-
schaft, die auch Kulisse für Rosa-
munde-Pilcher-Filme ist, können sie
beim zweimonatigen Berufsprakti-
kum kostenlos ihre beruflichen Fähig-
keiten, aber auch ihr Englisch verfei-
nern. Diese Lebenserfahrung macht
sich nicht nur im Lebenslauf gut und
verbessert die Chancen am Tiroler
Arbeitsmarkt, sie bleibt auch ein Le-
ben lang positiv in Erinnerung. Für
Unterkunft und Betreuung vor Ort ist
gesorgt. Zudem gibts kostenlos einen
begleitenden Sprachkurs und bis zu
600 Euro Taschengeld pro Monat.
Anmelden bis 5. März.
Alle Kö-
che, Konditoren und Maler, die sich
diese tolle Chance nicht entgehen
lassen möchten, können sich noch
bis 5. März beim AK Europarefe-
rat, z.H. Herrn Domenico Rief, unter
0800/22 55 22 – 1455 oder per
eMail an
be-
werben.
SCHNUPPERN IM AUSLAND
K
rimi-Liebhaber aufgepasst: Ein Abend
voller Spannung erwartet Sie, wenn
drei renommierte Schriftstellerinnen am
Do. 6. März, 19 Uhr
, unter dem Titel „La-
dies‘ Crime Night“ aus ihren neuen Werken
lesen. Edith Kneifl stellt „Satansbraut – Ein
Waldviertel-Krimi“ vor, Lisa Lercher „Mord
im besten Alter“ und Tatjana Kruse „Grabt
Opa aus – Ein rabenschwarzer Alpenkrimi“. Willkommen sind natürlich
Damen und Herren! Die Lesung findet in der AK Tirol in Innsbruck, Ma-
ximilianstr. 7, statt – im Rahmen von „Innsbrucker Bibliotheken stellen
sich vor“. Anmeldung unter 0800/22 55 22 – 1540.
F
ünf Kurzentschlossene zwischen 17 und
30 Jahren können sich noch bis späte-
stens 15. März für eines von drei span-
nenden Rückenwind-Projekten der AK Tirol
im Ausland anmelden: Um den Schwer-
punkt Umwelt geht es in
Matera in Südita-
lien
(1. April bis 1. Mai), ums Thema Kultur
im
spanischen Santiago de Compostela
(Bild; 1. April bis 30. Oktober) und um Jugend in
Mugla in der Türkei
(1.
März bis 28. Februar 2015). Die Teilnahme ist kostenlos. Sprachkennt-
nisse sind nicht erforderlich. Infos und Anmeldung unter 0800/22 55
22 – 1212,
oder
Das Wichtigste
für Studenten
V
iele Studenten müssen arbei-
ten, jeder zweite lebt im eigenen
Haushalt. Deshalb hat die AK Tirol in
Kooperation mit der ÖH die Broschü-
re „Studieren – Arbeiten – Wohnen“
erstellt. Hier gibts die wichtigsten In-
fos zu Arbeitsrecht, Nachkauf von
Schul- und Studienzeiten, Steuern
und worauf beim Mieten einer Woh-
nung zu achten ist.
Broschüre kostenlos anfordern
unter 0800/22 55 22 – 1566
oder herunterladen auf
-
tirol.com
LESUNG IN INNSBRUCK
RASCH ANMELDEN
Spannende „Ladies Crime Night“
Freie Plätze für AK Rückenwind
Foto:goodluz/Fotolia.com
Foto:musuraca/Fotolia.com
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