Tiroler Arbeiterzeitung - page 6

6
Nr. 60, Februar 2014
THEMA:
RECHT & KONSUMENT
T
äglich wird versucht, Konsu-
menten via Telefon übers Ohr
zu hauen – mit angeblichen
Gewinnen, Gratis-Testabos oder ver-
meintlich preiswerten Angeboten.
In Wahrheit ist natürlich nichts ge-
schenkt oder sehr günstig, im Gegen-
teil. Gut geschultes Personal versucht
so, überteuerte Produkte oder Abo-
Verträge an den Mann zu bringen.
Das sogenannte „Cold Calling“
– Belästigung durch unerwünschte
Werbeanrufe – ist ein großes Pro-
blem. Seit 2011 gilt zwar: Verträge in
Zusammenhang mit Wett- und Lot-
teriedienstleistungen bzw. Gewinn-
zusagen sind unter anderem nichtig,
wenn sie im Rahmen eines unzu-
lässigen Werbeanrufs abgeschlossen
werden. Doch alle anderen telefo-
nisch vereinbarten Verträge sind
nach wie vor rechtsgültig. Betroffene
können nur zurücktreten.
„Deshalb muss es noch schärfere
Gesetze für unseriöse Werbeanrufe
geben“, fordern die AK Experten:
Telefonverträge sollten künftig nur
dann rechtsgültig sein, wenn Konsu-
menten diese nachträglich schriftlich
bestätigen. Zudem sollen Mindest-
strafen eingeführt werden, damit die
möglichen Strafzahlungen die Unter-
nehmen tatsächlich treffen und von
weiteren Verstößen abhalten.
AK Tipps.
Falls auch Sie einen un-
erwünschten Werbeanruf erhalten,
beenden Sie das Gespräch rasch, und
geben Sie keine (Bank-)Daten be-
kannt. Sie können auch für weitere
Belästigungen mit einer Anzeige dro-
hen. Bei unerwünschten Werbeanru-
fen kann diese bei der zuständigen
Fernmeldebehörde erstattet werden.
Wenn Sie bereits einem Keiler auf
den Leim gegangen sind, dann er-
klären Sie sofort schriftlich einen
Rücktritt. Bei vielen telefonisch
abgeschlossenen Verträgen gilt ein
befris­tetes Rücktrittsrecht von sieben
Werktagen. Wird man darüber nicht
korrekt informiert, verlängert sich die
Frist auf drei Monate.
<<
Achtung,
miese Telefon-Abzocke!
Keiler.
Auch mit unerwünschten Werbeanrufen, sogenanntem „Cold Calling“, wird versucht,
Konsumenten über den Tisch zu ziehen. Die AK Tirol fordert strengere Gesetze.
Ärgerlich.
Hartnäckige Telefonkeiler
bringen Konsumenten zur Verzweiflung.
Foto:Murat/Fotolia.com
Achtung:
Weil Verträge auch
telefonisch zustande kommen,
sollten Sie nie mit „Ja“ antworten
– nicht einmal auf harmloseste
Fragen.
GUT INFORMIERT
Ihre Rechte
als Konsument
H
äufig tauchen Fragen und
auch Unklarheiten rund
ums Kaufen auf: Wann kann ich
von einem Kauf oder einem Ver-
trag zurücktreten? Was ist eine
Garantie, was eine Gewährlei-
stung? Muss ich gemahnt wer-
den, damit die Forderung auch
gerichtlich geltend gemacht
werden kann, und hat man ein
Recht auf einen Umtausch?
Prinzipiell gilt: Augen auf, Kauf
ist Kauf! Die neue AK Broschü-
re „Konsumentenrechte“ liefert
die wichtigsten Informationen,
die man vor, beim und nach dem
Kauf wissen sollte. AK Mitglieder
können sie kostenlos anfordern
unter 0800/22 55 22 – 1832
oder herunterladen auf
-
tirol.com
Abgezockt.
Für Kriminelle wird das Internet immer attraktiver. Das belegt die steigende Zahl an
Anzeigen. Ob Phishing-eMails, Online-Anzeigenbetrug oder amouröse Angebote: Wissen schützt!
Die
Internet-Gaunereien
W
ährend die Gesamtkrimi-
nalität in Österreich mit
0,3 % nur leicht gestiegen
ist, hat die Internetkriminalität im er-
sten Halbjahr 2013 um mehr als 63 %
zugenommen, berichtet das Bundeskri-
minalamt.
Online-Anzeigen.
Leider immer
beliebter wird der Betrug über Online-
Anzeigen. Angeboten wird dabei eine
Ware, für die eine Vorauszahlung gelei-
stet werden soll. Ist aber das Geld erst
überwiesen, ist der Verkäufer – meist
im Ausland – nicht mehr erreichbar.
Bei einer anderen Variante meldet sich
ein vermeintlicher Interessent z. B. auf
eine Kfz-Anzeige. Er teilt per eMail mit,
das Auto zu kaufen und eine Spedition
für die Abholung zu beauftragen, wel-
che bei Übernahme auch den Kaufpreis
auszahlen würde. Vorab müssten jedoch
für die Spedition einige Hundert Euro
überwiesen werden. In allen Fällen ist
das Geld für immer weg.
Facebook.
Laufend berichten Kon-
sumenten über Kontakte mit Internet-
gaunern, die über Facebook zu Stande
gekommen sind. Werbeanzeigen im So-
cial Network versprechen z. B. günstige
Bezugsquellen für Handys oder andere
attraktive Waren. Einige Wochen nach
Eingabe der Daten erhalten die Face-
book-User Rechnungen für angeblich
abgeschlossene Verträge nach Hause ge-
sandt, die 1.000 Euro und mehr betra-
gen können. Über gehackte Facebook-
Accounts melden sich vermeintliche
„Facebook-Freunde“, kündigen die
Übermittlung einer SMS auf das eigene
Handy an und fordern auf, mit „Ja“ zu
antworten. Wird das gemacht, so löst
dies einen Zahlungsvorgang aus. Die
Beträge werden mit der nächsten Han-
dyrechnung abgebucht. Auch Mitleid
wird von falschen Facebook-Freunden
immer öfter ausgenützt, die um Geldü-
berweisungen bitten, weil sie angeblich
in Not sind.
Amouröse Abenteuer.
Entspre-
chende Angebote gibt es im Internet
tausendfach. Aber in der Praxis werden
vor allem finanzielle Abenteuer daraus,
die viele Tausend Euro kosten können.
Leider lassen sich Konsumenten hier oft
unkritisch von angeblichen Versprechen
zur Eingabe ihrer Daten und Zahlungen
verleiten. Nachher ist es peinlich, und
der Schaden kann nur mehr traurig zur
Kenntnis genommen werden.
Phishing.
Und dabei handelt es nicht
nur um klassische Phishing-Attacken,
mit denen oftmals organisierte Ban-
den versuchen, unvorsichtigen Kon-
sumenten geheime Bankdaten zu ent-
locken, um das Konto leer zu räumen
(siehe oben). Niemals antworten!
<<
Reingefallen.
Die gefährlichsten Piraten segeln nicht mehr auf dem Meer,
sondern surfen im Web.
O
b Auto, Traum-
haus oder das
neueste
Handy
– bei allzu verlo-
ckenden Schnäpp-
chen im Internet
ist immer große
Vorsicht geboten! Noch mehr,
wenn der Händler womöglich auf
Vorauskasse besteht und Geld auf
Konten im Ausland überwiesen wer-
den soll. Beim Einkauf im Netz sollte
man darauf achten, dass ein leicht
auffindbares Impressum vorhanden
ist. Hilfreich sind auch Bewertungen
von Kunden, die bereits bei diesem
Anbieter gekauft haben.
W
er öfter im
Internet surft
und dabei Dateien
herunter lädt, kann
sich
unbewusst
auch einen soge-
nannten
Trojaner
„einfangen“. Beim Hochfahren des
Computers kommt dann z. B. eine
Meldung, man habe illegal Musik he-
runtergeladen und müsse an einen
anonymen Internetdienst Strafe zah-
len. Tatsächlich handelt es sich bei
Trojanern um eine Schadsoftware,
die sich auf der Festplatte einnisten
kann. Deshalb immer auf den Viren-
schutz achten.
D
ie sogenann-
ten „Phishing-
Attacken“ mit ge-
fälschten
eMails
gab und gibt es im-
mer wieder im Ban-
kenbereich,
doch
nun nehmen derartige Probleme
auch bei Mobilfunkbetreibern zu.
Per eMail werden Empfänger auf-
gefordert, Kundendaten bekannt zu
geben oder auf einen mit Trojanern
verseuchten Anhang zu klicken.
Dann erfolgen Überweisungen zu
Lasten des Opfers. Auch hier gilt:
Seriöse Unternehmen fragen sensi-
ble Daten niemals per eMail ab!
G
ünstig, schnell,
und unkompli-
ziert: So oder so
ähnlich
verspre-
chen Gauner im
Internet
immer
wieder angebliche
Sofortkredite. Wer Bares will,
muss aber zunächst eine Mehr-
wertnummer anrufen, „um Details
zu besprechen“. Dann hängt man
stundenlang in der Warteschleife.
Kredit gibts keinen, dafür aber hor-
rende Telefonrechnungen. Daher
immer besser zur Hausbank gehen
oder bei verschiedenen Banken
Kreditangebote einholen.
S
ie klingen tat-
sächlich
zu
schön, um wahr zu
sein: Mitteilungen
über einen Gewinn
oder eine Erb-
schaft in Millionen-
höhe! Um in den versprochenen
Genuss zu kommen, müsste man
allerdings zuerst Geld für die Ab-
wicklung schicken, heißt es. Doch
Vorsicht: Wer an keinem Gewinn-
spiel teilgenommen hat, kann auch
nichts gewinnen, und Erbschaften
fallen nicht vom Himmel. Denken
Sie daran: Bei seriösen Gewinn-
spielen laufen keine Kosten auf.
Fiese Schädlinge
am Computer
Datenklau mit
falschen eMails
Vermeintlich
schnelles Geld
Schnäppchen,
die teuer werden!
D
ie Tirolerinnen und Tiroler
zahlen seit Jahresbeginn
auch beim Zugfahren drauf: So
wurden die Preise für Bahn-
reisen von Tirol nach Wien
stärker angehoben, als etwa
Reisen von Vorarlberg, Salz-
burg, Graz oder Linz.
Eine Fahrt nach Wien von
Innsbruck aus kostet um knapp
6 % mehr, von Kufstein, Wörgl
und Jenbach aus ist diese
Fahrt sogar um 9 % teurer.
Zum Vergleich: Für Bahnreisen
von Bregenz und Dornbirn
nach Wien wurden die Tarife
nur um ca. 2,5 % erhöht, von
Salzburg nach Wien bleiben sie
sogar unverändert.
Und auch von Graz oder Linz
nach Wien ist die Erhöhung
mit unter 2 % moderat. „Das
ist skandalös und ungerecht“,
kritisiert Arbeiterkammer-
Präsident Erwin Zangerl.
„Eine Rechtfertigung für diese
unterschiedliche Behandlung
der Fahrgäste in den einzelnen
Bundesländern gibt es jeden-
falls nicht. Deshalb fordern wir
die ÖBB auf, zum altbewährten
System der Tarifkilometer
zurückzukehren und in ganz
Österreich die gleichen Preise
für die gleiche Leistung einzu-
heben.“
Bahnfahren für
Tiroler viel teurer
Geplatzter Traum
vom Super-Gewinn
Foto:Noam/Fotolia.com
!
ungerecht
1,2,3,4,5 7,8,9,10,11,12
Powered by FlippingBook