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THEMA:
POSITIONEN
Zangerl:
Gesundheit hat Vorrang
Wichtige Forderung.
Die betriebliche Gesundheitsförderung gehört massiv ausgebaut, notfalls auch gesetzlich.
Nur so können teure chronische Krankheiten verhindert werden, verlangt der Tiroler AK Präsident.
A
rbeiten unter starker Bean-
spruchung macht viele krank:
15,6 Prozent (rund eine Mil-
lion Menschen) aller Erwerbstätigen
und jemals Erwerbstätigen (das sind
österreichweit 6,5 Millionen Personen)
gaben zumindest eine arbeitsbedingte
Beeinträchtigung ihrer Gesundheit an.
Als schwerwiegendste Folge nannte bei-
nahe ein Drittel Rückenprobleme, etwa
ein Fünftel berichtete über Beschwer-
den mit dem Nacken, den Schultern,
Armen oder Händen. Es wurden aber
auch Stress, Depressionen oder Angst-
zustände, Lungen- oder Atemprobleme
sowie Herzbeschwerden angegeben.
Menschengerecht.
„Wenn von
Arbeitnehmerinnen
und
Arbeit-
nehmern immer wieder verlangt wird,
länger im Arbeitsprozess zu verbleiben,
dann benötigen wir auch ausreichend
gesunderhaltende und vor allem al-
tersgerechte – kurzgesagt menschenge-
rechte – Arbeitsplätze. Deshalb fordert
die Arbeiterkammer eine gesetzliche
Verpflichtung zur betrieblichen Ge-
sundheitsförderung“, sagt AK Präsident
Erwin Zangerl. Weitere Voraussetzung
für eine lange und möglichst durch-
gehende berufliche Tätigkeit ist die
Reduzierung von Überstunden. Das
Nr. 70, Jänner 2015
hohe Überstunden-Niveau kostet nicht
nur Arbeitsplätze, sondern geht auch
zu Lasten der Gesundheit. Deshalb
fordert die AK die Einführung eines
„Überstunden-Euro“. Er soll helfen,
Überstunden für Betriebe teurer zu ma-
chen und sie zu verringern. Das Geld
kann zweckgebunden werden für den
Ausbau der betrieblichen Gesundheits-
förderung.
Bonus-Malus-System.
Darüber
hinaus muss den älteren Beschäftigten
mit der raschen Einführung des Bonus-
Malus-Systems
entgegengekommen
werden, damit sie auch länger im Ar-
beitsleben bleiben können und nicht
leichtfertig gekündigt werden. Zangerl:
„Voller Widersprüche ist dabei die Hal-
tung der Wirtschaftskammer-Funktio-
näre. Sie verlangen permanent eine Er-
höhung des Pensionsantrittsalters und
weitere soziale Verschlechterungen für
die Arbeitnehmer, aber sie sind nicht
bereit, das von der AK initiierte und im
Regierungsprogramm beschlossene Bo-
nus-Malus-System mitzutragen, damit
es endlich umgesetzt werden kann. Das
bereits deutlich ausgeprägte hohe Ge-
sundheitsrisiko am Arbeitsplatz zeigt,
dass diese Maßnahmen nicht auf die
lange Bank geschoben werden dürfen.“
Milliardenkosten.
„Viele Betriebe
sehen die Gesundheit der Mitarbeiter
innen und Mitarbeiter noch immer als
individuelles Problem, kritisiert Zan-
gerl. „Vor allem Rückenbeschwerden
und psychische Probleme gehen oft
vom Arbeitsplatz aus, oder sie werden
durch die Arbeit verstärkt. Deshalb
muss auch die Vorbeugung am Arbeits-
platz ansetzen. Immer noch zu wenige
Unternehmen erkennen ihre Verant-
wortung und den Handlungsbedarf.
Jede Untätigkeit bei der betrieblichen
Gesundheitsförderung wird für uns alle
zum Bumerang.
Die krankmachenden Faktoren am
Arbeitsplatz führen zu Kosten in Mil-
liardenhöhe für Entgeltfortzahlung
und Krankengeld, für entfallene be-
triebliche Wertschöpfung und schluss
endlich für Krankenbehandlungen.
Und was besonders schwer wiegt:
Längere Krankenstände erhöhen für
die Betroffenen die Gefahr gekündigt
zu werden, führen zu Lohnverlust und
lassen die Gefahr von Langzeitarbeits-
losigkeit oder vorzeitiger Berufsunfä-
higkeit steigen. Die Kosten aufgrund
von krankmachenden körperlichen
Arbeitsbelastungen, aber auch psychi-
schen wie Stress und Arbeiten unter
Zeitdruck, gehen in die Milliarden.“
<<
Foto: Tijana/Fotolia.com
VIELE VORTEILE
Staat ermöglicht
„Zusatzpension“
F
ür viel Verunsicherung ha
ben die Pensionskontomittei
lungen der PVA bei den Beschäf
tigten gesorgt. Profiteure sind
vor allem Versicherungsunter
nehmen. Wer weiß denn schon,
dass es zu privaten Altersvorsor
geprodukten eine viel attraktivere
Alternative gibt: Die freiwillige Hö
herversicherung in der gesetz
lichen
Pensionsversicherung,
die der Staat den Pensionsversi
cherten ermöglicht. Und aus der
sich für alle, die sich ein zweites
Standbein leisten können, auch
viele Vorteile ergeben:
• Diese Zusatzpension fällt bei
gleich hohen Beiträgen wesent
lich höher aus, als bei privaten
Anbietern. Ohne zweifelhafte
Gewinnbeteiligungen, Rendite
erwartungen etc.
• Sie ist staatlich garantiert, ver
waltungskosten-,
provisions-
und gebührenfrei.
• Sie ermöglicht flexible Einzah
lungen, die man jederzeit ein
stellen kann.
• Jede Einzahlung erhöht die Pen
sion (auch Hinterbliebenenpen
sionen).
• Leistungen werden jährlich der
Inflation angepasst, damit bleibt
die Kaufkraft erhalten.
So ist sichergestellt, dass das
hart verdiente Geld später einem
selbst zugute kommt und nicht
den Versicherungen. Mehr auf
www.sozialversicherung.atUnsere Arbeitsschwerpunkte
für Tirols Arbeitnehmer 2015
Foto: goodluz/Fotolia.com
LISTE ERWIN ZANGERL, AAB-FCG
Erwin Zangerl,
AK Präsident
D
ie AK wird sich als größter Sozialpartner um die
wirklichen Probleme der Menschen im Land küm
mern und Beschäftigte als die größte und wichtigste
Gruppe mit voller Kraft vertreten. Wir kämpfen für Ver
teilungs- und Steuergerechtigkeit, damit wieder mög
lichst viele unserer Mitbürger am allgemeinen Wohl
stand teilhaben können. Wir haben mit unserer Aktion
„Lohnsteuer senken – JETZT“ eine österreichweite Be
wegung in Gang gesetzt und ein Modell für eine wirk
same Entlastung der Lohnsteuerpflichtigen vorgestellt.
Wir werden die Bundesregierung daran messen, ob sie die Steuerentlastung
für die Arbeitnehmer auch umsetzt. Davon profitiert auch die Wirtschaft – vor
allem die heimischen Kein- und Mittelbetriebe. In Tirol werden wir uns massiv
einsetzen für dringend notwendige hochwertige Ganzjahres-Arbeitsplätze durch
neue produzierende Betriebe, die den Beschäftigten ein besseres Einkommen er
möglichen. Wir erwarten von der Landespolitik eine echte Arbeitskräfteoffensive
sowie den Start des von uns verlangten sozialen Sonder-Wohnbauprogramms,
um den Kampf gegen explodierende Wohnpreise aufzunehmen.
<<
GRÜNE IN DER AK
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
L
eider wird die Arbeitslosigkeit in Tirol weiter zunehmen.
Dem wollen wir mit Green Jobs entgegenwirken: Ver
mehrte Investitionen in Klimaschutz, Energiesparen, Ener
gieeffizienz und erneuerbare Energien, in den Ausbau eines
umweltverträglicheren Verkehrs und die Stärkung der re
gionalen Wirtschaft können bis zu 10.000 Arbeitsplätze
schaffen. Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind
noch viele Maßnahmen zu treffen.
Durch eine Arbeitszeitverkürzung auf 38 Wochenstun
den für alle soll eine Ungerechtigkeit beseitigt und die wachsende Produktivität
berücksichtigt werden. Es gibt bereits erste Betriebe in Tirol, die sich an der Ge
meinwohl-Ökonomie orientieren wollen und eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt haben.
Ihnen eröffnet dieses nachhaltige zukunftsweisende Konzept, idealerweise als Kli
maschutzbetrieb, ganz neue Perspektiven. Dann gilt es, sich für eine Steuerreform
einzusetzen, die wirklich den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern etwas bringt.
Die Politik muss für Umverteilung sorgen und damit die immer schneller wachsen
de Schere zwischen Arm und Reich verkleinern.
<<
FREIHEITLICHE ARBEITNEHMER IN DER AK
Franz Ebster,
Fraktionsobmann
A
uch 2015 werden sich die Freiheitlichen Arbeitneh
mer Tirol aller Anliegen der Arbeitnehmer annehmen.
Schwerpunkte ergeben sich aus der aktuellen Situation.
Die erschreckenden Arbeitslosenzahlen erfordern Initiati
ven, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Es gehört
endlich ein soziales Wohnbauprogramm für ganz Tirol
erstellt und umgesetzt, das diesen Namen auch verdient.
Die Landesregierung kann sich bei diesem Thema nicht
wie bisher mit schönen Worten aus der Verantwortung
ziehen. Zu spät, aber doch gehören jetzt Taten gesetzt, die für Tirolerinnen und
Tiroler leistbares Wohnen und Erhalt sowie Schaffen von Arbeitsplätzen sicher
stellen. Die Lohnsteuersenkung muss 2015 möglich sein. Die „kalte Progression“
nimmt jedem Arbeitnehmer einen Großteil seines Gehaltszuwachses. Wir lassen
uns nicht vertrösten auf 2016. Milliarden werden für Banken bereitgestellt, Sub
ventionen fließen in viele „ Kanäle“, bezahlt von uns Arbeitnehmern. Die Freiheit
lichen Arbeitnehmer Tirol werden zu diesen Themen Anträge einbringen, Initiati
ven starten und für die Umsetzung der Forderungen kämpfen.
<<
SOZIALDEMOKRATISCHE GEWERKSCHAFTERINNEN
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
W
ir als Fraktion Sozialdemokratische Gewerk
schafterInnen gehen mit einem ambitionierten
Arbeitsprogramm ins Jahr 2015. Die Schwerpunkte
beziehen sich auf die Themen leistbares Wohnen, zu
mutbare Mobilitätspreise und faire Einkommen. Unse
re Hauptforderung richtet sich an die Bundesregierung:
Die Lohnsteuersenkung! Fast 900.000 Menschen ha
ben die Aktion mit ihrer Unterschrift unterstützt, daher
sind wir optimistisch, dass die Steuerentlastung auch
umgesetzt wird. Mit zahlreichen Anträgen für die Voll
versammlung der AK Tirol und Inputs in den Ausschüssen werden wir weiter un
seren Standpunkt vertreten, dass Menschen kostenlos zum Arbeitsplatz kom
men müssen. Leistbarer muss auch das Wohnen in Tirol werden. Wir werden
politische Entscheidungsträger mit Nachdruck auffordern, dass die Wiederein
führung der Zweckwidmung der Wohnbauförderung und aller Rückflüsse end
lich umgesetzt wird, wie auch der notwendige Neubau von 10.000 geförderten
Mietwohnungen pro Jahr. Als Gewerkschafter ist einer unserer Schwerpunkte,
bei den KV-Verhandlungen für mehr Einkommen zum Auskommen zu sorgen.
<<
Verspannt.
Stress und einseitige Belastung am Arbeitsplatz führen immer häu
figer zu chronischen Erkrankungen. Ein häufiges Krankheitsbild sind Probleme
mit Nacken und Schulter.