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Nr. 70, Jänner 2015
THEMA:
ENERGIE & PREISE
Tirols Zapfsäulen
als Goldesel
Abkassiert.
Durch den Tanktourismus werden in Tirol pro Einwohner um 67 % mehr Treibstoffe
verkauft als im Österreichschnitt. Die fetten Einnahmen sind wohl Grund für den Tirol-Aufschlag: So brachte
eine Preisanhebung um nur 1 Cent pro Liter 2013 Mehreinnahmen von 9,28 Millionen Euro.
S
eit Jahren liegen die Tiroler
Beschäftigten bei den Einkom-
men im Österreichvergleich
weit hinten und müssen dennoch für
vieles mehr bezahlen. Auch für Treib-
stoffe und Heizöl, wie die regelmä-
ßigen AK Erhebungen belegen.
„Obwohl wir die Bundeswettbe-
werbsbehörde mehrfach zum Han-
deln aufgefordert haben, sind Verbes-
serungen ausgeblieben“, kritisiert AK
Präsident Erwin Zangerl. Ein Grund
mehr für die AK Experten, den Ursa-
chen auf den Grund zu gehen.
Die Spurensuche führte über ein
paar Rechenbeispiele, die sich – wen
wundert’s – um Millionen drehen:
Um Millionen Liter und Milliarden
bei Umsätzen und Steuereinnahmen.
Mit dem Ergebnis, dass an Tirols
Zapfsäulen dank Transit, Tourismus
und „kleinem Grenz(-tank-)verkehr“
pro Einwohner um 67 % mehr Sprit
abgesetzt wurde, als im Österreich
schnitt.
Jetzt muss man nur noch 1 und 1
zusammenzählen: Wo mehr getankt
wird, läppert sich allein deshalb ein
schönes Sümmchen für Ölkonzerne
und Finanzminister zusammen. Und
wird der Preis um nur einen Cent
pro Liter erhöht, müssen die Konsu-
menten – Gäste, Tanktouristen und
Einheimische – noch einen schönen
Batzen drauflegen, 2013 waren es
9,28 Millionen – bei jedem Cent, um
den der Literpreis angehoben wurde,
wohlgemerkt.
Auch Kleinvieh macht Mist.
Hochgerechnet auf hunderte Milli-
onen Liter Sprit werden erst die Di-
mensionen klar. 2013 wurden in Ti-
rol 1,15 Tonnen abgesetzt. In Litern
und nach Abzug der Dieselmenge,
die Großhändler bezogen, verkauften
Tirols Tankstellen rund 316 Millio-
nen Liter Ottokraftstoffe (Eurosuper,
Normalbenzin, Super Plus) und etwa
612 Millionen Liter Diesel.
Macht 928 Millionen Liter – und
14 % der österreichweit verkauften
Menge! Einzig in Ober- und Nieder
österreich war der Anteil größer. So-
mit tankte jeder Tiroler 2013 stolze
851 Liter Diesel und 441 Liter Ben-
zin. Zum Vergleich: In der Steiermark
und in Wien machte die Menge pro
Person weniger als die Hälfte aus, im
Österreichschnitt lag sie um ca. 40 %
unter jener von Tirol (siehe Grafik).
Tanktourismus.
Daraus wird das
Ausmaß des Tanktourismus ersicht-
lich! Die Zahlen der anderen Bundes-
länder deuten darauf hin, dass diesem
knapp die Hälfte des Tiroler Absatzes
zuzuschreiben ist. Und das verwun-
dert wenig, wenn man die Preisdiffe-
renz zu Deutschland und vor allem
Italien bedenkt. In Italien kosten Ben-
zin und Diesel um etwa 30 Cent mehr
als in Österreich. In Tschechien und
Ungarn hingegen liegen die Preise nur
geringfügig darüber.
Nachgerechnet.
„Das zeigt aber
auch, wozu der Tirol-Aufschlag dient:
Um die Autofahrer und vor allem die
Tiroler ganz ungeniert abzukassie-
ren“, betont AK Präsident Zangerl.
Wir erinnern uns: 928 Millionen
Liter Sprit flossen 2013 aus Tirols
Zapfsäulen. Die Preisunterschiede
zwischen West- und Ostösterreich
lagen pro Liter Diesel im Schnitt bei
3,2 Cent und pro Liter Eurosuper
bei 2,9 Cent. Oberösterreich war als
günstigstes Bundesland sogar um je 4
Cent billiger. Bei der letzten AK Erhe-
bung im November 2014 zahlten die
Tiroler pro Liter um 5 Cent mehr als
die Menschen in Ostösterreich. Ein
Schelm, wer Böses dabei denkt.
Fakt ist: Allein wegen der Preisdif-
ferenz zwischen West- und Ostöster-
reich wurden in Tirol 2013 um fast
29 Mio. Euro mehr ausgegeben. Der
bisher größte Preisunterschied zum
Jahreswechsel 2012/13 mit bis zu 8
Cent verursachte in Tirol Mehrkosten
von mehr als 200.000 Euro pro Tag.
Mineralölsteuer.
Aber bei den
Rückflüssen an Land und Gemein-
den erinnert leider nichts mehr an
die gewaltigen Einnahmen. Insgesamt
wurden laut Finanzministerium 2013
für Sprit und Heizöl 4,165 Mrd. Euro
an Mineralölsteuer eingehoben. Um-
gelegt auf die 14 Prozent, die in Tirol
verkauft wurden, stammten etwa 583
Millionen aus Tirol.
Zwei Drittel der Mineralölsteuer
fließen ins Bundesbudget, im Rah-
men des Finanzausgleiches werden
20,7 % an Länder sowie 11,9 % an
Gemeinden ausgeschüttet. In Tirol
kamen 2013 nur etwa 70 Millionen
beim Land an und weitere 40 bei den
Gemeinden.
<<
Tirol-Aufschlag.
Höhere Treibstoffpreise bedeuten ein millionenschweres Plus,
sowohl bei den Umsätzen, als auch bei den Steuereinnahmen.
Energie
– gestern, heute und morgen
Gute Vorsätze.
Weniger Importe, mehr erneuerbare Energien sollen künftig die Versorgung
Tirols prägen. Denn seit der Nachkriegszeit stieg der Verbrauch auf das Zehnfache an.
AK Tiroler Arbeiterzeitung – AK Aktuell
Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz der
Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol.
Medieninhaber und Herausgeber:
Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol,
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Redaktion:
Dr. Elmar Schiffkorn,
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Mag. Henrik Eder, Armin Muigg
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Offenlegung gemäß Mediengesetz, § 25
(2): Kammer für Arbeiter und Angestellte für
Tirol, 6020 Innsbruck, Maximilianstraße 7;
Präsident: Erwin Zangerl; Aufgabenstellung:
Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer; Die Blattlinie entspricht
jenen Grundsätzen, die im Arbeiterkam-
mergesetz 1992 BGBl. Nr. 626/1991 idgF
festgehalten sind.
Die von der AK Tirol angebotenen Leistungen kommen
ausschließlich ihren Mitgliedern zugute. Soweit
personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher
Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Frauen und
Männer in gleicher Weise.
Höchststand.
Der Energieverbrauch hat sich seit 1950 fast verzehnfacht. Jetzt soll er stark reduziert werden.
N
eben Nahrungsmitteln und
Wasser gibt es wohl kaum eine
wichtigere Ressource als Ener-
gie. Fehlt diese, beginnt meist rasch bitte-
re Entbehrung. Die Nachkriegsgenerati-
on könnte ein Lied davon singen. „Koche
und heize nie gleichzeitig . . . Heize nur
den Wohnraum und nicht über 17° C“,
heißt es in der TT vom 19. Februar 1947.
Seither hat sich die Energieversorgung
Tirols etwa verzehnfacht (siehe Grafik),
heute kann sich niemand mehr ein Leben
mit der Energieknappheit von damals
vorstellen. Dennoch sei daran erinnert,
dass etwa 70 % der Tiroler Energie, ins-
besondere Erdöl, importiert werden müs-
sen, sonst würde das Wirtschafts- und
Verkehrsleben eine radikale Lähmung
erfahren. Laut Energieplanern des Lan-
des soll die Importabhängigkeit bis 2050
stark reduziert werden und erneuerbare
Energie dominieren. Das bleibt hoffent-
lich keine reine Absichtserklärung.
www.diegraphenvontirol.comI M P R E S S U M
Treibstoffverbrauch pro Einwohner (in Liter)
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
Bgl
Ktn
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Vbg
Wien
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Benzin
Diesel
Foto: Gina Sanders/Fotolia.com