AK Präsident
Erwin Zangerl
Gerechtigkeit
muss sein
KOMMENTIERT
ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL
7. JG. , SEPTEMBER 2015 | NR. 77
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
TIROLER
ARBEITERZEITUNG
D
ie Zeiten werden für die Arbeit-
nehmerfamilien immer rauer. Und
sie brauchen immer öfter Rat oder Hilfe
von den AK Experten. Um den Mitglie-
dern noch mehr Service zu bieten, hat
die Arbeiterkammer ihr Gebäude in der
Innsbrucker Schöpfstraße 2
zu einem zu-
sätzlichen Beratungszentrum ausgebaut.
Dort stehen die Profis für die Bereiche
Jugend & Lehre
(Telefon: 0800/22 55
22 – DW 1566),
Wirtschaft, Steuer & EU
(DW 1466),
Gesundheit & Pflege
(DW
1645) sowie der
Unterstützungsfonds
(DW 1111) ab sofort zur Verfügung. Wer
also in diesen Belangen eine persönliche
Beratung oder Auskunft benötigt, erhält
sie in der Innsbrucker Schöpfstraße,
schräg gegenüber vom AMS.
I
mmer mehr Menschen sind verunsi-
chert, wie sie für ihre Nachkommen am
besten vorsorgen können. Kostenlose AK
Infoabende sollen dabei helfen. Es gibt die
besten Tipps von Notaren u. a. zu Schen-
kung, Grunderwerbssteuer neu, Erbfolge,
Pflichtteil und Testament.
Hall:
Mo, 28. 9., 19.30 Uhr, Hotel
Maria Theresia,
Reimmichlstr. 25
(anmelden unter 0800/22 55 22 – 3850
oder
telfs@ak-tirol.com)Strass:
Mi, 30. 9., 19 Uhr, Festsaal
,
Oberdorf 68, gegenüber Gemeindeamt
(anmelden unter 0800/22 55 22 – 3752
oder
schwaz@ak-tirol.com)
AK Kitzbühel:
Do, 14. 10., 19 Uhr,
Renn-
feld 13
(anmelden unter 0800/22 55 22
– 3252 oder
kitzbuehel@ak-tirol.com)
Noch mehr Service fürAKMitglieder
Infoabende in Hall, Strass &Kitzbühel
ZAHLENSPIELE
… 2.600 Milliarden Dollar
kostet
die Verschwendung von Lebensmitteln
jährlich weltweit, so das Ergebnis einer
Studie vom Forschungsinstitut für biolo-
gischen Landbau im schweizerischen Frick.
Diese horrende Summe ergibt sich aus
den direkten Kosten für die verschwende-
ten Produkte (etwa eine Billion US-Dollar),
aus Umweltkosten (etwa 700 Milliarden)
und sozialen Kosten (etwa 900 Milliarden).
Zusammen sind das 2,6 Billionen US-
Dollar oder rund 4 % des globalen Brutto-
sozialproduktes. Ein Drittel der gesamten
Nahrungsmittelproduktion wird also nicht
konsumiert sondern weggeworfen.
Mehr
dazu auf den Seiten 6 und 7
.
Foto: AK/Friedle
Foto: Eisenhans/Fotolia.com
D
ie wahren Pro-
bleme der hohen
Arbeitslosigkeit
sind nicht zu
weit gefasste Zumutbar-
keitsbestimmungen oder
die Höhe der Mindestsi-
cherung, sondern es gibt
viel zu wenig ordentlich
bezahlte ganzjährige Vollzeit-
arbeitsplätze“, sagt AK Präsident
Erwin Zangerl. „Auch wenn Ver-
treter von Wirtschaft und Industrie
noch so oft das Gegenteil behaup-
ten, ändert sich nichts an diesen
Fakten. Im Jahr 2014 kamen in
Österreich rechnerisch 12,1 Ar-
beitslose auf eine offene Stelle, was
den enormen Wettbewerb um die
verfügbaren Jobs verdeutlicht. Da-
mit hat sich der Stellenandrang seit
dem Jahr 2008 mehr als verdoppelt.
Wir verlangen, dass sich noch im
Herbst Regierung und Sozialpartner
damit auseinandersetzen, wie
die nötigen Arbeitsplätze zu
schaffen sind und vorhandene
Arbeit besser verteilt werden kann.
Die Wirtschaftsseite muss endlich
einmal wegkommen von ihrer Blo-
ckadehaltung. Die wesentliche Fra-
ge wird sein: Wo und in welchen
Bereichen gibt es in Zukunft mehr
und bessere Arbeit? Darauf sind uns
Politik und Wirtschaft eine Antwort
schuldig geblieben.
Wir dürfen uns nicht zu Tode
sparen. Deshalb brauchen wir in
Österreich ein Konjunkturbele-
bungsprogramm zur Ankurbelung
von Wirtschaft und Beschäftigung
sowie zur Gesundung der öffentli-
chen Finanzen. Deshalb erwarten
wir uns von der Regierung, dass
der im März beschlossene Wohn-
baupakt angegangen wird. Ich halte
auch den Vorschlag für absolut rich-
tig, dass wachstums- und beschäf-
tigungsfördernde Investitionen der
öffentlichen Hand EU-weit nicht
mehr ins Defizit gerechnet werden.
Das würde in vielen Bereichen die
Sparbremse lösen und zu wichtigen
Investitionen und nötigen Wachs-
tumsimpulsen führen.“
Lesen Sie das Gespräch
mit Erwin Zangerl auf Seite 3
Schluss mit Kündigungen!
Die Beschäftigten brauchen Arbeit, von der sie leben können.
Für eine
menschliche
Arbeitswelt
Offensiv.
Maßnahmen für mehr Arbeit
und ein Bonus-Malus-System für Ältere
verlangt AK Präsident Erwin Zangerl.
Illustration: Igor Zakowski/Fotolia.com
WIR BAUEN AUS
D
ie Frage der Gerechtigkeit stand im
Mittelpunkt der heurigen Alpbacher
Gespräche. Für die AK ist die Verteilunge-
rechtigkeit ein zentrales Anliegen, für das
wir uns einsetzen.
Das beginnt bei den Löhnen. Um die
Einkommen spürbar zu verbessern, gehö-
ren die Arbeitnehmer gleichberechtigt an
den Gewinnen der Unternehmen betei
ligt. Es braucht eine bessere Verteilung der
Arbeit. Das wäre eine Entlastung sowohl
für alle, die zu viel arbeiten müssen, als
auch für jene, die Beschäftigung suchen.
Auch die Steuerabgaben gehören
gerechter verteilt: Eine Entlastung der
Leistungs- und Arbeitseinkommen zur
Stärkung der Realwirtschaft wäre möglich,
wenn Millionenerbschaften und Millio-
nenvermögen endlich ihren gerechten
Beitrag zu leisten hätten. Gerecht ist auch,
die internationalen Steueroasen trocken
zu legen und Stiftungen transparent zu
gestalten. Die Gewinnverlagerungen
multinationaler Konzerne zur Steueropti-
mierung würde durch eine koordinierte
EU-Steuerpolitik zu mehr Fairness gegen-
über anderen Steuerzahlern führen.
Aus all den Vorschlägen ersieht man
eines ganz deutlich: Die Arbeiterkammer
will den sozialen und wirtschaftlichen
Zusammenhalt in der Gesellschaft sichern.
Es geht um gelebte Solidarität, die der
Schlüssel für Wohlstand und soziale Si-
cherheit ist. Denn Gerechtigkeit muss sein.
SCHENKEN ODER VERERBEN?