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OSITIONEN
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Nr. 77, September 2015
Lehre mit Matura öffnet Türen
INFOABENDE
D
er Schulbesuch der Kinder kann für
Eltern zum Spießrutenlauf werden
– mitunter auch samt unangenehmer
Auswirkungen aufs Familienleben. Etwa
dann, wenn Schüler so gar keine Lust
haben, die Hausaufgaben zu machen
oder noch einmal die Englisch-Vokabeln
durchzugehen.
Sind Eltern ratlos, können Tipps von
Fachleuten Abhilfe schaffen. Bei den
kostenlosen Infoabenden „Eltern
als Lernbegleiter“ in der AK Tirol in
Innsbruck und in der AK Imst erklärt
Dr. Astrid Freienstein-Torggler vom
Pädagogischen Institut in Bozen, wie
Sie Ihrem Kind beim Lernen helfen
können. Lassen Sie sich überraschen,
mit welchen Kniffen es funktionieren
kann! Erfahren Sie von der Expertin, wie
Sie die Erkenntnisse der Lernforschung
daheim anwenden und Ihr Kind optimal
unterstützen können!
Termine & Anmeldung
AK Imst:
Do., 1. 10., 19 Uhr
AK Tirol in Innsbruck:
Do. 8. 10., 19 Uhr
Sie möchten von den Expertentipps
profitieren? Dann anmelden unter
0800/22 55 22 – 1515 für Innsbruck bzw.
0800/22 55 22 – 3150 für Imst.
Eltern als
Lernbegleiter
E
ben erst brachten die
Kinder und Jugend-
lichen wieder lange
Einkaufslisten von den
Schulen mit nach Hause.
Hefte, Stifte, eine neue
Schultasche müssen be-
sorgt – und bezahlt werden.
Laut aktuellemAK Test kostet
ein Startpaket für Erstklässler Tirols Eltern heuer je
nach Geschäft zwischen 64,62 und 302,97 Euro.
Nur: Wenn von Ausgaben für die Schule die Rede
ist, geht es längst nicht mehr nur um die Grundaus-
stattung, sondern vor allem auch um „versteckte
Kosten“. Um Exkursionen, Ski- und Sprachkurse,
Nachmittagsbetreuung, Laptop & Co., die richtig
ins Geld gehen. Laut einer Berechnung des Wiener
Elternvereine-Verbands VEV können sich so mehr als
3.000 Euro pro Schuljahr und Kind summieren.
Hier zeigt sich, dass es den eigentlich kostenlosen
Schulbesuch inWahrheit nur noch auf dem Papier
gibt. Damit hängt aber Ausbildung immer öfter vom
Einkommen ab und wir entfernen uns immer weiter
von der Bildungsgerechtigkeit. Die AK Tirol schaut
hier nicht tatenlos zu: Mit ihrer Schulkosten-Erhebung
geht sie den Kostentreibern auf den Grund. Die Ergeb-
nisse werden den politisch Verantwortlichen vorgelegt
und sollen einen Nachdenkprozess auslösen.
O
bwohl öffentliche
Schulen nach wie vor
kostenlos sind, brauchen
die Kinder Schultaschen,
Computer, Schulausflü-
ge und Kopiergeld, um
nur einiges zu nennen,
das das Haushaltsbudget
der Familie tragen muss. Für
die Eltern sind dies oft enorme Belastungen, damit
dem Kind für die Schule das Nötigste zur Verfü-
gung gestellt werden kann. Um Licht ins Dunkel
der laufenden Schulkosten zu bringen, starten die
Arbeiterkammern in ganz Österreich eine große
Schulkosten-Erhebung. Diese Aktion sehe ich als
besonders wichtig an, denn mit dieser Initiative soll
die Schulkostendebatte nun endlich versachlicht
werden, und das daraus gewonnene Zahlenmaterial
wird die tatsächliche Belastung aller Familien fun-
diert darstellen. Diese Daten sollen in Zukunft eine
wertvolle Grundlage bilden, umMaßnahmen zur
Entlastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer treffen zu können. Denn das Grundrecht Bildung
darf auf keinen Fall eine zusätzlicher Belastung für
die ArbeitnehmerInnen bedeuten. Vielmehr muss
es jedem Kind möglich sein, an Klassenausflügen
teilzunehmen und dabei nicht abhängig von der
finanziellen Situation der Eltern zu sein.
J
ede Veränderung
im Bildungssystem
kann aktuell nur extrem
langsam und zäh
umgesetzt werden. In
der Diskussion geht es
oft auch nur noch um die
Arbeitsbedingungen der
Lehrerschaft oder um die Ein-
flussmöglichkeiten der Landes- oder Bundespolitik.
ImMittelpunkt müsste aber stehen: Was brauchen
unsere Kinder? Wie werden die Fähigkeiten und Stär-
ken jedes Kindes bestmöglich gefördert? Und auch:
Wie lassen sich die Arbeitsbedingungen der Eltern
und eine optimale schulische Ausbildung der Kinder
vereinbaren? Man braucht nichts neu zu erfinden,
denn es gibt seit Jahrzehnten bewährte Modelle in
anderen Staaten. Es wird mehr ganztägige gemein-
same Schulformen brauchen und der pädagogische
Ansatz muss an die aktuellen wissenschaftlichen
Erkenntnisse angepasst werden. Derzeit setzen
ja schon engagierte Lehrer moderne Formen der
Pädagogik um, aber sie brauchen auch die notwen-
digen Rahmenbedingungen und Unterstützungen
dazu. Ideologien, Einzelinteressen und Machtspiele
verhindern und bremsen in fahrlässiger Weise die
notwendigen Verbesserungen im Bildungssystem
und bringen unseren Kindern nichts.
N
ach einem herr-
lichen Sommer
beginnt ein neues
Schuljahr ...
Erwartungsvoll für
Erstklässler und deren
Eltern.
Erleichternd für alle, die
eine Wiederholungsprüfung
bestanden haben. Enttäuschend für alle, die an
dieser Herausforderung gescheitert sind und nun
eine Klasse wiederholen müssen.
Frustrierend für diejenigen Kinder, die trotz
Erfüllung der Kriterien keinen Platz an einem
Gymnasium/einer AHS bekommen haben.
Hoffnungsvoll für Lehrlinge, die sich in Beruf
und Schule weiterbilden.
Verantwortungsvoll für Lehrende, die den
Bildungsauftrag ernst nehmen.
Kampferprobt für die Lehrergewerkschaft, um
weiterhin alle Reformen zu verhindern.
Chaotisch für unsere Bildungspolitiker, die es
nicht schaffen das „Kuddelmuddel“ der Zuständig-
keit endlich zu lösen. Wiederum traurig für eine
Bundesregierung, die mit viel Geld für Bildung (lt.
OECD) wenig Erfolg verbuchen kann (siehe PISA).
Arbeitsreich für ALLE, die Schule und Bildung als
Chance für die Zukunft verstehen.
Bildungsgerechtigkeit
statt Kostenexplosion
Was kostet der
Schulbesuch wirklich?
Es geht um
unsere Kinder!
Bildung als Chance
für die Zukunft
Sozialdemokratische
GewerkschafterInnen
Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG
Grüne in der AK
Freiheitliche
Arbeitnehmer in der AK
Erwin Zangerl,
AK Präsident
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
Franz Ebster,
Fraktionsobmann
AK FRAKTIONEN ZUM THEMA:
Schon lange eröffnet die Lehre zahl-
reiche Möglichkeiten, sich beruflich
weiterzuentwickeln. Unter dem
Motto „doppelt hält besser“ bietet
das BFI Tirol das kostenlose Ausbil-
dungsmodell „Lehre mit Matura“
an. Die Tiroler Arbeiterzeitung hat
mit Stefanie Siller (im Bild), einer
Absolventin, über ihre Erfahrungen
gesprochen. Sie schloss ihre Lehre
zur Bürokauffrau am AZW Inns-
bruck ab.
TAZ: Was war
deine persön-
liche Motiva-
tion,
Lehre
mit Matura zu
machen?
Stefanie Siller:
Die Möglich-
keit, neben meiner
berulichen Ausbil-
dung auch die Matura zu machen,
fand ich eine super Sache, weil mir
danach viele Türen offen stehen.
Erst mit Beginn des zweiten Lehr-
jahres beschloss ich, diese Heraus-
forderung anzunehmen.
TAZ: Was ist aus deiner Sicht not-
wendig, um Lehre mit Matura er-
folgreich zu absolvieren?
Siller:
Ich denke, ganz wichtig sind
Disziplin, Lernbereitschaft und
Zeitmanagement.
TAZ: Welchen Rat würdest du
künftigen „Lehre mit Matura“-
Teilnehmern geben?
Siller:
Wichtig finde ich, dass man
sich Ziele setzt und sich davon nicht
abbringen lässt.
TAZ: Mit welchen speziellen He-
rausforderungen warst du kon-
frontiert?
Siller:
Ich hatte nicht immer Zeit
und Lust zum Lernen. Hier musste
ich sehr konsequent am Ball blei-
ben. Persönliches Zeitmanagement
war ganz wichtig, sonst musste das
Wochenende herhalten.
TAZ: Was hast du am Matura-Un-
terricht am BFI Tirol besonders
geschätzt?
Siller:
Die Trainerinnen und Trainer
haben uns sehr gut auf die Matura
vorbereitet und waren auch nach
den Unterrichtszeiten per eMail er-
reichbar.
TAZ: Würdest du Lehre mit Matu-
ra weiterempfehlen?
Siller:
Selbstverständlich, denn
Bildung ist absolut wichtig und der
richtige Weg zum beruflichen Er-
folg. Sehr gut finde ich beim beglei-
tenden Modell am BFI, dass man
selbst entscheiden kann, wie schnell
man die Matura machen will.
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SCHULE ALS HERAUSFORDERUNG
Foto: ullrich/Fotolia.com
Noch Fragen?
Alle Infos zur Lehre mit Matura gibt es
beim BFI Tirol, Tel. 0512/59 6 60, bzw.
auf bfi.tirol
Perspektiven.
Mit einer begleitenden Ausbildung am BFI Tirol erhalten Lehrlinge die gleichen
Studien- und Karrierechancen, wie andere Maturanten. Ein junge Bürokauffrau erzählt.