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Nr. 77, September 2015
DAHEIM PFLEGEN
V
iele gesunde Eigenschaften
werden dem knackigen Kernobst
zugeschrieben. Dass die Tiroler auch
genussvoll zubeißen dürfen, belegte
der erfreuliche Test der AK Konsumen
tenschützer (die TAZ berichtete). Dafür
wurden Äpfel aus biologischem und
konventionellemAnbau in sechs Super
märkten gekauft und u. a. auf Pestizid
rückstände geprüft. Zusätzlich fragten
die AK Experten in den Zentralen nach
Maßnahmen, mit denen die Händler
die Pestizidbelastung bei konventionell
erzeugtemObst gering halten. Jetzt
liegen alle Stellungnahmen vor: Die
Ketten verweisen durchwegs auf hausei
gene Qualitätssicherung sowie auf enge
Zusammenarbeit mit Erzeugern bzw.
Lieferanten und zumTeil auch auf biolo
gische Alternativen, die die chemische
Keule zunehmend ersetzen (sollen).
Gesetz gefährdet Patienten
Billiger statt besser.
Die geplanten Änderungen beim Gesundheits- und Krankenpflegegesetz
lassen die Alarmglocken schrillen. Experten befürchten eine schlechtere Patientenversorgung.
Apfelesser
denken besser
Kufstein: Infos
fürAngehörige
Heime brauchen
neuen Schlüssel
Workshop
zur Pflege
W
enn Menschen Pflege brauchen,
wirkt sich dies auch auf den Alltag
der Angehörigen aus. Entsprechend groß
ist das Interesse an der AK Veranstaltungs
reihe
„Häusliche Pflege – eine Heraus-
forderung“
, die nun in der
AK Kufstein
fortgesetzt wird: Am
20. Oktober um 19
Uhr
geben Expertinnen Tipps fürs Adaptie
ren der Wohnung und zu Fördermöglich
keiten sowie Infos zu Pflegegeld und dem
AK Pflegetagebuch, das ein wichtiges
Hilfsmittel für die Pflegegeldeinstufung
darstellt. Zusätzlich werden Pflegehilfsmit
tel vorgeführt, wie Duschbrett, Hüftpro
tektoren, Haltegurte, Bettleiter u. v. m.
Anmeldung:
0800/22 55 22 – 3350
oder
kufstein@ak-tirol.comW
ie veraltet der Personalbemes
sungsschlüssel für die 86 Tiroler
Pflegeheime ist, zeigte der Tätigkeitsbe
richt 2007/2009 der Heimanwaltschaft:
So betrug der Zeitbedarf bei einem
Heimbewohner der Pflegestufe III 158,5
Minuten/Tag – statt vorgegebener 76
Minuten. Deshalb fordert die AK vom
Land einen adäquaten Pflegeschlüssel
und unterstützt die Position von ISD-
Betriebsrat und ARGE Pflegeheime.
„Wir brauchen optimale Pflege und
humane Arbeitsbedingungen“, betont AK
Präsident Erwin Zangerl. „Dazu gehören
tagsatzrelevante Stellen für Therapeuten.
Diese müssen derzeit aufgrund des
Schlüssels sogar abgezogen werden!“
S
ie möchten sich bei der Betreuung
eines pflegebedürftigen Familienmit
glieds tatkräftig einbringen. Aber selbst
wenn alle organisatorischen Hürden
bewältigt sind, erwarten Sie imAlltag viele
Herausforderungen: Wie funktioniert
rückenschonendes Bewegen im Bett? Wie
das Umsetzen vom Bett in einen Stuhl
oder das Aufstehen?
Bei einem
Workshop in der AK Tirol
in Innsbruck
erfahren Angehörige von
Experten viel Wissenswertes für den
Umgang mit Pflegebedürftigen. Ein
Schwerpunkt ist der Unterstützung
Demenzbetroffener gewidmet. Außerdem
werden Hilfsmittel vorgestellt, die die
Pflege erleichtern.
Für denWorkshop stehen zwei Termine
zur Wahl.
Freitag, 9. Oktober
, oder
Frei-
tag, 23. Oktober
. Beginn: jeweils 14 Uhr.
Melden Sie sich am besten gleich für Ih
renWunschtermin an unter Tel. 0800/22
55 22 – 1645 oder
gup@ak-tirol.comAchtung, beschränkte Teilnehmerzahl!
AK POSITION
KOSTENLOS
PFLEGE
HILFE
Helfen mit Hand & Köpfchen
Physiotherapeuten.
Bewegung kann und soll Spaß machen. Und damit unser
Körper auch einwandfrei funktioniert, leisten diese Experten wertvolle Dienste.
AK TIPP
P
FLEGE
&
L
EBEN
Foto: Helmut Vogler/Fotolia.com
A
uch im Gesundheits- und
Krankenpflegebereich
soll eine akademische
Ausbildung möglich sein
– das ist aber auch schon die ein-
zige Verbesserung durch die vor-
gesehene Gesetzesnovelle. Denn
bei der Basisausbildung hapert es
laut diesen Plänen umso mehr.
So soll der Pflegeberuf künftig
dreigeteilt sein in diplomiertes
Pflegepersonal, Pflegefach- und
Pflegeassistenz. Doch die an-
gekündigten Kompetenzerwei-
terungen halten Experten für
höchst bedenklich. Pflegeassi-
stenten sollen nach nur einjähri-
ger Ausbildung auf Anordnung
sämtliche Pflegeinterventionen
durchführen dürfen, Pflege-
fachassistenten mit zweijäh-
riger Ausbildung dürfen ei-
genverantwortlich sämtliche
Pflegeinterventionen auf Anord-
nung durchführen. Dies gilt auch
für Tätigkeiten im medizinischen
Bereich, auch was Diagnostik und
Therapie am Patienten betrifft. Eine
Kontrolle durch den gehobenen
Dienst – das diplomierte Pflegeper-
sonal – ist nicht einmal vorgesehen.
Dies lässt befürchten, dass in Spi-
tälern dann überwiegend Pflegeas-
sistenten und Pflegefachassistenten
eingesetzt werden statt des (teure-
ren und länger ausgebildeten) di-
plomierten Pflegepersonals.
Die Vorsitzende des Ausschus-
ses „Gesundheit und Pflege“ der
AK Tirol und BR-Vorsitzende am
BKH Schwaz, Kammerrätin Pe-
tra Grössl-Wechselberger, betont:
„Dieser Entwurf darf keines-
falls beschlossen werden
und muss zurück an den
Start. Für ein modernes
Gesundheitssystem be-
nötigen wir gut ausgebildete Pfle-
geexperten, und nicht nur Erfül-
lungsgehilfen, die trotz reduzierter
Ausbildung ärztliche Tätigkeiten
übernehmen. Vielmehr wäre eine
Zusammenarbeit von Pflegeperso-
nal und Ärzten auf Augenhöhe an-
zustreben.“
Kritik.
„Die Kürzung der Ausbil-
dungszeiten für Gesundheitsberufe
sehe ich als Gefahr für die weitere
gute pflegerische Versorgung der
Bevölkerung“, kritisiert Gerhard
Hödl, BR-Vorsitzender der Tirol
Kliniken GmbH. Und AK Präsi-
dent Erwin Zangerl ergänzt: „Jeder
Lehrberuf dauert drei Jahre. Für die
Arbeit am Menschen, bei der es
um Gesundheit und Leben – unser
höchstes Gut – geht, lässt das ge-
plante neue Gesetz jedoch kürzere
Ausbildungszeiten zu! Das geht zu
Lasten der pflegerischen Qualität
und der Patientensicherheit.“
Problem.
Verkürzte Ausbildung
geht zu Lasten der Sicherheit.
E
inen wesentlichen Beitrag,
damit die natürliche Be-
wegungsfähigkeit erhalten
bleibt bzw. um diese wie-
der herzustellen oder zu verbes-
sern sowie Funktionsstörungen
zu vermeiden, leistet die Berufs-
gruppe der Physiotherapeuten. Sie
bezeichnen sich auch gerne als
Bewegungsexperten. Die Ausbil-
dung erfolgt in einem dreijährigen
Fachhochschulstudium, das mit
dem Titel Bachelor of Science ab-
geschlossen wird.
Das Einsatzgebiet der Physio-
therapie ist mannigfaltig. Es reicht
von der Orthopädie, der Inneren
Medizin, der Sportmedizin über
die Arbeitsmedizin, Psychiatrie
und Geburtshil-
fe bis hin zur
Sport- und Trai-
ningsberatung.
Dabei können die
jeweiligen The-
rapeuten sowohl
freiberuflich, als
auch in einem An-
gestelltenverhältnis
tätig sein.
Der physiotherapeu-
tische Dienst wendet
alle
physiotherapeu-
tischen Behandlungen
eigenverantwortlich
nach ärztlicher An-
ordnung an. Zu diesen
Maßnahmen
zählen
unter anderem alle Arten
der Bewegungstherapie,
Heilmassagen, Atemthe-
rapie, manuelle Therapie,
Lymphdrainagen
oder
Reflexzonen- und Ul-
traschalltherapie. Auf
Grund der Zunahme von
Störungen und Schä-
digungen des Bewe-
gungstraktes
sowie
der Verschiebung der
Altersstruktur gewinnt
auch in der Physiothe-
rapie die Vorsorge an
Bedeutung. Im Rahmen der prä-
ventiven Arbeit können Mitarbeiter
des physiotherapeutischen Dienstes
beispielsweise Arbeitsplätze ana-
lysieren und dazu entsprechende
Änderungsvorschläge unterbreiten
oder Aufklärung zu den Themen
Bewegungsausgleich oder ergono-
misches Sitzverhalten in Kindergär-
ten und Schulen betreiben. Für die
Beratung und Erziehung gesunder
Personen benötigen Physiothe-
rapeuten keine Anordnung eines
Arztes.
Neben Physiotherapeuten darf
auch die Berufsgruppe der Mas-
seure Massagen durchführen. Über
deren Berufsbild erfahren Sie mehr
in der nächsten Ausgabe.
Physiotherapie:
Umfang-
reiches Berufsbild mit
hohen Anforderungen.
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