Zangerl: Miteinander wäre
jetzt wichtiger als Jammern
Im Gespräch.
„Tirol braucht gerade jetzt Aufbruchstimmung und gemeinsamen Mut.
Leider finden einige Wirtschaftsfunktionäre aus dem Jammer-Modus nicht heraus.“
TAZ: Herr Präsident, Sie bemühen
sich derzeit besonders um einen
gemeinsamen Weg in Tirol. Wa-
rum ist das gerade jetzt so wichtig?
Zangerl:
Einen gemeinsamen Weg
zu finden, ist derzeit das größte
Anliegen. Wir werden täglich mit
Krieg, Terror und menschlichen
Tragödien konfrontiert. Deshalb ist
Solidarität in Tirol ein Gebot der
Stunde. Wir lehnen die Vorgangs-
weise mancher wirtschaftspoli-
tischer Kreise strikt ab, die unser
Sozialsystem als unfinanzierbar
hinstellen und unser solidarisches
Pensions- und Gesundheitssystem
schlechtreden. Ebenso weisen wir
die Forderung nach Kürzung der
Mindestsicherung zurück sowie
den Vorschlag, Ein-Euro-Jobs für
Asylwerber einzuführen. Für wie
dumm will man uns verkaufen?
Denn mit solchen Jobs werden dem
Lohndumping Tür und Tor geöff-
net, unsere Arbeitsgesellschaft aus-
einanderdividiert und unser Sozial-
system ausgehöhlt.
TAZ: Laut Umfragen stehen 72 %
der Bevölkerung zur derzeitigen
Form der Mindestsicherung. Füh-
len Sie sich dadurch bestätigt?
Zangerl:
Wer im Zusammenhang
mit der Mindestsicherung von einer
„sozialen Hängematte“ spricht, hat
keine Ahnung von der Realität. Die
Menschen bekennen sich zur Min-
destsicherung, da sie eine wichtige
Vorsorge gegen das Abrutschen in
die Armut ist. Angesichts der ho-
hen Arbeitslosigkeit, der stark stei-
genden Kosten für das Wohnen und
der elementaren Lebensbedürfnisse
wissen wir, wie sehr sich diese Be-
lastung schon in den sogenannten
„Mittelstand“ hineinfrisst. 40 %
suchen in Tirol vielfach aus Scham
gar nicht um Mindestsicherung an,
obwohl sie ihnen zustehen würde.
Sollte es vereinzelt zu Missbrauch
kommen, kann das nicht Grund
sein, alle Mindestsicherungsbezie-
her zu bestrafen. Missbrauch findet
ja auch in anderen Bereichen statt,
ohne dass dort Förderungen in Fra-
ge gestellt werden.
TAZ: Sie haben deutliche Kritik an
der Vorgangsweise einiger Wirt-
schaftsfunktionäre in Tirol geübt.
Ist diese Kritik berechtigt?
Zangerl:
Ja, und das sehen nicht
nur die Arbeitnehmervertreter so.
Die Wirtschaftskammer Tirol tut
sich meist nur noch als „Jammer-
Kammer“ hervor. Früher gab es
noch Ideen und Vorschläge. Der-
zeit herrscht leider Stillstand. Dabei
braucht es vor allem jetzt in Tirol
Aufbruchstimmung und unterneh-
merische Kraft. Statt die Situation
krankzujammern, sollte man bei
sich selbst anfangen und versuchen,
es besser zu machen: Ein Wirt-
schaftsprogramm für die Zukunft
muss mehr sein, als sich nur noch
über eine zu aufwendige Bürokratie
und zu hohe Steuern aufzuregen.
Da sollte sich die WK Tirol zuerst
selbst an der Nase nehmen und die
eigenen Strukturen hinterfragen.
Oder aber zumindest ihren Mitglie-
dern das beste Service anbieten.
TAZ: Sehen Sie in den Betrieben
ebenfalls eine negative Stimmung?
Zangerl:
Im Gegenteil. In vielen
Betrieben herrschen ganz andere
Verhältnisse. Hier wissen die Chefs,
dass sie auf gute Mitarbeiter bauen
können und dass man nur gemein-
sam etwas umsetzen kann. Denn
gerade die guten Betriebe sehen ihre
Mitarbeiter als das beste Kapital. Es
gibt auch mit vielen WK-Sparten
ein gutes Verhältnis, etwa mit den
Verantwortlichen im Tourismus.
Statt zu jammern wurde der positive
Trend des heurigen Winters genutzt
und ein Rekordergebnis erzielt.
Wenn jetzt auch die Mitarbeiter von
diesem Aufschwung profitieren,
dann sind wir auf einem guten Weg.
Erwin Zangerl:
„Die Solidarität untereinander und das Gemeinsame sind derzeit
das größte Anliegen. Unsere Gesellschaft darf nicht gespalten werden.“
Foto: AK Tirol
+PLUS –MINUS
AKUT
OFFEN GESAGT
3
Nr. 84, April 2016
Mitmachen & gewinnen.
Wenn Sie Karten für eine
der beiden Veranstaltungen
gewinnen wollen, mailen Sie
an
ak@tirol.com, schicken Sie
ein Fax an 0512/5340 – 1290
oder schreiben Sie an AK Tirol,
Maximilianstraße 7, 6020
Innsbruck, Stichwort:
„Una noche“
bzw. „
Jahrhun-
dertprojekt“
oder
„Revolver-
held“
. Name und Adresse bitte
nicht vergessen.
Einsendeschluss: 30. April 2016
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen,
keine Barablöse möglich.
Mehr unter
www.iffi.atbzw.
www.lindnermusic.atE
s war eine Ehre für die Revolver-
helden Johannes Strate, Kristoffer
Hünecke, Niels Grötsch und Jakob
Sinn als sie zum legendären „MTV
Unplugged“-Format eingeladen wur-
den. Die vier Musiker gingen dafür neue
Wege und arrangierten das komplette
Set noch einmal neu. So wurde aus
jedem Song eine ganz andere und
spannende Version geschaffen, die Fans
am
1. Juli ab 20 Uhr auf der Festung
Kufstein
genießen können, wo Revol-
verheld auf ihrer „MTV Unplugged –
Sommer Open Air Tour“ Station machen.
Deshalb mitspielen (siehe links) und mit
etwas Glück lassen Revolverheld auch
für Sie das Licht an!
Z
um 25-jährigen Jubiläum widmet
sich das Internationale Film Festival
Innsbruck (IFFI) dem Thema Flüchtlinge
und den Gründen von Flucht.
„Una
noche“
von 2015
(Cinematograph,
Freitag 27.Mai, 20.30 Uhr)
ist ein Film
über eine Insel, auf der man gerne
bleiben möchte und doch abhaut.
„Das
Jahrhundertprojekt“
(Leokino, Mittwoch
25.Mai, 22 Uhr)
zeigt, wie drei Männer
– Großvater, Vater und Enkel – in einem
Plattenbau am Rande eines Atomkraft-
werks, das nie in Betrieb genommen
wurde, zusammenleben. Wer Tickets für
die Vorführungen gewinnen will, schreibt
an die Tiroler Arbeiterzeitung (siehe
links)!
Revolverheld
in Kufstein
Film, Flucht
und Flüchtende
OPENAIR TOUR
FILMFESTIVAL IFFI
Revolverheld
am 1. Juli in Kufstein.
Una noche
am 27. Mai im Cinematograph.
Foto:Benedikt Schnermann
Foto: trigo-film
GEWINNEN MIT DER AZ
E
ine EU-weite
Untersuchung
zum Strom-
verbrauch von
Haushaltsgeräten
hat ergeben, dass jedes
fünfte getestete Gerät mehr Energie benö-
tigte, als auf der Verpackung angegeben.
Demnach hielten 18 von 100 getesteten
Produkten nicht die EU-Effizienzvorgaben
ein. Getestet wurden 20 Haushaltsgeräte-
gruppen wie Kühlschränke, Lampen und
Staubsauger etc. Die Stichprobe macht
deutlich, dass viele Hersteller gesetzliche
Vorgaben zum Energieverbrauch missach-
ten. Einige der getesteten Haushaltsge-
räte benötigten bis zu 30 %mehr Strom.
Pro Jahr verlieren private Haushalte durch
nichtkonforme Produkte oder falsche
Kennzeichnung mehr als zehn Milliarden
Euro an möglichen Stromeinsparungen.
S
eit 2013 bie-
tet die AK Tirol
mit der Initiative
„AK Rückenwind“
jungen Menschen
zwischen 17 und 30
Jahren die Möglichkeit, Europa sinnvoll
zu erkunden und sich gleichzeitig für das
Berufsleben vorzubereiten. Derzeit läuft
die Anmeldung für Projekte in Spanien
und England. In
Muxia
können Interes-
sierte von
29. April – 27. Mai
ein altes
Fischerboot wieder flott machen und
dabei die galicische Kultur erkunden. Im
kleinen Ort
Cawsand in Cornwall
geht
es um Nachhaltigkeit. Dort helfen die
Projektteilnehmer von
13. Mai – 11. Juni
einem Fischer und pflegen außerdem
einen Garten, der bereits von Jugend-
lichen angelegt wurde. Die Projekte
finden im Rahmen des EU-Programms
Erasmus+ statt, die Teilnahme ist
kostenlos. Reise, Unterkunft, Betreuung,
Versicherung etc. werden von EU und AK
Tirol finanziert. Infos und Anmeldung ab
sofort unter Tel. 0800/22 55 22 – 1216
oder
rueckenwind@ak-tirol.comStromverbrauch
falsch angegeben
Mit Rückenwind
nach Europa
Icons: yadviga/Fotolia.com
IMPRESSUM
Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz
der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol
Medieninhaber und Herausgeber:
Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol,
6020 Innsbruck, Maximilianstraße 7
Redaktion:
Dr. Elmar Schiffkorn,
Mag. Christine Mandl, Gertraud Walch,
Mag. Henrik Eder, Armin Muigg
Fotos:
AK,
www.fotolia.comDruck:
Intergraphik GmbH, 6020 Innsbruck,
Ing. Etzelstraße 30
Offenlegung gemäß Mediengesetz, § 25 (2):
Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol,
6020 Innsbruck, Maximilianstraße 7; Präsident:
Erwin Zangerl; Aufgabenstellung: Interessenver-
tretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer; Die Blattlinie entspricht jenen Grundsätzen,
die imArbeiterkammergesetz 1992 BGBl. Nr.
626/1991 idgF festgehalten sind.
Die von der AK Tirol angebotenen Leistungen
kommen ausschließlich ihren Mitgliedern
zugute. Soweit personenbezogene Bezeich-
nungen nur in männlicher Form angeführt sind,
beziehen sie sich auf Frauen und Männer in
gleicher Weise.
AK TIROLER ARBEITERZEITUNG – AK AKTUELL