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Nr. 87, Juli/August 2016
Kalte Progression bei Bildungsbeihilfen
O
b Umbruch-Phase oder berufliche
Orientierung: Mit ihren Rückenwind-
Projekten konnte die AK Tirol schon
hunderte junge Tiroler zwischen 17 und
30 Jahren unterstützen.
Wer noch auf der Suche nach der
richtigen Herausforderung im Sozial-,
Umwelt- oder Kulturbereich ist, sollte sich
jetzt schon für die nächsten freien Plätze
im Herbst bewerben: Ihr habt die Wahl
zwischen einem Kultur- und Fotoprojekt
in Cornwall
(10. bis 30. September)
,
einem Gartenprojekt in Galizien
(14.
September bis 13. Oktober)
, bei dem die
Nachhaltigkeit imMittelpunkt steht, oder
ihr helft mit beimWegebau in Ungarn
(15. Oktober bis 5. November)
.
Jeder kann mitmachen, Anreise,
Unterkunft, Verpflegung, Sprachkurs und
Taschengeld werden vom EU-Programm
Erasmus+ und der AK Tirol finanziert.
Mehr Infos gibts unter Tel. 0800/22 55 22
– 1212 oder
rueckenwind@ak-tirol.comD
ie Pflege eines Angehörigen zuhau-
se bedeutet immer eine große phy-
sische und emotionale Herausforderung.
Weil das Pflegegeld für die Betroffenen
meist eine wichtige finanzielle Unterstüt-
zung ist, hat die AK Tirol in Zusammen-
arbeit mit der PlattformMobile Pflege
Tirol das Pflegetagebuch neu aufgelegt.
Damit können Sie den regelmäßigen
Betreuungsaufwand und die Art der Hilfe
festhalten und diese Dokumentation bei
der Einstufung fürs Pflegegeld vorlegen.
Sie erhalten das Pflegetagebuch kosten-
los unter 0800/22 55 22 – 1644 oder auf
ak-tirol.comG
roße Aufgaben sind es, die
ihnen bevorstehen
– mit
diesen Worten begrüßte
vor 70 Jahren der dama-
lige LHStv. Dr. Hans Gamper die
Kammerräte der AK Vollversamm-
lung im Beisein des Gouverneurs
der französischen Besatzung sowie
des Innsbrucker Bürgermeisters Dr.
Anton Melzer. Und weiters führte
er aus:
„Unsere Wirtschaft liegt am
Boden, sie muss wieder aufgebaut
werden, soll der Arbeiter in Zukunft
leben. Unsere soziale Gesetzge-
bung muss wieder aufgebaut und
erweitert werden. Die Vorschläge
hierzu müssen von Ihrer Initiative
ausgehen, und dass die Vorschläge
auch Gesetzeskraft annehmen, da-
für werden Sie mit dem vollen Ein-
satz Ihrer Kraft sorgen müssen.“
Neubeginn.
Josef Wilberger
stellte als erster AK Präsident in
der 2. Republik damals fest:
„Es
sind nicht nur die Trümmer der
zerbombten und ausgebrannten
Häuser, die zu beseitigen sind. Die
ganze Wirtschaft, Kultur in jeder
Spielart und vor allem auch die
Ethik sind ein Trümmerfeld. Die
Interessen der Arbeiterschaft sind
vielfältig, auf allen Lebensgebieten
ist ihre Geltendmachung und Ver-
tretung notwendig, aber das primä-
re, das notwendige, das brennende
Problem ist der Wiederaufbau der
Wirtschaft und dabei steht für uns
die Erhaltung der menschlichen
Arbeitskraft an erster Stelle.“
AK Präsident Erwin Zangerl er-
innerte anlässlich der jüngsten AK
Vollversammlung daran, dass der
damalige Auftrag im Sinne der Ti-
roler Arbeitnehmer bestmöglich
erfüllt wurde. Zangerl: „Die letz-
ten 70 Jahre waren eine Erfolgsge-
schichte für die Tiroler Arbeitneh-
mer. Der Schutz der Beschäftigten,
das Arbeitsrecht, das Sozialrecht,
der Arbeitnehmerschutz und der
Konsumentenschutz wurden auf
Basis unzähliger Vorschläge und
Initiativen der AK ausgebaut. Un-
sere Mitglieder erhalten kostenloses
Know-how und bei Bedarf auch
Rechtsvertretung durch Experten.
Und die österreichische Form der
Wirtschafts- und Sozialpartner-
schaft hat wesentlichen Anteil da-
ran, dass Österreich zu den zehn
wirtschaftlich reichsten und fried-
lichsten Ländern der Erde gehört.“
Herausforderung.
Ausruhen auf
dem, was man erreicht hat, könne
man sich aber nicht, so der AK Prä-
sident: „Immer noch werdenArbeit-
nehmervertretungen in Frage ge-
stellt, sobald es um gerechte Löhne,
Chancengleichheit und Mitsprache
im Betrieb geht. Die Steuerflucht,
die Konzentration des Kapitals, die
Frage der gerechten Besteuerung
vonArbeit undVermögen, aber auch
der massive Strukturwandel in der
Wirtschaft werden uns in nächster
Zeit vor große Herausforderungen
stellen. Auf eines werden wir mit
Sicherheit achten: Es darf zu keiner
Spaltung unserer Gesellschaft kom-
men. Denn unser aller Wohlstand
beruht auf Toleranz, auf Solidarität,
dem fairen sozialen Ausgleich und
der gegenseitigen Wertschätzung.
Diese demokratischen Werte gilt es
zu sichern und auszubauen.“
Diesbezüglich verweist Zangerl
auf eine Aussage Wilbergers wäh-
rend der ersten Vollversammlung
1946:
„Wir können den Geist des
Nazismus, wie überhaupt den Geist
jeglicher Gewalt nur dann ausrot-
ten, wenn wir den Menschen ein
geordnetes und friedsames Leben
ermöglichen.“
70 Jahre Erfolgsgeschichte
Jubiläum.
Der 13. April 1946
war ein denkwürdiger Tag für
die Tiroler Arbeitnehmer:
Vor 70 Jahren konstituierte
sich die Arbeiterkammer Tirol
in der Zweiten Republik neu.
B
ildung – so lautet seit Jah-
ren das Zauberwort, wenn
es um die Aussicht auf
einen Arbeitsplatz geht.
Doch Bildung kostet und wie sie zu
finanzieren ist, darüber wird viel-
fach geschwiegen. Für dieAK Tirol
ist Bildung kein leeres Schlagwort:
1,7 Millionen Euro betrug die Bil-
Sparen bei Bildung.
Durch die Lohnsteuersenkung ist zwar das Nettoeinkommen gestiegen, die Einkommensgrenzen für Beihilfen sind jedoch gleich geblieben. Viele fallen nun um notwendige Förderungen um.
Josef Wilberger.
Für den ersten AK
Präsident der 2. Republik stand die
menschliche Arbeitskraft an erster Stelle.
Foto: toomler/Fotolia.com
Pflegetagebuch
anfordern
R
ÜCKBLICK
&
A
USBLICK
* Brotverteilung durch die Arbeiterkammer in Volders, Winter 1931/32
kleines Bild: Adaptierung des Kammergebäudes in der Innsbrucker Maximilianstraße, 1930/31
INFOS
Handlungsbedarf.
„Beihilfe – leider nein!“, heißt es seit 2016 für immer mehr Schüler, Lehrlinge und Studenten.
Denn die Einkommensgrenzen für die Zuschüsse wurden nicht angepasst. Die AK handelt und fordert rasche Abhilfe.
dungsförderung, mit der 2015 hun-
derten Mitgliedern unter die Arme
gegriffen wurde. Geld, das für je-
den Einzelnen dringend notwendig
ist, noch dazu, da die Beihilfen im
Sinken begriffen sind. Bei der Ur-
sache dafür lässt Schilda grüßen!
Dank Lohnsteuerreform, die AK
und ÖGB durchsetzen konnten,
ist mit 2016 endlich das Nettoein-
kommen der Familien gestiegen.
Aber die Einkommensgrenzen für
den Bezug von Bildungsbeihilfen
wurden nicht angepasst. So fallen
plötzlich viele Familien um einkom-
mensabhängige Beihilfen um. Die
Folge ist noch mehr Bildungsunge-
rechtigkeit.
Auch in der AK Tirol wird beim
größten Teil der Bildungsbeihilfen
das Nettoeinkommen berücksich-
tigt. Damit es eben nicht zu jenen
Ungerechtigkeiten im Fördersystem
kommt, passt die AK Tirol jedoch
mit 1. September die Förderungen
an die erhöhten Nettoeinkommen
an: Die Einkommensgrenzen für
Beihilfen von Schülern, Lehrlin-
gen und Studenten werden um
5,6 % erhöht, wobei sowohl die
durchschnittliche
Verbesserung
durch die Steuerreform als auch
die Inflation berücksichtig wurden.
Um eine Verschlechterung zu ver-
meiden, die sich unweigerlich auf
den Arbeitsmarkt auswirken würde,
fordert die AK die anderen Förder-
stellen auf, ebenfalls ihre Grenzen
bei der Berechnung von Bildungs-
beihilfen anzuheben, damit die For-
derung nach Bildung eben nicht zu
einem leeren Schlagwort verkommt.
Infos zu Beihilfen
A
b 1. September 2016 beginnt
das neue Förderjahr. Bei Fragen
zu Beihilfen oder Bildungsplänen
geben die Experten der Bildungspo-
litischen Abteilung unter 0800/22 55
22 – 1515 oder
bildung@ak-tirol.comgerne Auskunft.
Mit Rückenwind
in den Herbst
Zum Kulturprojekt nach Cornwall.
AK ANGEBOTE