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CHULE
&
L
ERNEN
10
Nr. 88, September 2016
U
nlängst präsentierte
das AMS die aktuelle
Statistik. 17.059 Per-
sonen waren imAugust
in Tirol als arbeitslos
vorgemerkt. Schaut man
sich die Aufschlüsselung
nach Alter oder Ausbildung
an, dann sind die Fakten
besorgniserregend: 41,3 % der Betroffenen haben
Pflichtschulausbildung, 2.395 sind zwischen 15 und
24 Jahre alt, also jeder Siebente. Im Umkehrschluss
heißt dies, dass viele, viel zu viele Jugendliche in der
Schule bzw. beim Einstieg ins Berufsleben Schwierig-
keiten haben. Und dabei sind in der AMS-Statistik all
jene noch gar nicht berücksichtigt, die nie beschäftigt
waren! Die AK hat Bildungs-Reformen eingefordert
und viele Vorschläge gemacht, wie Schule gelingen
kann: Mit einemAusbau des verschränkten Ganz-
tagesunterrichts. Mit Unterricht, der sich mehr am
Verständnis der Schüler orientiert und in dem auch
mehr Zeit zum Üben des Lehrstoffes bleibt. Wir brau-
chen mehr Förderunterricht und mehr kostenlose
Nachmittagsbetreuung.
Nur so kann allen Kindern eine gute Ausbildung
ermöglicht werden – und damit ein motivierendes
Sprungbrett ins Berufsleben.
D
as Funktionieren
unserer Gesellschaft
steht und fällt mit einem
gut funktionierenden,
gerechten Bildungs-
system. Daher darf die
soziale Herkunft von
Kindern nicht darüber ent-
scheiden, welche Schule sie
besuchen dürfen. Das Grundrecht auf Bildung darf
auch auf keinen Fall zu einer zusätzlichen Belastung
der Arbeitnehmer führen, der Schulbesuch muss
kostenlos sein. Wir brauchen ein Bildungssystem,
das Begabungen fördert, Schwächen ausgleicht,
und das den Kindern mehr Zeit lässt für die Ent-
scheidung, welchen Weg sie nach der Pflichtschule
wählen. Wir können unser Bildungssystem nur
dann zukunftsgerecht gestalten, wenn das Gesamt-
paket nachhaltig und sinnvoll gestaltet wird. Es
braucht ein klares Bekenntnis zur Ganztagsschule,
damit die Kinder individuell gefördert werden.
Denn wenn der Nachmittagsunterricht fürs Lernen,
Wiederholen und Üben genützt wird, entlastet das
Familien zeitlich und finanziell. Wir sind es auch der
nächsten Generation schuldig, jede Möglichkeit zu
nutzen, die ihre Chancen auf Bildung verbessert,
weil Bildung Zukunft sicher macht.
I
m Gegensatz zu
früher werden Kinder
heutzutage immer un-
terschiedlicher erzogen.
Manche Eltern versu-
chen, die Wünsche und
Bedürfnisse der Kinder
zu erfüllen, andere legen
mehr Wert auf Selbständigkeit
oder gutes Benehmen und Gehorsam. Manche
wollen, dass ihre Kinder bestmöglich auf ein
erfolgreiches Berufsleben vorbereitet werden und
zu materiellemWohlstand kommen. Andere wieder
stellen die soziale Entwicklung in den Mittelpunkt
und wollen, dass ihre Kinder zu möglichst hilfsbe-
reiten Mitmenschen werden. Und von der Schule
wird erwartet, dass sie bei allen Wünschen mithilft
und die Kinder bestmöglich auf das Leben vorberei-
tet. Dazu braucht es aber die Abstimmung zwischen
Eltern und Schule und die Klarstellung, was von
jeder Seite geleistet werden kann. Die Eltern stehen
durch das Arbeitsleben oft unter großem Druck
und brauchen Entlastung durch die Schule. Auf der
anderen Seite kann die Schule die Erziehung nicht
vollständig übernehmen. Im Mittelpunkt müssen
aber immer die Kinder stehen, denn allen Eltern
gemeinsam ist, dass sie das Beste für sie wollen.
S
o kann Schule
gelingen“ ist ein
umfangreiches Thema.
Ein Punkt um anzuset-
zen wäre, wieder mehr
Respekt gegenüber
der Institution Schule
und den Lehrpersonen
zu zeigen. Manchmal kann
man meinen, dass einige Eltern unsere Schulen als
Verwahreinrichtungen mit Bildungsauftrag sehen.
Bei negativen Erfolgen sind „natürlich“ die Lehrper-
sonen dafür verantwortlich und werden möglicher-
weise noch angefeindet. Die Tatsache, dass ein Teil
unserer Schulabgänger nicht sinnerfassend zu lesen
vermag, muss aufrütteln, dafür kann man die Schule
nicht alleine verantwortlich machen. In Zeiten von
Pokemon GO gibt es viele Jugendliche denen es
mehr bedeutet, ein guter Monsterjäger zu sein, als
eine gute Note zu haben. Da braucht es den Einfluss
der Eltern. Zum Gelingen der Schule muss auch die
Regierung ihren Teil beitragen und die Jahrzehnte
der Reformankündigung beenden. Umsetzen, heißt
es jetzt. Und dazu gehört auch:„Das Beherrschen der
deutschen Unterrichtssprache ist Voraussetzung für
die Teilnahme am Regelunterricht an öffentlichen
Schulen in Österreich.“
Sprungbrett ins
Berufsleben
Bildung macht die
Zukunft sicherer
Kinder müssen im
Mittelpunkt stehen
Schule braucht
wieder mehr Respekt
Sozialdemokratische
GewerkschafterInnen
Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG
Grüne in der AK
Freiheitliche
Arbeitnehmer in der AK
Erwin Zangerl,
AK Präsident
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
Franz Ebster,
Fraktionsobmann
Neue Einkommensgrenzen, längere Frist:
„Versteckte Schulkosten“ belasten viele Familien.
Deshalb fördert die AK Tirol Schüler, Lehrlinge und Studenten mit Bildungsbeihilfen.
B
ildung ist solide Basis für
ein erfolgreiches Berufs-
leben. Und sie müsste
allen offenstehen. Aber
die AK Schulkostenerhebung be-
legt: Schulbesuch oder Studium
der Kinder stellen für viele eine
enorme finanzielle Belastung dar.
„Das können wir mit aktuellen
Langzeitdaten nachweisen“, be-
tont AK Präsident Erwin Zangerl.
„Als Dank wurden unter den El-
tern, die ein Jahr lang alle schul-
bedingten Ausgaben notiert haben,
Gutscheine verlost.“
(siehe Foto).
Weil aber Bildung so wichtig ist,
hilft die AK Tirol mit Beihilfen für
Lehrlinge, Schüler ab der 9. Schul-
stufe sowie Studenten. Zangerl:
„Ab sofort gelten hier nicht nur
höhere Einkommensgrenzen, son-
dern auch längere Fristen: Anträge
können bis 31. August des Folge-
jahres eingereicht werden.“
Voraussetzungen
• Für AK Mitglieder, deren Kinder
eine Lehre absolvieren, liegt die
Einkommensgrenze bei einem
Kind nun bei 2.100 Euro netto im
Monat (inklusive Lehrlingsent-
schädigung).
• AK Beihilfen für Schüler und
Studenten sind bei einem Kind
nun bis zur Obergrenze von 1.710
Euro netto im Monat möglich.
Diese Obergrenzen steigen, wenn
weitere Kinder in der Familie leben
sowie bei einer kostenpflichtigen
auswärtigen Unterbringung wäh-
rend des gesamten Ausbildungs-
jahres. Bei Antragstellung muss
ein Elternteil in Tirol AK Umlage
bezahlen. Für Arbeitslosigkeit,
Erkrankung sowie Pension gelten
spezielle Regelungen.
Gut zu wissen
Unterstützungen sind auch mög-
lich, wenn jemand neben seiner
Ausbildung im Berufsleben steht,
eine Berufsreife-, Studienberechti-
gungs- oder Lehrabschlussprüfung
im 2. Bildungsweg nachholt sowie
für EDV-Grundlagenkurse. Hier
gelten keine Einkommensgrenzen.
Anträge gibts in der AK in Inns-
bruck, in den
Bezirken sowie
auf ak-tirol.com.
Je früher sie ge-
stellt werden, des-
to schneller erhalten
Berechtigte ihre Bei-
hilfe. Bei Fragen helfen
die AK Experten unter
0800/22 55 22 – 1515.
Z
um Schulbeginn haben die AK
Konsumentenschützer bei sieben
Anbietern die Preise für ein 21-teiliges
„Startpaket für Erstklassler“ – vom
Bleistift bis zur Schultasche – erhoben.
Die Unterschiede waren groß: Kostete
es im günstigsten Geschäft 65,34 Euro,
so mussten im teuersten 287,05
Euro bezahlt werden. Wer von
allen Produkten das jeweils
billigste möchte, muss mehrere
Geschäfte besuchen. Dann kostet
das Paket 62,88 Euro, mit den
jeweils teuersten Varianten
292,32 Euro. Macht 364,89
% Differenz. Allerdings sind
Preisunterschiede
bei Schul-
taschen,
Füllfedern etc.
oft auch mit un-
terschiedlicher
Qualität und
Ausstattung zu
erklären. Mehr
auf ak-tirol.com
Wichtig:
Einkommens-
schwächere
Familien können
bis
30. Septem-
ber 2016
beim Land Tirol für
Kinder von 6 bis 15 Jahren
Schulstarthilfe beantragen. Der
Zuschuss beträgt 145,35 Euro pro
schulpflichtigem Kind, es gelten
Einkommensgrenzen. Infos und
Formulare auf
www.tirol.gv.at–
Suchbegriff
„Schulstarthilfe“
.
Augen auf beim
Schulartikel-Kauf
AK Beihilfen für Bildung
SO KANN SCHULE GELINGEN
AK FRAKTIONEN ZUM THEMA
AK PREISTEST
Teurer Schulbesuch.
AK Präsident Zangerl überreichte die drei Hauptpreise, die im Rahmen der AK
Schulkostenerhebung verlost wurden, an die Mütter Martina Gugler, Lydia Mann und Ines Langhofer.
Weitere zehn Familien dürfen sich über je 100 Euro freuen. Eine Dankeschön allen Eltern, die an der
Studie teilgenommen haben!
Foto: svetamart/Fotolia.com
Foto:AKTirol