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A

RBEIT

&

W

OHNEN

Foto: Ralf Geithe/Fotolia.com

Vertragsgebühr

jetzt abgeschafft

D

ie Mietvertragsgebühr bei Privat-

wohnungen ist Geschichte. Damit

wurde eine langjährige Forderung der

AK umgesetzt: Mietvertragsgebühren für

Wohnräume dürfen nicht mehr einge-

hoben werden. Dies betrifft die „Ver-

tragsgebühr“, nicht jedoch eine allfällige

Maklerprovision. Die Befreiung von der

Vergebührung des Mietvertrags gilt für

Mietverträge über Wohnraum, die ab dem

11. November 2017 abgeschlossen wur-

den. Bis zu diesemTag abgeschlossene

Wohnungsmietverträge sind unverändert

gebührenpflichtig. Die Gebührenpflicht

für Urkunden über den Abschluss von Be-

standverträgen über Räumlichkeiten, die

zu anderen als Wohnzwecken vermietet

werden sowie die Gebührenpflicht für

Bürgschaftserklärungen, die im Zusam-

menhang mit Wohnungsmietverträgen

abgegeben werden, bleibt aber weiterhin

aufrecht.

Suche neue Wohnung.

Schon ein Umzug kostet viel Geld. Wer eine Wohnung mietet,

sollte aber auch beachten, dass noch eine ganze Reihe weiterer Kosten anfallen.

W

ohnen ist ein Grundbe-

dürfnis und ein Grund-

recht und muss für die

Menschen leistbar sein.

Die AK fordert daher ein neues

Mietrechtsgesetz mit klaren ge-

setzlichen Obergrenzen bei allen

Mieten. Die Wohnbauförderung

und deren Rückflüsse müssen wie-

der zweckgebunden und die Be-

triebskosten gesenkt werden. Die

Befristung von Mietverträgen muss

eingedämmt werden. Die Makler-

provision soll nur der Vermieter

zahlen. Die Kosten, die als Betriebs-

kosten auf Mieter derzeit überwälzt

werden dürfen, sind im Gesetz neu

zu regeln. Insbesondere die Grund-

steuer und die Kosten für die Versi-

cherung des Gebäudes sollte künftig

der Vermieter selbst tragen müssen

und nicht mehr den Mietern aufge-

bürdet werden dürfen. AK Präsident

Nebenkosten = Halbe Miete

AK ERFOLG

FACTS

Zangerl: „Bei privaten

Wohnungen

sind

die Mieten in den

letzten 10 Jahren

dramatisch ge-

stiegen. Diese

Preisexplosion

steht in keinem

Verhältnis

zu

Lohnentwicklung

oder Inflation. Bei

vielen Menschen fres-

sen die Wohnkosten einen großen

Teil des Haushaltsbudgets. Gerade

Junge können sich die eigenen vier

Wände kaum leisten. Dramatisch

ist auch der Anstieg bei befristeten

Mietverträgen, bei jeder Vertrags-

verlängerung droht ein teurer Um-

zug oder ein höherer Mietzins. Es

braucht eine soziale Wohnbau-Of-

fensive, um die Nachfrage und da-

mit die Preise zu dämpfen.“

BEISPIEL

3-Zimmerwohnung in Innsbruck, privat vermietet über Makler, Größe 70 m²,

4-Jahres-Vertrag, Vertragserrichtung durch Rechtsanwalt:

Miete: 1.050 € zzgl. USt., zzgl. BK/HK (geschätzt) Euro 200 = 1.355 € pro Monat

(BK/HK-Abrechnungen noch nicht berücksichtigt!)

Makler: 1.250 € x 2 = 2.500 € zuzüglich 20 % USt. =

3.000 €

Vertragserrichtung durch einen Anwalt

800 €

Kaution: 3 Monatsmieten € 1.355 x 3 =

4.065 €

Summe

7.865 €

Bei Fragen helfen

dieWohnrechts-

Experten der AK

kostenlos unter

0800/22 55 22 –

DW1717

Foto: tostphoto/Fotolia.com

E

ine Erweiterung der Arbeits-

zeiten soll fixer Bestandteil

des Koalitionsabkommens

werden. „Aber solche Vorha-

ben dürfen nicht als Einbahnstraße

ausgestaltet werden“, sagt AK Präsi-

dent Erwin Zangerl in Richtung der

künftig Regierenden. Eine weitere

Ausweitung dürfe nicht zu Lasten

der Arbeitnehmerinnen und Arbeit-

nehmer gehen.

Die Ankündigung, die Auswei-

tung der Arbeitszeit bei Fehlen

eines Betriebsrates zum Gegenstand

direkter Verhandlungen zwischen

Arbeitgebern und Arbeitnehmern

machen zu wollen, lässt bei Zan-

gerl die Alarmglocken schrillen.

„Den Beschäftigten bläst auf dem

Arbeitsmarkt bereits jetzt ein kalter

Wind entgegen, der Druck auf die

Einzelne oder den Einzelnen könnte

sich dadurch noch massiv erhöhen.

Darüber hinaus weichen die Koa-

litionsverhandler mit diesem Vor-

haben auch von ihren propagierten

Programmen ab“, kritisiert der AK

Präsident. So betonen beide Parteien

in ihren Programmen die Notwen-

digkeit einer guten Vereinbarkeit

von Beruf und Familie. „Wie dieses

Versprechen mit einem 12-Stunden-

Arbeitstag zusammenpasst, ist mir

ein Rätsel, und das müssen mir die

künftig Regierenden einmal erklä-

ren. Die Beschäftigten wollen und

brauchen gerechte Entlohnung auch

von Mehr- und Überstundenarbeit,

Planbarkeit und Zeitsouveränität,

eine Arbeit, die nicht auf Kosten der

Gesundheit geht, und die Vereinbar-

keit von Beruf und Familie.“

Die Gewerkschaften haben in den

Kollektivverträgen ausgezeichnete

Branchenlösungen verhandelt. Da-

her werde schon jetzt in Österreich

sehr flexibel gearbeitet. Einen nicht

unbeträchtlichen Teil tragen dazu

auch die vielen unvergüteten Mehr-

und Überstunden bei, die geleistet

werden und die ausschließlich den

Arbeitgebern zugutekommen. Be-

reits derzeit sind von den rund über

254 Millionen Überstunden, die

pro Jahr erarbeitet werden, rund

52 Millionen nicht bezahlt. Ausge-

hend davon, dass die überwiegende

Zahl der Überstunden innerhalb

des gesetzlichen Rahmens geleistet

wird, bedeutet die Ausweitung der

Arbeitszeit, dass derzeit geleistete

Überstundenzuschläge entfallen.

Es geht um viel Geld.

Damit

stehen bis zu 1,5 Milliarden Euro

für die Arbeitnehmer auf dem Spiel:

„Bei der Arbeitszeit geht es nicht

nur um die Wünsche der Wirtschaft.

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-

nehmer haben ein Recht auf Fami-

lienleben und Freizeit. Wir wollen

Fortschritt, keinen Rückschritt.

Die Vereinbarkeit von Beruf und

Familie sowie die Gesundheit der

Beschäftigten sind wichtige Para-

meter, wenn man über eine Auswei-

tung der Arbeitszeiten spricht“, sagt

Zangerl. „Ganz zu schweigen von

den Problemen für Alleinerziehende

sowie für die vielen Ehrenamtlichen

in denVereinen.“

Aus arbeitsmedizinischer und ar-

beitswissenschaftlicher Sicht sind

Arbeitszeiten von täglich mehr als

acht Stunden – über einen längeren

Zeitraum betrachtet – abzulehnen,

weil durch die lange Arbeitsdau-

er körperliche, psychische und

gesundheitliche Belastungen ent-

stehen, die die Gesundheit der Be-

schäftigten enorm gefährden. Bei

längeren Arbeitszeiten steigt die

Ermüdung, was mittelfristig zu ge-

sundheitlichen Beeinträchtigungen

führen kann. Auch die Produktivität

sinkt, je länger man arbeitet.

Planlos.

Verschlechterungen bei der Arbeitszeit dürfen keine Einbahnstraße sein, kritisiert

AK Präsident Zangerl die angekündigten Regierungspläne zur Ausweitung der Arbeitszeiten.

Neue Regierung plant

12-Stunden-Arbeitstag

Nr. 102, Dezember 2017

2

L

euchtturmprojekte hat die künftige

Regierung angekündigt, gepaart

mit Schlagworten wie: Modernität,

Leistungsbereitschaft, Individualität,

Flexibilität oder Entbürokratisierung.

Was sich hinter diesem Politsprech für

die Beschäftigten verbirgt, zeigt sich bei

der angekündigten neuen Arbeitszeit-

Regelung. Die gesetzlich und kollektiv-

vertraglich geregelte Normalarbeitszeit

soll bleiben, aber die Höchstarbeitszeit

könnte auf generell 60 Stunden pro

Woche und 12 Stunden am Tag erhöht

werden. Es würde möglich, Kollektivver-

träge zukünftig durch mehr Vereinba-

rungen auf Betriebsebene und individu-

elle Übereinkünfte zu umgehen.

Was könnte das heißen? Beispiels-

weise anhand der angedachten neuen

Ruhezeitregeln im Tourismus- und

Gastronomiebereich: Regelmäßig nur

mehr 8 Stunden Ruhezeit, meist ohne

Dienstpläne, stellen eine massive

Verschlechterung für die Betroffenen dar.

Man weiß aus der Arbeitsmedizin, dass

lange Arbeitszeiten, gemischt mit kurzen

Ruhephasen, Gift für die Gesundheit der

Arbeitnehmer sind. Die Belastung sowie

die Unfall- und Fehlerhäufigkeit steigen

deutlich. Die wenigsten wollen unter

solchen Bedingungen arbeiten. So findet

die Branche gewiss nicht das dringend

benötigte Personal. Dabei gibt es bereits

jetzt großzügige Ausnahmeregelungen.

12-Stunden-Tage und 60-Stunden-Wo-

chen etwa sind bereichsweise schon jetzt

möglich. Genügt das noch nicht? Müssen

die Menschen noch stärker belastet

werden? Die Beschäftigten wollen und

brauchen gerechte Entlohnung auch von

Mehr- und Überstundenarbeit, Plan-

barkeit und Zeitsouveränität, Arbeit, die

nicht auf Kosten der Gesundheit geht,

und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Arbeiten bis

zum Umfallen

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