ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL
9. JG. , FEBRUAR 2017 | NR. 93
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
TIROLER
ARBEITERZEITUNG
H
offnungslos überfordert – dieses
Prädikat kann man getrost all jenen
heimischen Politikern verleihen, die
unaufgeregt zusehen, wie Tirol und
vor allem die Landeshauptstadt zur
Spielwiese von Spekulanten verkom-
men. Langsam aber sicher haben sich
ausländische Privatleute, Firmen und
Fonds Tirols bemächtigt und können
so auch die Preise diktieren. Die 1.200
Tiroler BUWOG-Wohnungen, die nach
Luxemburg gingen, und hunderte
Innsbrucker Wohnungen, die in den
letzten Jahren an Südtiroler verkauft
wurden, werden die ohnehin hor-
renden Mietpreise weiter anheizen.
Wie dramatisch die Situation bereits ist,
zeigt ein Österreichvergleich: Innsbruck
liegt bei den Mietpreisen nicht nur vor
allen anderen Landeshauptstädten,
sondern sogar noch vor fast allen Wiener
Gemeindebezirken. Dass angesichts
dieser Tatsache die Verantwortlichen
nicht wissen, wie viele Ausländer in Inns-
bruck Immobilien gekauft haben, lässt
Schlimmes befürchten. Denn wenn wir
das Grundrecht Wohnen verspielen, in
das jetzt ohnehin schon der Großteil des
Einkommens investiert werden muss,
dann haben wir endgültig verspielt.
AK Präsident
Erwin Zangerl
Es geht ja nur um
unsere Zukunft
KOMMENTIERT
SCHWAZ & IMST
N
och immer holt sich nur jeder dritte
Arbeitnehmer die zu viel bezahlten
Steuern vom Finanzamt zurück. Dabei
kann eine Gutschrift bei der Arbeit-
nehmerveranlagung mehrere Hundert
Euro bringen! Doch was können Sie
abschreiben? Wichtige Infos erhalten alle
Interessierten bei den kostenlosen und
praxisnahen Vorträgen
„Tipps und Tricks
zum Steuerausgleich “
. Am
Di. 21. Febru-
ar erklären in der AK Schwaz
Mag. Fabian
Klammer und am
Do. 2. März in der AK
Imst
AK Vizepräsident Reinhold Winkler
jeweils ab 19 Uhr
, wie sich Arbeitneh-
mer Bares sparen können. Anmeldung
erforderlich unter 0800/22 55 22 und der
Durchwahl 3150 für Imst bzw. 3737 für
Schwaz oder per mail an imst@ak-tirol.
com oder
schwaz@ak-tirol.comMehr zum Thema auf Seite 9
Der große
Ausverkauf
Akut.
Hunderte von Wohnungen in Innsbruck wurden in den letzten
Jahren als reine Spekulationsobjekte ins Ausland verkauft. Und
während die Mieten unerschwinglich werden, sieht die Politik nur zu.
Foto:BillionPhotos.com;AnibalTrejo/Fotolia.com
W
er in Innsbruck ein Objekt mieten
will, muss tief in die Tasche greifen
und sich eines bewusst sein: Von allen
Landeshauptstädten ist Wohnen in Miete
nur im ersten Wiener Gemeindebezirk
teurer (15,8 €/m
2
; sehr guter Wohnwert).
Innsbruck liegt mit 12,1 €/m
2
an zweiter
Stelle, gefolgt von Salzburg (11,8 €/m
2
)
und, bereits mit einigem Abstand, Linz
(9,0 €/m
2
) und Graz (8,9 €/m
2
). Relativ
billig wohnt es sich noch in Klagenfurt
(7,6 €/m
2
) und St. Pölten (7,4 €/m
2
).
Auch bei Eigentum im Erstbezug sieht
es nicht besser aus: Lediglich sechs
Wiener Gemeindebezirke sowie Salzburg
liegen vor Innsbruck, bei Kauf von
gebrauchtem Eigentum liegt Innsbruck
nach Wien (hier wiederum nur sechs
Bezirke!) sogar auf Platz 2.
Innsbruck: Ein
teures Pflaster
Tipps zum
Steuerausgleich
IMMO-PREISE
D
er Innsbrucker Wohnungs-
markt ist in Bewegung – vor
allem, was die Preise be-
trifft, die unaufhaltsam nach
oben steigen. Wohnraum ist nach wie
vor knapp und Neubauwohnungen
sind für Normalsterbliche mittler-
weile fast unerschwinglich. So kos-
tete im Jahr 2006 ein Quadratmeter
Neubauwohnung im Schnitt 2.600
Euro, 2011 waren es über 3.000,
2014 über 4.000 Euro. Für Objekte
in sehr guter Wohnlage wurde 2015
sogar die 5.000-Euro-Schallmauer
geknackt – 300.000 Euro für eine 60
Quadratmeter große, neue Wohnung:
Eine stolze Summe, die sich der
Großteil nicht mehr leisten kann. Da-
bei ist ein Ende der Steigerungsraten
noch gar nicht in Sicht.
Was für Einheimische eine Hor-
rorvision ist, ist für Investoren aus
dem Ausland ein Segen. So haben
sich in den vergangenen Jahren hun-
derte Südtiroler Wohnungen in der
Tiroler Landeshauptstadt gesichert.
Als Anlage- und Spekulationsob-
jekte, versteht sich, denn die Situa-
tion ist nach wie vor günstig, zumal
die beim Kauf zu leistende Mehr-
wertsteuer vom österreichischen Fi-
nanzamt rückerstattet wird. So wird
gekauft, was auf den Markt kommt.
Dies beweist auch eine Analyse
der AK, die drei aktuelle Wohnbau-
projekte in Innsbruck geprüft hat. So
gingen beim Projekt „Leben am Son-
nenhang“ in der Höttinger Au 80 der
140 Wohnungen allein an Südtiroler
(57 %), von den 50 Wohneinheiten
im Leopold-Haus beim Pechepark
gingen 22 nach Südtirol (44 %) und
von den 12 Wohnungen der Skyloft
Invest GmhH in der Museumstraße
waren es gar 7. Rechnet man die An-
leger aus Deutschland, der Schweiz
oder Ostösterreich hinzu, verschiebt
sich das (Un)verhältnis noch weiter.
Für AK Präsident Zangerl eine
Entwicklung, der endlich ein Riegel
vorgeschoben werden muss. „Ich
gönne jedem seine Wohnung, aber
wenn man sie nur deswegen kauft,
um gute Rendite zu machen, dann
hört sich der Spaß auf. Solche Spe-
kulationsgeschäfte, die zu Lasten
unserer Arbeitnehmer gehen, müs-
sen schnellstens unterbunden wer-
den. Wohnen ist ein Grundrecht und
kein Feld für Spekulanten.“ Zangerl
fordert deshalb die Politik auf, end-
lich Maßnahmen zu setzen und die
Spekulation mit Wohnobjekten unat-
traktiv zu machen.
Mehr dazu auf den Seiten 2 und 3
„Wenn man
Wohnungen nur
deswegen kauft, um
gute Rendite zu
machen, dann hört
sich der Spaß auf.“
Erwin Zangerl, AK Präsident
Foto:GinaSanders
/fotolia.comQuelle:WKO