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Nr. 93, Februar 2017
LEICHTSINNIG
MINUS
E
gal ob Miete oder Kauf: Die
Tiroler
Landeshauptstadt
liegt bei den Wohnkosten
im Spitzenfeld der Landes-
hauptstädte. Kaum irgendwo in Ös-
terreich ist es so teuer, wie hier. Und
das hat seine Gründe: Ein wesent-
licher davon ist, dass Wohnungen
immer mehr zu Spekulationsob-
jekten werden, die unter anderem
von Südtiroler Investoren gekauft
werden. Egal ob Arzt, Ex-Skirenn-
läufer, Versicherungsunternehmer
oder große Wirtschafts- und Steu-
erberatungskanzleien: Innsbruck
ist zum Paradies für südliche und
nördliche Altersvorsorger und
Renditehungrige geworden.
Und das Geschäft läuft
ausgezeichnet. Die Quadratme-
terpreise für Neubauwohnungen ha-
ben sich seit 2006 verdoppelt, unter
anderem deshalb stiegen auch die
Mieten eklatant, denn Wohnraum
ist nach wie vor knapp. „Gerne wird
damit argumentiert, dass etwa in
Innsbruck derzeit viele Wohnungen
gebaut werden. Aber was nützt das,
wenn die meisten schon weg sind,
bevor mit dem Bau überhaupt be-
gonnen wird?“, gibt AK Präsident
Erwin Zangerl zu bedenken. Nach
Analysen der AK kommen viele
Käufer aus Italien, darunter sehr
viele Unternehmer, die nicht nur
eine, sondern oft bis zu fünf Woh-
nungen gleichzeitig erwerben.
Aber auch Deutsche und Schweizer
zählen zu den Immobilienjägern.
„Hierbei handelt es sich ausschließ-
lich um Anlegerwohnungen, die
dann für teures Geld weitervermie-
tet werden, denn der Käufer will
natürlich eine ordentliche Rendite
sehen“, hält Zangerl fest. Die Leid-
tragenden dieser schlimmen Situati-
on, der die Landespolitik scheinbar
interesselos gegenübersteht, sind
die Einheimischen. Sie können sich
die Wohnungen in Innsbruck nicht
mehr leisten: Bereits für eine kleine
Wohnung (bis 60 m
2
) sind bei mitt-
lerem Wohnwert 9,5 Euro/m
2
zu bezahlen, 2009 waren es noch
8 Euro/m
2
. Am meisten stiegen die
Mieten bei kleineren Wohnungen
und sehr gutemWohnwert, die nicht
umsonst die gefragtesten Spekulati-
onsobjekte sind: Von 11,3 (2009)
auf 12,7 Euro/m
2
. Damit ist Inns-
bruck mit Ausnahme einiger Wie-
ner Gemeindebezirke Spitzenreiter
bei den Landeshauptstädten. Immer
teurer werden dadurch auch die
Preise in den Umlandgemeinden,
wiederum zum Leidwesen der Ein-
heimischen. „Mit den derzeitigen
Konzepten lassen sich die Probleme
nicht lösen, es braucht tiefgreifende
Maßnahmen und den politischen
Willen, um hier eine Wende her-
beizuführen. Mit einer Vorgehens-
weise wie beim BUWOG-Deal
(siehe re.) werden wir end-
gültig Schiffbruch erlei-
den“, so Zangerl, der zudem einen
Campus für Studenten vorschlägt.
Zangerl: „So ein Projekt würde
viel Druck aus dem Innsbrucker
Wohnungsmarkt nehmen. Denn
wer hier studiert, braucht eine Woh-
nung und muss wohl oder übel auch
unanständig hohe Mieten zahlen.
Dass der Immobilienlobby so ein
Projekt aber ein Dorn im Auge ist,
versteht sich. Doch es ist höchst an
der Zeit, Lobbyisten und Speku-
lanten Einhalt zu gebieten.“
Paradies für Spekulanten
Wohnungsmarkt.
„Ob Luxemburger Fonds oder Südtiroler Investoren – der Ausverkauf
von Tirol geht munter weiter“, warnt AK Präsident Zangerl und fordert Gegenmaßnahmen.
Bei BUWOG
Chance verpasst
D
er Verkauf von 1.200 BUWOG-Woh-
nungen an einen luxemburgischen
Investor ist ein trauriges Zeichen dafür,
wie wenig durchdacht und wie unko-
ordiniert die Wohnungspolitik in Tirol
abläuft“, kritisiert AK Präsident Erwin
Zangerl. „Hier hätte sich eine einmalige
Chance für das Land eröffnet, diese
Anteile zu erwerben und sich den Ein-
fluss auf 1.200 Wohnungen zu sichern.
Denn aus sozialen Erwägungen dürfte
der luxemburgische Fonds diesen Deal
sicher nicht getätigt haben, sondern
eher, um Gewinn zu lukrieren. Hier hat
der zuständige Wohnungslandesrat
zugeschaut, wie ausländische Investoren
in Tirol wertvolles Wohnungseigentum
wegkaufen, statt sich ernsthaft um einen
Ankauf zu bemühen. Diese Wohnungen
wurden mit unseren Steuergeldern
errichtet. Spätestens mit dem Verkauf
muss es für jedermann augenscheinlich
sein, dass der Großraum Innsbruck
zu einer Spielwiese für Immobilien-
spekulanten verkommen ist. Die
kontinuierlich steigenden
Wohnungspreise, ver-
bunden mit dem
begrenzten Angebot
an verfügbarem Baugrund, stellen
geradezu eine Einladung für Immobili-
eninvestoren dar. Sie erzielen zu Lasten
der Tiroler Bevölkerung sicherere und
höhere Renditen als bei anderen Anla-
geformen. Dies ist ein weiterer Beleg
dafür, dass außer in Sonntagsreden und
trotz vieler politischer Versprechen keine
Besserung der prekären Situation am
Tiroler Wohnungsmarkt in Sicht ist,“ so
der AK Präsident.
Satte Preise für Grundstücke
Sozialpartner fordern Taten
D
ie Preise für Baugrundstücke für freiste-
hende Einfamilienhäuser sind in den
letzten Jahren weiter gestiegen. So betrug der
durchschnittliche Quadratmeterpreis 2009 für
Grundstücke in guter Lage im Bezirk Imst 150
Euro, 2014 waren es bereits 200 Euro. Sprung-
haft stiegen sie auch in
Ibk.-Land
(316/2009
auf 509/2014),
Innsbruck
(554 auf 705),
Kitz-
bühel
(330 auf 512),
Kufstein
(224 auf 331)
und
Schwaz
(256 auf 351), moderater war es
in
Landeck
(258 auf 274),
Lienz
(153 auf 199)
und
Reutte
(124 auf 143). Spitzenwerte gibt
es in sehr guten Lagen wie Innsbruck (knapp
1.200 Euro) und Kitzbühel, wo durchschnittlich
an die 1.000 Euro/m
2
zu bezahlen sind.
B
ereits im Frühjahr 2016 haben die Tiroler
Sozialpartner der Landesregierung ein
umfassendes Impulsprogramm zum leistbaren
Wohnen in Tirol vorgelegt. Unter anderem
sollenWohnbauförderung sowie alle Rück-
flüsse für denWohnbau zweckgebunden und
Baukosten gesenkt werden.Weiters soll der
„Besondere Mietwohnbau“ (wieder) eingeführt
werden, ebenso eine neueWidmungskategorie
„geförderter Wohnbau“ für Umwidmungen von
Grundstücken sowie die Verdichtung bei beste-
henden Gebäuden. Das Maßnahmen-Paket, das
noch zahlreiche weitere Vorschläge zur Senkung
der Wohnkosten beinhaltet, liegt bisher jedoch
auf Eis. Mehr dazu auf
ak-tirol.comFoto: Anibal Trejo/Fotolia.com
Foto: Syda Productions/Fotolia.com
D
ie generelle Einschätzung der Immobilien-
branche für Tirol ist für Wohnungssuchende
oder Häuslbauer ernüchternd: wiederummehr
Nachfrage und wiederum steigen die Preise.
Nichts Neues also imWesten, wo das Einkom-
men bereits bis zur Hälfte ins Wohnen investiert
werden muss. Nicht nur die Mieten in den
Bezirkshauptstädten steigen kontinuierlich, Tirol
ist auch für private Bauherren ein schwieriger
Boden: Ein Haus zu bauen, wird für
viele zur lebenslangen Belastung.
Schon allein der Erwerb eines
Baugrundstücks sprengt die
Budgets vieler, die von einem
Einfamilienhaus träumen. Bau-
grund ist knapp – Stichwort: Baulandmobi-
lisierung – und damit steigen auch die Preise,
die sich ohnehin schon auf hohemNiveau
befinden. So nähert sich der Durchschnittspreis
für Grundstücke im Bezirk Ibk.-Land aufgrund
der angespannten Situation in Innsbruck
der 700-Euro-Marke, mit Ausnahme von
Kitzbühel und Landeck stiegen die
Preise zwischen 2014 und 2015
in allen Bezirken um bis zu
10 %. Hinzu kommt, dass auch
Bauträger immer
Der Traum vom Eigenheim schwindet – Tirol am Ende der Statistik
ÖSTERREICH-VERGLEICH
stärker ihr Interesse an Bauland außerhalb
der Stadt bekunden. Damit hat
nur noch ein eingeschränkter
Interessentenkreis die Möglich-
keit, Grundstücke zu erwerben,
die vielerorts bereits mehr als
400 Euro/m
2
kosten (siehe
„Grundstückspreise“ oben).
Da auch die Preise für Einfa-
milienhäuser kontinuierlich
steigen – bereits in normalen
Wohnlagen wird an der
3.000-Euro-Marke gekratzt
– ist klar, dass Tirol beimAnteil an
Einfamilienhäusern österreichweit mit
knapp 25,5 % (siehe Grafik) an letzter Stelle
liegt (mit Ausnahme der Bundeshauptstadt).
Quelle: Statistik Austria
,WKO
Vbg.
35,65
Tirol
25,57
Szbg.
27,04
Kärnten
39,07
OÖ
35,32
NÖ
52,93
W
7,43
Bgld.
68,62
Stmk.
40,99
Anteil der Einfamilienhäuser
an Hauptwohnsitzwohnungen
Foto: Alekss/Fotolia.com
Grafik: Gesina Ottner
/Fotolia.comZeitung für Arbeit und Konsumentenschutz
der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol
Medieninhaber und Herausgeber:
Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol,
6020 Innsbruck, Maximilianstraße 7
Redaktion:
Dr. Elmar Schiffkorn,
Mag. Christine Mandl, Gertraud Walch,
Mag. Henrik Eder, Armin Muigg
Fotos:
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Ing. Etzelstraße 30
Die von der AK Tirol angebotenen Leistungen
kommen ausschließlich ihren Mitgliedern zugute.
Soweit personenbezogene Bezeichnungen nur in
männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich
auf Frauen und Männer in gleicher Weise.
AK TIROLER ARBEITERZEITUNG – AK AKTUELL
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