L
andschaftsschutz, Zersiedelung,
Verkehrsproblematik: Die Liste der
Fragen, die der Tourismus aufwirft, ist
lang. Vor allem in verkehrstechnischer
Hinsicht ergeben sich dramatische
Zahlen. So werden im Tiroler Tourismus
etwa 11 Millionen Ankünfte pro Jahr
registriert. Etwa 80 % der Reisenden
nutzen den eigenen Pkw. Selbst wenn
von durchschnittlich 3 Personen pro Pkw
ausgegangen wird, beläuft sich der An-
und Abreiseverkehr auf ca. 6 Millionen
Pkw pro Jahr bzw. 16.000 Pkw pro Tag.
Diese große Zahl trägt ebenfalls dazu
bei, dass das Unterinntal seit Jahren als
Sanierungsgebiet gemäß IG-L ausgewie-
sen werden muss.
Ökologische Folgeschäden
AUSWIRKUNGEN
6
Nr. 93, Februar 2017
KAMPF GEGEN SCHWARZE SCHAFE
41.000
10.549 5
Gesamtanteil von 12 %
entspricht monatlich 753
є
eine Zu
43 % Frauen | 57 %Männer
Beschäftigte im Schnitt 2015
*
Euro netto Jahreseinkommen
*
Beschäfti
keine österr. Staatsbürger
50 %
TOURISMUS
L
icht und Schatten liegen eng
beieinander, in kaum einem
Wirtschaftszeig kommen sie
sich jedoch so nah, wie im Touris-
mus. Von Wertschöpfung, Näch-
tigungsrekorden und Beschäf-
tigungsmotor ist gern die Rede,
weit weniger oft spricht man über
niedrige Kollektivlöhne, schwa-
ches Einkommensniveau, vielfach
fragliche Arbeitsbedingungen und
vor allem die gesellschaftlichen
Folgekosten der Saisonarbeit, die
in die Millionen gehen.
Auch wenn eine neue Studie der
Tiroler Landesstatistik der Touris-
mus-Wirtschaft Rosen streut, sind
die Schwierigkeiten, mit denen Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer konfrontiert sind, offensicht-
lich: An der Spitze des Eisbergs
wird mit „Wertschöpfungs-Effek-
ten“ geprahlt, während es unter der
Oberfläche brodelt. „Ja, der Tou-
rismus ist eine wichtige Triebfeder
des Landes, und es ist verständlich,
wenn das Land Tirol die Vorteile
hervorhebt. Nicht verständlich ist
allerdings, warum die Probleme,
die er mit sich bringt, ständig ver-
Niedrige Löhne,
niedriges Niveau
Z
u einem der drängendsten Pro-
bleme zählt die Einkommens-
situation, denn die kollektiv-
vertraglichen Mindestlöhne für
Tourismusberufe liegen auf einem
niedrigen Niveau. Sie bewegen
sich zwischen 2.159 Euro brutto für
einen Küchenchef, der zumindest
fünf Arbeitskräfte unter sich hat,
und 1.420 Euro für Kellner bzw.
Köche ohne Lehrabschlussprüfung.
Zudem sind mit zunehmenden Ar-
beitsjahren kaum Steigerungen
möglich. So müssen einem Kellner
mit 12-jähriger Berufserfahrung le-
diglich 70 Euro mehr bezahlt wer-
den – brutto!
„Betrachtet man die tatsäch-
lichen Einkommen der Beschäf-
tigten im Tourismus, sieht man
erst, wie niedrig das Einkom-
mensniveau wirklich ist“, sagt
AK Präsident Zangerl. Im Schnitt
erzielten Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer in der Tiroler Be-
FOKUS
Belastung.
Auch wenn die Tourismus-
Branche zu den wichtigsten in Tirol zählt,
dürfen schlechte Einkommen, schwierige
Arbeitsbedingungen und hohe Kosten für die
Allgemeinheit nicht ausgeblendet werden.
schwiegen werden. Denn genau
auf diese Art werden sie sich nicht
lösen lassen. Wir müssen klar und
deutlich sagen, was Sache ist, an-
sonsten werden wir Schiffbruch er-
leiden“, erklärt dazu AK Präsident
Erwin Zangerl.
Tourismus in Tirol: Mehr
* Durchschnitt, Quelle: Lohnsteuerstatistik 2015
* Durchschnitt, Quelle: Hauptverband
g
Foto:Thaut Images/Fotolia.com
„Danke all jenen guten Betrieben,
die ordentlich entlohnen und auf
ihre Mitarbeiter schauen.“
Erwin Zangerl, AK Präsident