Tiroler Arbeiterzeitung - page 2

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Rückgang der
Ertragssteuern
Aufgedeckt.
Während Lohn- und Umsatzsteuer zunahmen, sanken
trotz Gewinnen der Unternehmen die Ertragssteuern in Tirol.
K
apitalgesellschaften zahlen von
ihren Gewinnen 25 % Körper-
schaftssteuer und bei der Aus-
schüttung 25 % Kapi-
talertragssteuer. Dass
diese formalen Steuer-
sätze in der Realität nie
erreicht werden, zeigt
auch die Untersuchung
der AK Tirol. Während
die Jahresüberschüsse
2010 mit 875 Mio.
Euro gegenüber 2006
um immerhin 8,3 %
gestiegen sind, sind die
ausgewiesenen Ertrags-
steuern bei den Unter-
nehmen von 212 Mio.
auf 141 Mio. Euro
gesunken, das ist ein
Rückgang um 33,4 %!
Im Jahre 2009 wur-
den gar nur 93 Mio.
Euro an Ertragssteuern
ausgewiesen und das
bei einem Jahresüberschuss von 583
Mio. Euro, das ist eine Steuerquote
von 16 %. Auch die Zahlen, die das
Regionalmanagement West offiziell
in seinen Geschäftsberichten anführt,
zeigen den rasanten Rückgang der
Unternehmensertrags-
steuern in Tirol. So ist
laut nebenstehender Ta-
belle das Körperschafts-
steueraufkommen 2009
um 45 % eingebrochen
und 2010 und 2011 nur
knapp über das Niveau
von 2005 gestiegen.
Arbeiterkammer Prä-
sident Erwin Zangerl:
„Die Senkung des Kör-
perschaftssteuersatzes
von 34 auf 25 % im Jahre
2005 ergab ein deutliches
Mi nde r au f kommen .
Die Ergebnisse wider-
sprechen eindeutig der
liberalen Theorie, dass
sinkende Steuersätze zu
einem Mehraufkommen
führen würden.
<<
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0
Steueraufkommen in Tirol in Mio. €
Quelle:GeschäftsberichteRegionalmanagementWest
Umsatzsteuer
Lohnsteuer
Körperschaftssteuer
Einkommensteuer
Die Grafik
zeigt die unterschiedliche Höhe der Steuerleistungen von Ar-
beitnehmern (Lohn/Einkommenssteuer), Konsumenten (Umsatzsteuer)
und Unternehmen (Körperschaftssteuer).
Gute Erträge
nach Einbruch
Bilanz.
Die Tiroler Industrie konnte
die Krise komplett ausgleichen.
I
n der Tiroler Industrie konnten die
Einbrüche bei der Bruttowertschöp-
fung in den Jahren 2008 (-8,1%)
und 2009 (-5,7%) im Jahre 2010
wieder vollständig ausgeglichen wer-
den. Das ergibt die Analyse von 100
untersuchten Unternehmen in Tirol.
Die Steigerung im Jahre 2010 betrug
17 % und lag absolut mit 2,3 Milli-
arden Euro auch über dem bisherigen
Höchstwert von 2007.
Bei den untersuchten 315 Unterneh-
men in Tirol war der Einbruch 2008
mit minus 6,8 % und 2009 plus 1,8
% deutlich geringer, aber auch der Zu-
wachs 2010 mit plus 11,3 %. Die Wert-
schöpfung 2010 lag bei 5,3 Milliarden
Euro und damit um 300 Millionen
Euro über dem Höchstwert von 2007.
Wie in Krisenzeiten immer wieder
feststellbar ist, gehen zunächst die Ge-
winne stark zurück und nehmen dann
im Aufschwung wieder überproportio-
nal zu. Interessanterweise sind die Über-
schüsse der Unternehmen bereits 2008
(imMedian mit -12,5%) eingebrochen,
während sie 2009 und 2010 wieder ge-
stiegen sind.
Hingegen erfolgte der Einbruch bei
den Arbeitseinkommen erst 2009 mit
minus 3,3 % und stieg 2010 um plus
1,3 % (Medianwerte). Der Anteil der
Arbeitseinkommen an der Wertschöp-
fung betrug im Hochkonjunkturjahr
2007 insgesamt 48,2 %, verbesserte
sich 2008 und 2009 auf 54 % und sank
2010 auf 51,9 %.
Mehr dazu erfahren Sie in der neuen
Ausgabe der WISO (Wirtschafts- und
sozialstatistische Informationen) der
Arbeiterkammer Tirol (siehe auch Be-
richt unten).
<<
D
ie jüngste Ausgabe der WISO (Wirt-
schafts- und sozialstatistische Informati-
on) der AK Tirol ist erschienen und bietet wie-
der eine Fülle an interessanten Fachartikeln
für alle diejenigen Interessierten, die sich mit
den wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen
des Landes tiefer auseinandersetzen wollen.
Diesmal unter anderem ein Fachbeitrag zur
Krisenbewältigungspolitik in Zeiten der Rezes-
sion, einen Überblick über den Tiroler Arbeits-
markt, die Auswertung der Jahresabschlüsse
in Tirol, Wie teuer das Taxifahren ist aber auch
WISO-Wissen zum Thema Inflation und zum
Europäischen Rettungsschirm. Zum Down-
load unter
unter Studien.
Ganz Tirol zum Nachlesen
Voller Einsatz.
Die in den Tiroler Unternehmen beschäftigten Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer waren für das Wachstum und die erfolgreiche
Überwindung der Krise verantwortlich.
Beschäftigte brachten
Firmen aus der Krise
Analyse.
Die AK hat die Jahresabschlüsse von 315 Unternehmen
in Tirol ausgewertet. Beschäftigte haben die Krise gemeistert.
D
ie AK Tirol hat die ihr ge-
setzlich zustehenden Jahres-
abschlüsse von großen und
mittelgroßen Kapitalgesellschaften in
Tirol für die Jahre 2006-2010 einer
eingehenden Analyse unterzogen.
Dabei konnten insgesamt 315 Jah-
resabschlüsse, die für diese fünf Jahre
komplett zur Verfügung standen, aus-
gewertet werden. Im Besonderen wid-
mete sich die Untersuchung auch der
Auswertung von 100 Unternehmen,
die in der Sachgüterindustrie bzw. in
der Herstellung von Waren tätig sind.
Wie Studienautor Mag. Klaus
Schönach (AK Tirol) betont, sind es
die Unternehmen und die dort be-
schäftigten Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, die für das Wachstum
und die erfolgreiche Überwindung
einer Krise verantwortlich sind. Wie
sehr aber auch die österreichische und
im Speziellen die Tiroler Wirtschaft
von der Nachfrage vom Ausland ab-
hängig sind, zeigt nebenstehende Gra-
fik: Sowohl die Weltwirtschaft als auch
die Eurozone und Österreich konnten
sich dem stärksten Einbruch seit den
50er Jahren im Jahre 2009 nicht ent-
ziehen. In Österreich sank das reale
Bruttoinlandsprodukt 2009 um 3,8 %
und die nominelle Bruttowertschöp-
fung um 4,2 %.
Tirol verzeichnete mit minus 2,4
% der Bruttowertschöpfung einen
relativ geringen Einbruch. Tirol hatte
sich bis zum Jahre 2009 einen Anteil
an nominellem Bruttoinlandsprodukt
(BIP) von Österreich in Höhe von 8,9
% gesichert, dieser betrug noch vor
zwölf Jahren 8,3 %. Dieses überdurch-
schnittliche Wachstum hat allerdings
seit 2011 im Vergleich zu den anderen
Bundesländern eine empfindliche Ein-
buße erlitten, die Konkurrenzfähigkeit
der Tiroler Wirtschaft ist zurückge-
gangen.
Die WIFO Prognosen sehen eine
deutliche Abkühlung des EURO
Raumes (17 Länder) mit minus 0,4
% (2012) und plus 0,4 % (2013) vor,
in Österreich dürfte das reale Brutto-
inlandsprodukt (BIP) 2012 bei plus
0,6 % und 2013 bei plus 1 % liegen. <<
WIS
WISO -Wirtschafts- und sozialstatistische Informationen
Wir sind fürSieda
Doppelausgabe 2012/ II+ III
2012:KeineRuhe vor demSturm?
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WISODESHALB:Fiskalpakt
Wie teuer ist der öffentlicheVerkehr inTirolwirklich?
DasStabilitätsgesetz: der steuerlicheTeil
Über denPreis eines kostbarenGutes:Wasserkosten inTirolerGemeinden
STATISTIK: das ersteQuartal 2012
NACHGERECHNET
Vermögenszuwachs stieg um 20 Prozent
D
ie 315 identen Un-
ternehmen weisen
im Fünfjahreszeitraum
einen Zuwachs des Ver-
mögens (Aktivseite) von
knapp 20 % auf. Es ist
von 13,5 Mrd. auf 16,2
Mrd. Euro gestiegen. In-
nerhalb des Anlagevermögens sind die Sachanlagen mit
rund 10 % gestiegen, während die Finanzanlagen um das
Dreifache, nämlich mit 32 %, gestiegen sind. Betrugen
die Finanzanlagen 2006 noch 1,3 Mrd. Euro, so lagen sie
Ende 2010 bereits bei 1,7 Mrd. Euro. Am weitaus stärk-
sten sind hingegen die liquiden Mittel gestiegen, nämlich
um 67 % bzw. von 1 Mrd. auf 1,8 Mrd. Euro. Wie zurück-
haltend die Unternehmen von 2008 auf 2009 agiert ha-
ben, beweist, dass allein in diesem Zeitraum die liquiden
Mittel von 1,2 Mrd. auf 1,7 Mrd. Euro gestiegen sind. Die
Finanzierung der Investitionen konnte großteils aus dem
eigenen Cash-Flow getätigt werden, das Eigenkapital der
Unternehmen ist um 21 % gestiegen. Im Mittel (Medi-
an) besitzen die von der AK untersuchten Unternehmen
ein Eigenkapital von 6,3 Mio. Euro, dem Bankverbindlich-
keiten von 2,7 Mio. Euro gegenüberstehen. Diese sind in
den Krisenjahren kaum gestiegen. Die Unternehmen ha-
ben in Summe eindeutig prozyklisch agiert.
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
6%
4%
2%
0%
-2%
-4%
-6%
Reales Bruttoinlandsprodukt in Prozent
Eurozone
USA
Welt
Österreich
GUT ZU WISSEN
Nr. 46, Dezember 2012
Foto:motorradcpr/Fotolia.com
Foto:Elnur/Fotolia.de
THEMA:
ARBEIT & WIRTSCHAFT
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