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THEMA:
EINKOMMEN
Nr. 46, Dezember 2012
Männer:
Jahresnettoeinkommen 2011
€ 28.000
€ 22.000
€ 16.000
€ 10.000
Tirol
Österreich
NÖ
€ 21.985
€ 23.760
€ 25.531
+8,1%
+16,1%
Frauen:
Jahresnettoeinkommen 2011
€ 28.000
€ 22.000
€ 16.000
€ 10.000
Tirol
Österreich
Wien
€ 13.775
€ 15.815
€ 17.951
+14,8%
+30,3%
Extrem.
Die Frauen-Einkommen in Tirol sind ganz hinten. In Restösterreich verdie-
nen Frauen um 14,8 % mehr, in Wien gar um 30,3 %.
Verlierer.
Männer verdienen in Tirol ebenfalls deutlich weniger. In Restösterreich
bekommen sie 8,1 % mehr, in Niederösterreich 16,1 %.
Schlusslicht Tirol:
Monatliches Nettoeinkommen
im Schnitt 1.276 Euro netto.
Niederösterreicher
verdienen
pro Monat im Schnitt 224 Euro
mehr als Tiroler.
Trauriger Rekord:
Tirols Frauen
verdienen monatlich unter 1.000
Euro im Schnitt.
Weniger als die Hälfte
aller
Tiroler sind ganzjährig vollzeitbe-
schäftigt.
Tirol 18.065 €
Ktn 19.260 €
Stmk 19.317 €
Sbg 18.895 €
OÖ 20.097 €
NÖ 21.419 €
Wien 20.594 €
Bgld 20.660 €
Vlbg 19.337 €
Quelle: Lohnsteuerstatistik 2011, Statistik Austria
Foto: somenski/Fotolia.com
Ungleich.
Die Verdienste in den Bundesländern sind recht unterschiedlich. Mit einem Jahresnetto von 18.065 Euro inklusi-
ve Sonderzahlungen liegen Tirols Beschäftigte abeschlagen am letzten Platz.
Quelle: Lohnsteuerstatistik 2011, Statisktik Austria; Foto: somensik/Fotolia.com
Zahlen, die
betroffen machen
L
eider verheißen auch die neues-
ten Einkommenszahlen keine
Aussicht auf Besserung für die
Tiroler Beschäftigten. Von einem Auf-
holprozess ist nichts zu sehen.
Schlusslicht Tirol.
Im Jahr
2011 lagen die Tiroler Einkommen im
Vergleich der österreichischen Bundes-
länder an letzter Stelle. Das Nettoein-
kommen inklusive Sonderzahlungen
betrug in Tirol 18.065 Euro und lag um
fast 10 % unter dem österreichischen
Durchschnitt (20.002 €). Auf einen
Monatslohn umgerechnet verdienten
die Tiroler im Schnitt 1.276 Euro netto.
Um das österreichische Durchschnitts-
einkommen zu erreichen, das imMonat
rund 130 Euro höher als in Tirol lag,
hätten die heimischen Beschäftigten 1,5
Monate im Jahr länger arbeiten müssen.
Über das ganze Jahr hinweg hatten die
Tiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer 1.937 Euro netto weniger zur
Verfügung.
Noch deutlicher wird es im Vergleich
mit dem am besten platzierten Bundes-
land Niederösterreich: Das monatliche
Einkommen in Niederösterreich lag im
Schnitt um 224 Euro netto höher als in
Tirol. Betrachtet man das ganze Jahr,
lagen die Verdienste in Niederösterrei-
ch um insgesamt 3.354 Euro höher.
Um diesen Einkommensnachteil auf-
zuholen, hätten die Tirolerinnen und
Tiroler sogar 2,6 Monate im Jahr länger
arbeiten müssen!
Frauen unter 1.000 €
. Die
Tiroler Männer erzielten 2011 ein Net-
toeinkommen von 21.985 Euro (Mo-
natslohn: 1.537 €). Damit lagen sie um
7,5 % bzw. um 1.775 Euro unter dem
österreichischen Durchschnitt. Die
erwerbstätigen Tiroler Frauen kamen
auf ein Einkommen von 13.775 Euro.
Mit einem Einkommensrückstand
von 12,9 % auf den österreichischen
Durchschnitt belegten sie leider klar
den letzten Rang. In absoluten Zahlen
hatten die Tiroler Frauen um mehr als
2.000 Euro netto weniger zur Verfü-
gung als im österreichischen Schnitt.
Tirol war auch das einzige Bundesland
in dem das monatliche Durchschnitts-
einkommen der Frauen unter tausend
Euro lag: Die Tirolerinnen erzielten
2011 ein monatliches Nettoeinkom-
men von 988 Euro – ein Rückstand
von zwei Arbeitsmonaten auf den Rest
Österreichs!
Woran kann dieser Einkommens-
nachteil Tirols liegen? Ein Teil der
Erklärung ist, dass es in Tirol weniger
ganzjährige Arbeit gibt, als in den an-
deren Bundesländern. Fast ein Drittel
aller Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer (31,1 %) arbeitete 2011 nicht
das ganze Jahr hindurch oder konnte es
mangels Angebot ganzjähriger Stellen
nicht. In ganz Österreich lag der An-
teil dieser Gruppe bei einem Viertel
(25,7 %). Von den Tiroler Männern
arbeiteten 30,2 % nicht das ganze Jahr
hindurch, bei den Frauen lag der Anteil
bei 32,1 %.
Nicht vollbeschäftigt.
Stut-
zig machen die Zahlen zur ganzjährigen
Vollzeitbeschäftigung. In der Tat gin-
gen 2011 weniger als die Hälfte aller
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
in Tirol, nämlich 49 %, das ganze Jahr
hindurch einer Vollzeitbeschäftigung
nach! In keinem anderen Bundesland
lagen die Anteile dieser Beschäftigungs-
form so niedrig! Auch gab es sehr deut-
liche Unterschiede zwischen Männern
und Frauen. Während immerhin noch
fast zwei Drittel der Männer (64 %) auf
einer solchen Stelle arbeiteten, verfü-
gen nur etwas mehr als ein Drittel der
Frauen (34 %) über eine jahresdurch-
gängige Vollzeitbeschäftigung!
<<
Im Westen nichts Neues:
Tirol ist erneut Letzter bei den Einkommen. Um auf die gleichen
Verdienste wie der Rest Österreichs zu kommen, müsste das Jahr in Tirol 14 Monate haben.
Tirol hat österreichweit
die
niedrigsten Einkommen
Kaum
ganzjährig
O
berflächlich betrachtet er-
scheint es klar, warum in
Tirol die Einkommen im
Durchschnitt so niedrig sind: die
vielen Saisonkräfte sind schuld! Klar,
denn wer nicht das ganze Jahr hin-
durch arbeitet, erzielt - nachvollzieh-
bar - auch ein geringeres Einkom-
men. Leider ist die Erklärung aber
nicht so einfach. Denn selbst wenn
nur die Einkommen der ganzjäh-
rig beschäftigten Vollzeitkräfte ver-
glichen werden, also die saisonale
Beschäftigung herausgerechnet wird,
liegt Tirol an letzter Stelle.
Bei ganzjähriger Vollzeitbeschäfti-
gung lag das durchschnittliche Ein-
kommen in Tirol bei 26.765 Euro
netto. Das ist um 1.636 Euro netto
bzw. um 5,8 % weniger pro Jahr als
im österreichischen Durchschnitt.
Die Tiroler Männer lagen um 5,5 %
bzw. um 1.667 Euro, die Frauen um
8,2 % bzw. um genau 2.000 Euro
hinter dem österreichischen Durch-
schnitt zurück. Bei einem direkt ver-
gleichbarem Arbeitsaufwand!
Deutliche Auswirkungen auf die
gesamte Tiroler Einkommenssituati-
on hat allerdings die Tatsache, dass in
Tirol weniger als die Hälfte, nämlich
nur 49 %, der Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer über eine ganz-
jährige Vollzeitstelle verfügen! Ge-
rade einmal jede dritte Tiroler Frau
hat eine jahresdurchgängige Voll-
zeitanstellung. Das ist deutlich der
niedrigste Anteil in ganz Österreich.
Im österreichischen Durchschnitt ar-
beiten 55 % aller Beschäftigten ganz-
jährig und Vollzeit, bei den Frauen
sind es 40 %.
<<
Jahresnettobezug
im Vergleich
Schlusslicht.
Mit einem Jahresnetto von 18.065 Euro im Schnitt
liegen die Tiroler Einkommen im Österreich-Vergleich ganz hinten.
Leere Taschen.
Tirolerinnen erzielten ein Nettoeinkommen von 988 Euro/Monat.
SCHWACHER WESTEN
Bezirk Landeck
an letzter Stelle
V
on den zehn einkommens-
schwächsten Bezirken Öster-
reichs liegen gleich vier in Tirol. Mit
einem Jahresnetto von 15.604 Euro
liegt der Bezirk Landeck österreich-
weit an letzter Stelle, 22 % unterhalb
des österreichischen Durchschnitts-
einkommens. Der Bezirk Kitzbühel
findet sich an 3. Stelle wieder, Lienz
an der 7. und Imst am 8. Platz.
Ebenfalls vertreten sind drei Salz-
burger Bezirke Zell am See (2. Stel-
le), St. Johann i. P. (4. Stelle) und
Tamsweg (7. Stelle), Hermagor in
Kärnten (9. Stelle) und der 15. und
der 20. Wiener Gemeindebezirk (4.
bzw. 10. Stelle).
Am Einkommensstärksten ist üb-
rigens der 1. Wiener Gemeindebe-
zirk, mit einem durchschnittlichen
Jahresnettoeinkommen von 34.333
Euro, das ist mehr als das doppelte
von Landeck.
DATEN UND FAKTEN
Warum Löhne
so niedrig sind
W
arum die Einkommen in Ti-
rol niedriger sind, hat viele
Gründe. Ein wichtiger, aber nicht der
einzige, ist der geringe Anteil ganz-
jähriger Arbeitsplätze. 69 % der Ti-
rolerinnen und Tiroler arbeiten ganz-
jährig, österreichweit sind es 74 %.
Eine ganzjährige Vollzeitarbeit haben
49 % der Tiroler Beschäftigten (Ös-
terreich: 55%). Bei den Frauen sind
es gar nur 34 %, viel weniger als im
Österreich-Schnitt (40%).
Im Tourismus mit seinen saisona-
len Unterbrechungen arbeiten 13 %
der Tiroler, doppelt so viele wie sonst
in Österreich. Das durchschnittliche
Einkommen im Tiroler Tourismus be-
trägt netto nur etwa 9.548 Euro im
Jahr. Auch das Alter spielt eine Rolle:
In Tirol sind 35 % der Beschäftigten
unter 30 Jahre alt, österreichweit
sind es 32 %.
Foto:cult12/Fotolia.com
Woran es krankt.
Nicht die Saisonarbeit
alleine ist schuld an den niedrigen Einkommen.