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THEMA:
positionen
TAZ: Wie stehen Sie zu der neuen
Funktion eines Arbeitslandesrates?
Erwin Zangerl:
Der neue Landesrat für
Arbeit ist einmalig in der Geschichte
unseres Landes. Endlich sitzen Arbeit-
nehmer auf Augenhöhe am Regierungs-
tisch und können mitentscheiden. Das
Thema Arbeit, Einkommen und Leben
der Beschäftigten rückt damit in den
Fokus der Landespolitik.
TAZ: Sie haben vor der politischen
Dominanz von Bauern- und Wirt-
schaftsvertretern gewarnt, weil nicht
die gesellschaftlichen und sozialen Re-
alitäten Tirols abgebildet werden. Wie
sehen Sie die jüngsten Entwicklungen?
Zangerl:
Die Mahnung wurde gehört
und richtig verstanden. Ich erkenne
einen positiven Aufschwung in Tirol.
Die politischen Weichen in Richtung
einer stärkeren und gerechteren Be-
rücksichtigung der Arbeitnehmer sind
gestellt worden. Dazu kommen noch
zahlreiche Abgeordnete aller Parteien,
die dem Arbeitnehmerlager zuzu-
rechnen sind. Auch von ihnen kann
erwartet werden, dass sie im Sinne
der Mehrheit der Bevölkerung Politik
mitgestalten. Es liegt jetzt an der neuen
Regierung, den gesellschaftlichen Rea-
litäten Rechnung zu tragen, um Tirol
auf Zukunftsfähigkeit umzubauen.
TAZ: Wie würden Sie unser Land
charakterisieren und welche Bedürf-
nisse daraus definieren?
Zangerl:
Tirol ist ein Land der Arbeit-
nehmer, die eine zeitgemäße Sozial-
und Gesellschaftspolitik verlangen und
die Lösung wichtiger Lebensprobleme
einfordern. Hier haben wir großen Auf-
holbedarf: Die größten Gruppen im
Land - Arbeitnehmer, Frauen, Familien
und jungen Menschen – haben sich von
der Politik krass benachteiligt bzw. un-
gerecht behandelt gefühlt. Das haben
auch die niedrige Wahlbeteiligung ge-
zeigt und unsere Umfragen unter der
Tiroler Bevölkerung bestätigt.
TAZ: Wie beurteilen Sie mittelfristig
die soziale und wirtschaftliche Lage?
Erwin Zangerl.
„Den Aufschwung durch Öffnung, einen Schub an Modernität und mehr
Verständnis für die Lebenswelten unserer Arbeitnehmerfamilien“, verlangt der AK Präsident.
Soziale und faire Umverteilung für
eine gerechte Arbeitnehmerpolitik
D
ie Tiroler deponieren ganz klar die Forderung nach Einführung hö-
herer Steuern auf Millionenkapital. 68 Prozent der Tiroler, mehr als
zwei Drittel, verlangen eine stärkere Besteuerung von Millionenvermögen!
Besonders stark ist diese Forderung bei Tirolern im Alter von 30 bis 49
Jahre: Hier wollen gar 78 Prozent höhere Vermögenssteuern!
Tiroler für Kapitalsteuer
Zangerl:
Die Zeiten werden nicht ein-
facher, auch die wirtschaftliche Situa-
tion in manchen Betrieben und Bran-
chen ist nicht besonders gut. Außerdem
muss die soziale Lage vieler Menschen
im Land Sorge bereiten. Immer mehr
Menschen geraten wegen niedriger
Einkommen und atypischer Arbeits-
verhältnisse in existenzielle Bedrängnis.
Alleinerzieher oder chronisch kranke
Menschen leben viel zu stark am sozi-
alen Rand unserer Gesellschaft.
TAZ: Wie sehen die Vorschläge von
AK und Gewerkschaft aus, um die
wirtschaftliche und soziale Lage der
Beschäftigten zu verbessern?
Zangerl:
Wir brauchen neue Arbeits-
plätze ganzjährig, Vollzeit und ordent-
lich bezahlt. Das wäre der stärkste
wirtschaftliche Schub für unser Land,
von dem alle profitieren würden: Ar-
beitnehmerfamilien, die Unternehmer
und auch die Bauern, die ja in überwie-
gendem Maß auch Arbeitnehmer sind.
Akuten Handlungsbedarf sehen die
Tiroler beim Wohnen und der Wohn-
problematik, bei der Sorge um den Ar-
beitsplatz bzw. der Schaffung neuer Ar-
beitsplätze sowie den generell zu hohen
Lebenskosten in Tirol und den viel zu
niedrigen Löhnen. In diesem Zusam-
menhang ist auch die Studie der Wirt-
schaftskammer zu relativieren. Wenn
die WK behauptet, die Tiroler wären
sogar mit ihrem Einkommen zufrieden,
stellt sich die Frage, wer da befragt wur-
de, ein normaler Arbeitnehmer kann es
wohl nicht gewesen sein.
TAZ: Bleiben Sie bei ihrer Forderung
nach einer deutlichen steuerlichen
Entlastung der Arbeitnehmer?
Zangerl:
Ja, denn es besteht ein starker
Wunsch nach Entlastung der Steuer auf
Arbeit und stattdessen nach einer hö-
heren Besteuerung vonMillionenvermö-
gen. Die Schieflage zwischen Vermögen,
das von selbst arbeitet und kaum besteu-
ert wird, und harter Arbeit, die steuerlich
bestraft wird, muss flacher werden und
ein Ausgleich gefunden werden.
<<
Kampf dem
Sozialbetrug
Da läuft was schief.
Die Steuer- und Abgabenschulden
heimischer Betriebe belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro!
AK KINDERFERIEN
VORMERKEN
Restplätze für
Abenteuerwoche
Die AK hilft in
Notsituationen
E
norm war die Nachfrage für
die Kinderferienaktion der AK
Tirol - und die Zahl der Anmel-
dungen so überwältigend, dass
um 50 % mehr Plätze als 2012
ermöglicht wurden. Restplätze
gibt es derzeit noch für die Aben-
teuerwoche II vom 12. bis 16.
August (ohne Übernachtung):
7- bis 12-Jährige erwartet ein
abwechslungsreiches Programm
mit Almausflug, Naturbeobach-
tung, Wandern und Schwimmen.
Die Kinder werden täglich von
einem Treffpunkt in Innsbruck ab-
geholt und abends wieder dorthin
gebracht. Selbstbehalt: 50 Euro
(Tel. 0800/225522-2121).
D
er Unterstützungsfonds hilft
AK Mitgliedern in schwie-
rigen Situationen - schnell und
unbürokratisch. Die Termine für
die nächsten Bezirks-Sprechstun-
den mit Dr. Lothar Müller stehen
bereits fest. AK Kufstein: Do,
4. Juli, 10-12 Uhr (Anmeldung
0800/22 55 22 – 3350); AK
Kitzbühel: Do, 4. Juli, 14-16 Uhr
(Anm. DW 3252); AK Landeck:
Do, 11. Juli, 10-12 Uhr (Anm.
DW 3450); AK Imst: Do, 11. Juli,
14-16 Uhr (Anm. DW 3150). Am
besten alle Unterlagen in Kopie
mitbringen (zu Einkommen, Beihil-
fen, Alimenten, und zu Ausgaben
wie Miete, Rückzahlungen usw.).
Foto:AndreyKiselev/Fotolia.com
D
ie Steuerschulden öster-
reichischer Unterneh-
men machen Ende 2012
mehr als 1,4 Milliarden Euro
aus! Allein im Vorjahr haben sich
fällige Rückstände an Umsatz-,
Einkommens-,
Körperschafts-
und Lohnsteuer in der Höhe von
211,9 Mio. Euro angehäuft. Die
Daten gehen aus einer Anfrage-
beantwortung des Finanzmini-
steriums hervor und basieren auf
den „Rückstandsausweisen“ der
Finanzämter. Rechnet man lau-
fende offene Abgabenverfahren
inklusive Insolvenzverfahren hin-
zu, betrug der Gesamtrückstand
an Abgaben, samt nicht mehr
einbringbarer Rückstände gar 2,9
Milliarden Euro.
AK Präsident Erwin Zangerl:
„Dem Missbrauch des Steuersystems
gehört Einhalt geboten. Hier muss die
Finanz streng kontrollieren und durch-
greifen. Die Arbeitnehmer finanzieren
mit ihren Abgaben, die sie pünktlich
abliefern, zu zwei Dritteln unser Steu-
ersystem. Schwarze Schafe unter den
Unternehmen sollten sich daran ein
Beispiel nehmen und ihre
Schulden auch korrekt bezah-
len. Nicht nur Steuern alleine
fehlen. Es gibt auch eine Lü-
cke von einer Milliarde Euro
an Beitragsrückständen, die
Betriebe den Krankenkassen
schulden. Laut der Beantwor-
tung einer weiteren parlamen-
tarischen Anfrage betrugen
die Beitragsrückstände der
Unternehmen im Jahr 2011
rund eine Milliarde Euro.
Zangerl: „Wir verlangen auch
in diesem Bereich erhöhten
Personaleinsatz und verstär-
kte Beitragsprüfungen. Zu-
sätzlich braucht es hier mehr
Transparenz, damit auffällige
Schuldner schneller erkannt
und strenger kontrolliert wer-
den können. Daher fordern wir auch
eine bundesweite Beitragsschuldnerda-
tenbank für alle Sozialversicherungsträ-
ger.“
<<
Unter der Lupe.
Steuer- und Sozialmissbrauch sind
kein Kavaliersdelikt und gehören stärker bestraft.
Klarstellung.
„Tirol ist ein Arbeitnehmerland. Wir haben dafür gesorgt,
dass sich diese Tatsache endlich im politischen Bewusstsein durchsetzt“,
sagt AK Präsident Erwin Zangerl.
TAG DER OFFENEN TÜR
Feiern Sie mit
in der AK Imst
M
it „pfundiger“ Musik und
Schmankerln vom Grill war-
tet die AK Imst bei ihrem Tag der
offenen Tür am Samstag, dem
29. Juni, am Imster Rathausplatz
auf. Und das bei freiem Eintritt. AK
Präsident Erwin Zangerl begrüßt
die Gäste um 10.30 Uhr gemein-
sam mit Kammerdiener Viktor
„Herr Reindl“ Haid, der auch durch
den Tag begleitet. Von 11 bis 15
Uhr können sich dann alle ein Bild
von ihrer Imster Bezirkskammer
machen: Bei einer Führung durch
AK und BFI finden sich auch viele
Gelegenheiten, um Mitarbeiter
und Funktionäre kennenzulernen.
Gleich gegenüber - im Zelt am
Rathausplatz – gehts bis 15 Uhr
zünftig her: Erst sorgt die Miemin-
ger Newcomerin Caro mit Schla-
gern für Stimmung, danach heizen
die „Pfunds-Kerle“ ein. Dazu gibts
gschmackige Kiachln, Grillhendl,
Würstel, Pommes frites, alko-
holfreie Erfrischungen und zapf-
frisches Bier vom Fass – alles ko-
stenlos solange der Vorrat reicht.
Für Kinder ab 5 Jahren gibts von
11 bis 15 Uhr ein eigenes Pro-
gramm mit Button-Werkstatt,
T-Shirt-Malstation, Spielen, Dosen-
wurf und vielem mehr. Anlass ist
die erfolgreiche Regionalisierung
der AK: Dazu wurden die Bezirks-
kammern aufgewertet, damit sich
die Beschäftigten direkt vor Ort an
die AK Experten wenden können.
Nr. 52, Juni 2013
!
AK Tipp:
Tag der offenen Tür
in der AK Imst, Samstag, 29.
Juni, von 10.30 bis 15 Uhr. Der
Eintritt ist frei.
Das AK Team:
Nadja Hackl, Mag.
Alfred Norkovic, Präsident Erwin Zan-
gerl, Mag. Günter Riezler (Leiter AK
Imst), Mag. Walter Posch, Cornelia
Lippl und Evelyn Neururer (von li).