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Nr. 105, März 2018

Ihre Meinung zählt.

Arbeits-, Ruhe- und Pensionszeit, Digitalisierung und soziale Sicherheit: Alle Tiroler

Beschäftigten können sich dazu zu Wort melden. AK und ÖGB starten einen Diskussionsprozess mit den

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern darüber, wie sich die Arbeit in Zukunft entwickeln und verbessern soll.

Arbeitslose nicht

zusätzlich strafen

D

er Grund für Langzeitarbeitslosigkeit

liegt häufig darin, dass Betriebe

nicht bereit sind, ältere Arbeitsuchende

einzustellen, die oft auch gesundheitlich

beeinträchtigt sind.Wenn sich Arbeit-

nehmer-Familien ein Arbeitsleben lang

ein bescheidenes Vermögen aufgebaut

haben, ist es nicht akzeptabel, sie, ihre

Kinder und Enkel mit dem Zugriff auf

dieses Vermögen zu bestrafen. Arme

besteuern und Reiche entlasten, das

kann nicht der Weg für einen sozialen

Ausgleich sein. Sollte es vereinzelt Miss-

stände beimArbeitslosengeld geben,

gehören diese durch das AMS beseitigt,

aber nicht eine ganze Gruppe unter

Generalverdacht gestellt und bestraft.

THEMA NOTSTANDSHILFE

S

agen Sie uns, was Ihnen

in der Arbeitswelt wich-

tig ist!“ Diese Einladung

erhalten in den nächsten

Wochen alle Tiroler Beschäftigten

– entweder als Brief nach Hause,

im Betrieb durch den Betriebsrat

oder auf Straßen und öffentlichen

Plätzen.

„Mit dieser Initiative startenAK

und ÖGB eine österreichweite In-

itiative zur Zukunft unserer Ar-

beit“, erklärt AK Präsident Erwin

Zangerl. „Wir laden die Beschäf-

tigten ein, mitzureden, wenn es

um ihr Arbeitsleben geht.“

Dazu wurden sieben aktuelle

Themen ausgewählt: Die Themen

Arbeitszeit, Lohn- und Soziald-

umping, Wohnen, Digitalisierung,

Geschlechtergerechtigkeit

bei

beruflichem Aufstieg und Bezah-

lung. Im Sozialbereich wird die

Frage des gesetzlichen Pensions-

alters für immer mehr Menschen

wichtiger, aber auch, wie mög-

liche Maßnahmen der Regierung

zurAbschaffung der Notstandshil-

fe nach längerer Arbeitslosigkeit

samt Vermögenszugriff auf das

Ersparte von den Beschäftigten

aufgenommen wird.

Arbeitszeit.

Dabei geht es um

den 12-Stunden-Arbeitstag bzw.

die

60-Stunden-Arbeitswoche.

Die wenigsten Arbeitnehmer sind

in der Lage, noch länger und in

einem immer weniger berechen-

baren Zeitvolumen zu arbeiten.

AK Positionen.

Es braucht Ar-

beitsplätze mit einer klaren Plan-

barkeit und Berechenbarkeit für

die Arbeitnehmer und es braucht

faire Überstundenzahlungen für

alle, die Mehrarbeit leisten. Die

Beschäftigten suchen Arbeitsplät-

ze, die Beruf, Familie, Privatleben

und Ehrenamt vereinbar machen.

Ein weiteres offenes Problem ist

die faire und nachvollziehbare

Entlohnung von Mehr- und Über-

stundenarbeit.

Lohn- und Sozialdumping.

Dabei geht es um die Frage, ob

das Lohn- und Sozialdumping

stärker bekämpft werden soll,

etwa am Bau oder im Gütertrans-

port. Hier wird „Preisdumping“

auf dem Rücken der Beschäf-

tigten ausgetragen. Auch Firmen,

die fair zahlen und korrekt anmel-

den, kommen unter Druck. Das

Finanzministerium gab 2017 rund

120.000 Entsendungen bekannt.

Weil pro Entsendung oft mehrere

Arbeitnehmer gemeldet werden,

schätzen Experten die Zahl der

entsendeten Arbeitnehmer aus

den Nachbarländern auf mehr als

300.000. Es gibt aber auch we-

niger Sozialabgaben bei Entsen-

dungen, weil diese meist viel ge-

ringer sind als in Österreich.

Dazu gibt es noch zahlreiche

Betrugsmaschen mittels Schein-

firmen. Oder die Betroffenen

müssen einen Teil ihres hart ver-

dienten Lohns wieder an den Ar-

beitgeber zurückgeben, um den

begehrten Job zu behalten. Große,

oft namhafte Unternehmen geben

Aufträge an billiger bietende Sub-

unternehmen und diese wieder an

noch billigere Firmen weiter. Am

Ende dieser Kette steht oft eine

Firma, die ihre Beschäftigten nach

einiger Zeit nicht mehr zahlen

kann.

AK Positionen.

Die AK Rechts-

beratung hilft Beschäftigten, die

um ihren Lohn betrogen worden

sind, und bringt betrügerische Fir-

men vor Gericht. AK und ÖGB

haben außerdem das Lohn- und

Sozialdumping-Bekämpfungsge-

setz durchgesetzt. Doch die Po-

litik muss tätig bleiben. Die AK

fordert unter anderem: Die Sozial-

versicherungsbeiträge müssen bei

Entsendungen nach dem berech-

net werden, was die versicherten

Arbeitnehmer in Österreich ver-

dienen. Zur Kontrolle gehört eine

EU-Arbeitsbehörde eingerichtet.

Es braucht zusätzliche Kontrol-

leure für die Finanzpolizei, um auf

Baustellen und Straßen wirksam

tätig zu sein.

Meinung gefragt.

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind die Leistungsträger. Sie haben es sich verdient, dass ihre Meinung von der Regierung gehört wird.

„Lohndumping und

Sozialbetrug müssen

stärker bekämpft

werden, die Schäden

für alle sind enorm.“

Erwin Zangerl, AK Präsident

Arbeitszeit:

Sollen der 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche auch künftig die Ausnahme

bleiben und sämtliche Zuschläge erhalten bleiben?

Lohn- und Sozialdumping:

Sollen Firmen, die sich bei Löhnen und Arbeitsbedingungen nicht

an die bei uns geltenden Regeln halten, stärker kontrolliert und bestraft werden?

Gerechtigkeit:

Soll die gleiche Entlohnung von Frauen und Männern bei gleicher Leistung in

ganz Österreich durchgesetzt werden?

Wohnen:

Soll es klare und wirksame Obergrenzen für Mieten geben?

Digitalisierung:

Sollen alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Recht auf eine Woche

bezahlte Weiterbildung pro Jahr erhalten, um beruflich am Ball bleiben zu können?

Pensionen:

Soll eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters abgewehrt werden?

Soziale Sicherheit:

Sollen Menschen, die ihre Arbeit verlieren, weiter Unterstützung erhalten,

ohne dass sie ihr Erspartes hergeben müssen?

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