Anhang
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zusammengewachsen, dass ich gesagt hätte, mei, das tut mir jetzt total leid, dass ich Euch da jetzt hängen
lasse oder so, weil ich wäre sowieso nach zwei Monaten wieder woanders hingegangen.
I: Aber grundsätzlich ist es schon so, würde ich einmal sagen, beim Mann ist immer die Geschichte das Team,
wenn man es positiv formuliert und nicht im Sinne, was, du als Mann gehst, sondern das Team braucht
dich. Aber das Argument kommt interessanter Weise bei einer Frau selten?
M: Ja.
I: Das ist doch mehr als nur auffallend, dass es weil im Prinzip müsste das bedeuten, aber das meint ja keiner,
müsste es bedeuten, irgendwie fehlt der Mann am Arbeitsplatz mehr als die Frau?
M: (lacht). Das ist krass formuliert, ja.
I: Müsste so sein, oder? Ahm, ok, bei Ihnen ist es ein bisschen schwierig, weil es zu hypothetisch ist in dem Fall
sozusagen. Noch zwei abschließende Fragen. Für sie war es sozusagen bei der Entscheidung, das erste Kind
zu bekommen, war es ein Thema die Vereinbarkeit Beruf und Familie oder Karriere unter
Anführungszeichen?
M: Ja, schon eigentlich.
I: Schon, gell. Weil da haben wir ja schon drüber gesprochen. Was könnte man im Prinzip tun sozusagen, um
diesen Trade-off oder diese Überlegungen sozusagen, die man angestellt hat, um das um die ganze
Situation zu erleichtern, Beruf und Familie zu vereinbaren. Was wäre da so eine Geschichte gewesen für
Sie? Wo waren quasi, was waren so die Knackpunkte, wo man gesagt hat, ok, das ist jetzt für uns ein
bisschen ungünstig, da können wir nicht so wie wir wollen?
M: Ungünstig wäre gewesen, bei mir war es, muss ich wirklich sagen, ideal, aber ungünstig wäre gewesen,
wenn ich zum Beispiel mitten in der Ausbildung gestanden hätte, also die Ausbildung noch nicht
abgeschlossen hätte, weil dann ist es so, dass ein Wiedereinstieg ins Berufsleben schnell passieren müsste,
damit ich das abschließen kann und was noch dazu gekommen wäre ist, dass ich, dass es dann fast
notwendig gewesen wäre, dass ich zu 100% wiedereinsteige, weil angenommen, ich wäre zu 50%
wiedereingestiegen, hätte sich die Ausbildungszeit verdoppelt.
I: Aber es ginge grundsätzlich?
M: Es ginge, aber es wäre sehr sehr schwierig, weil eben unsere Ausbildungsordnung verlangt, dass man
Dienste macht und wenn ich ein Kind irgendwo 24 Stunden, also weil ich 24 Stunden nicht da bin, und das
Kind 24 Stunden irgendwo hin in Betreuung geben müsste, also auch über Nacht und am nächsten Tag
heimkomme und müde bin und muss mich ausschlafen, das heißt, es müsste noch länger irgendwo anders
in Betreuung sein, ist einfach ist, wäre zu organisieren, aber es wäre schwierig.
I: Genau. Aber jetzt muss ich doch noch ganz konkret fragen. Also wäre das sozusagen mitten in die Ausbildung
rein gefallen, was hätte das für Sie bedeutet? Umgekehrt: Hätten Sie gesagt, wenn es mitten in die
Ausbildung fällt, dann überlegen wir uns das mit dem zweiten Kind überhaupt oder?
M: Ja, sicher. Ja.
I: Weil das sind ja massive Einschnitte. Also da hätten Sie sich überlegt, wie machen wir das mit dem zweiten
Kind oder ob Sie überhaupt ein zweites Kind wollen, wenn es nicht vermeidbar gewesen wäre?
M: Ja zumindest, ob wir gleich eines wollen. Weil man mit der unabgeschlossenen Ausbildung in dem Beruf
nichts anfangen kann, man kann nichts machen, das heißt ius practicandi, das heißt Recht zur freien
Berufsausübung und das hat man nur, wenn man eine abgeschlossene Ausbildung hat. Entweder eben zum
(M nennt Fach), die dauert drei Jahre, oder in einer anderen Fachrichtung, das dauert dann eben bis zu