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I: Nein, ich meine, dass der Mann zu Hause bleibt und die Frau voll arbeiten geht?

M: Nein, Entschuldigung, das nicht, nein, nein. Das ist, glaube ich, eine Sonderform, dass der Vater zu Hause

bleibt. Die meisten können sich, glaube ich, nicht vorstellen, dass der Vater das gleiche zu Hause macht wie

die Mama.

I: Kann man das noch bisschen differenzieren? Wenn Sie es jetzt auf Frauen beziehen, können Sie sich

vorstellen, dass es eher eine Denkvariante bei den Frauen ist?

M: Entschuldigung, jetzt habe ich Sie nicht verstanden.

I: Ist es für Frauen eher denkbar, dass Männer zu Hause bleiben können?

M: Sowohl als auch.

I: Glauben Sie, dass es eher beidseitig ist?

M: Ich glaube, dass Frauen so das Bild in sich haben, dass die Frau zu Hause bleibt als auch die Männer. Die

Männer denken sich auch, dass die Frau eher zu Hause bleibt. Ich rede jetzt von meinem Umfeld, wo es

noch immer so ist.

I: Wenn Sie das jetzt so machen würden, müssten Sie sich jetzt rechtfertigen?

M: Auf alle Fälle. Ja, auf alle Fälle.

I: Was glauben Sie, wieso das so ist?

M: Ahm, wir sind vielleicht eher noch im ländlichen Bereich. In Innsbruck oder gehen wir noch weiter in die

Stadt - nach Wien (lacht), wo es fortschrittlicher ist. Da haben die Frauen mehr eine Ausbildung, wo es sich

rentiert nachzudenken. Bei uns ist es nach wie vor so, dass es in den Köpfen so drinnen ist. Der Mann geht

arbeiten und die Frau bleibt zu Hause beim Kind.

I: Irgendwelche Ideen, was man tun könnte, um das aufzubrechen?

M: Hm, schwierig. Schwierig. Keine Ahnung.

I: Es müsste wahrscheinlich mehr Leute geben, die das so handhaben?

M: Ja wahrscheinlich, damit es nicht mehr so eine Ausnahmeerscheinung ist. Dann wird es schon normaler, wie

soll ich es sagen, wenn es nicht nur Einer macht, sondern zehn oder 20 oder 30.

I: Wie war es bei Ihnen seitens des Arbeitgebers? Dass Sie jetzt nur noch sechs Stunden arbeiten, weil Sie ein

Kind bekommen? War das alles problemlos?

M: Wenn ich von meiner speziellen Situation ausgehe, wo ich nur einen Jahresvertrag hatte, ich bin Anfang Juni

in Mutterschutz gegangen. Mein Kind ist Anfang August auf die Welt gekommen. Der Chef war jetzt nicht

begeistert, wie ich ihm das mitgeteilt habe, dass ich schwanger bin. Er hat es schade gefunden, weil er nicht

so leicht Lehrer meines Faches findet und alle sind nach einer Zeit gegangen. Nie dauerhaft bleiben. Das hat

er schade gefunden. Wenn ich mich jetzt noch einmal bewerben würde, wäre es sicherlich nicht so

schwierig, so etwas für sechs Stunden zu finden, weil viele Lehrer diese sechs Stunden nicht unterrichten

wollen. Denn für jemanden, der mehr unterrichten will, ist es uninteressant. Genau für meine Situation

wäre das perfekt. Wenn jetzt an einer Schule, sechs Stunden dieses Faches übrig bleiben, die niemand will,

denn wenn jemand 20 Stunden voll unterrichten will, was will er mit diesen sechs Stunden? Für diese

Ausnahmefälle wäre meine Situation optimal.