Tiroler Arbeiterzeitung - page 2

2
Auf die
Qualität achten
Tipps.
Bei der Auswahl des Nachhilfeanbieters sollten Eltern
einiges beachten, um keine Überraschungen zu erleben.
B
ei der Auswahl des Nachhil-
feanbieters sollten Eltern einiges
beachten, um keine Überra-
schungen zu erleben: Gibt es allgemeine
Informationen zum Nachhilfeanbieter?
Hat der Nachhilfeanbieter einen gu-
ten Ruf? Was steht in den Allgemei-
nen Geschäftsbedingungen (zeitliche
Bindung, Anmeldemodus, Zahlungs-
bedingungen, Dauer der Unterrichts-
einheiten, Stornobedingungen etc)?
Weitere Kriterien sind die Frage nach
Einzel- oder Gruppenunterricht sowie
die Gruppengröße. Welche Praxisjahre
und welchen Ausbildungshintergrund
haben die Nachhilfelehrer. Ein Kosten-
vergleich lohnt sich unter Berücksichti-
gung der Dauer der Unterrichtseinheit,
der Gruppengröße, bei Rabatten und
bei verkürzter Inanspruchnahme in
Rumpfschuljahren (z.B. Matura).
Wichtig ist auch: Welche Inhalte
werden vermittelt? Liegen den Nach-
hilfekursen die richtigen Lehrpläne zu
Grunde? Kennt der Nachhilfelehrer
den Lehrplan, die Schule, den Lehrer
und die Prüfungsmethoden? Gibt es
ein Vorgespräch über Ausgangssituation
und Ziele vor dem Nachhilfeunterricht?
Wird nicht nur fachliche Unterstützung
angeboten sondern werden auch Tipps
gegeben, wie man richtig lernt?
<<
Qual der Wahl.
Es geht um viel Geld bei der Nachhilfe. Geld, das oft im Familien-
budget fehlt.
Abschluss
teuer erkauft
Bedenklich.
Wenn Nachhilfe zum Fixbestandteil
der Schule gehört, hapert es am System.
D
erzeit erkaufen sich viele Eltern
den Erhalt der Chancen auf ei-
nen erfolgversprechenden Bil-
dungsabschluss ihrer Kinder zu einem
hohen Preis. Das ist der Nährboden für
den Nachhilfeboom. Der Nachhilfe-
markt reagiert auf diese Ängste der El-
tern, dass ihre Kinder das Bildungsziel
nicht schaffen und bietet ganzjährige
Lernkurse an. Mit der Schulwahl ist
dann Nachhilfe oft schon inbegriffen.
Weitere Ursachen liegen in der oft
fehlenden Kommunikation zwischen
Schüler, Eltern und Lehrern und in den
mangelnden pädagogischen Fähigkeiten
mancher Lehrer. So ist auch zu beo-
bachten, dass mit einem Lehrerwechsel
manchmal das Problem gelöst ist. Es
gibt aber auch strukturelle Gründe.
Wer verdient.
Am Nachhilfe-
markt verdienen größtenteils die pri-
vaten Nachhilfeinstitute (28%), Lehrer
(28%) und Studierende (30%). Positiv
vermerkt wird, dass bei Schülern der
Neuen Mittelschulen weniger Nachhil-
feausgaben zu verzeichnen sind und dass
die private Nachhilfe im Regelfall zum
gewünschten Erfolg führt.
Um die Situation zu verbessern, hat
die AK einige Vorschläge: Der Unter-
richt gehört so gestaltet, dass die Schüler
den Lernstoff auch verstehen. Lehrer-
fortbildung für alle muss intensiviert
werden. Je kleiner die Gruppen, desto
größer der Erfolg. Daher sollten mehr
Klassenteilungen in einzelnen Fächern
vorgenommen werden. Mehr Förder-
unterricht an den Schulen. Verstärkter
Ausbau der Ganztagesschulen mit indi-
vidueller Förderung. Eine bessere Bera-
tung bei der Schulwahl, etwa durch ein
verpflichtendes Unterrichtsfach Berufs-
orientierung.
<<
D
ie AK Tirol bietet über das BFI günstige
und hochwertige Sommerkurse für
Schüler in ganz Tirol an: Vom 6. bis 31.
August, Montag bis Freitag je 2 Stunden pro
Fach für Schüler der Hauptschule, NMS,
AHS, BMS und BHS, für die Fächer Deutsch,
Mathematik, Latein, Englisch, Französisch, Italienisch und Buchhaltung.
Kosten: 195 € pro Kurs für Kinder von AK-Mitgliedern, 275 € für alle
anderen. Für den Besuch eines zweiten Kurses oder für mehrere Kinder
einer Familie gibt es Ermäßigungen.
Anmelden:
BFI Innsbruck (0512/59
6 60-0) oder in den Bezirksstellen Imst, Kitzbühel, Kufstein, Landeck, Lienz,
Reutte, Schwaz sowie in der AK Telfs. Anmeldeschluss am 18. Juli 2012
(Kurse starten nach Zustandekommen einer Mindestteilnehmerzahl).
Sommerschule der AK Tirol
Ratlos.
Viele Schüler kommen beim Unterricht nicht mit, Folge davon sind
enorme Nachhilfekosten.
Nachhilfe ist immer
öfter unfinanzierbar
AK-Studie.
Jeder dritte Schüler braucht Nachhilfe. Die Kosten dafür:
8 Millionen Euro! Drei Viertel der Eltern müssen mit Kindern lernen.
W
ie schaut der Nachhilfe-
bedarf bei Tirols Schülern
aus? Die Ergebnisse sind er-
nüchternd: Jeder dritte Schüler braucht
private Nachhilfe. Die Kosten dafür be-
liefen sich in Tirol auf 8 Millionen Euro!
Dennoch müssen drei Viertel der Eltern
am Nachmittag mit den Kindern lernen.
In dieser Situation wünschen sich die El-
tern mehr Förderunterricht, schulische
Nachmittagsbetreuung oder gleich die
echte Ganztagsschule. Das ist das Er-
gebnis der aktuellen Nachhilfestudie für
Tirol.
Zwar sind in Tirol die Gesamtausga-
ben für Nachhilfe gegenüber 2010 zu-
rückgegangen, aber es gibt keine Entwar-
nung. 25 % der befragten Eltern haben
für zumindest eines ihrer Kinder im Lau-
fe des letzten Jahres eine externe Nach-
hilfe engagiert. Im Regelfall handelt es
sich um eine bezahlte Nachhilfe (20%).
490 Euro pro Jahr & Kind.
Der Anteil der bezahlten Nachhilfe ist
in Tirol gegenüber 2010 sogar nochmals
leicht angestiegen. Eltern geben 2012 in
Tirol trotzdem „nur mehr“ 8 Millionen
Euro für bezahlte Nachhilfe aus. 2010
waren es noch rund 9 Millionen Euro.
Umgelegt auf die finanzielle Belastung
der Haushalte bedeutet dies 557 Euro
pro Jahr. 2010 lag der durchschnittliche
Betrag noch bei 727 Euro. Pro Kind be-
tragen die Nachhilfekosten im Schnitt
pro Jahr 490 Euro.
Dass die Summe der Nachhilfeko-
sten in Tirol zurückgegangen ist, liegt
vor allem daran, dass sich immer weni-
ger Eltern eine professionelle und damit
kostspielige Nachhilfe bei einem pri-
vaten Nachhilfeinstitut leisten können.
Eltern weichen mit ihren Kindern eher
auf Nachhilfeangebote aus, die weniger
kosten oder nehmen Gruppenangebote
in Anspruch. Der Rückgang bei profes-
sionellen Nachhilfeinstituten und der
Anstieg von Nachhilfe durch Studieren-
de und Mitschüler ist ein Beleg dafür.
Verringert hat sich auch die Anzahl der
Eltern, die in den letzten Sommerferien
für ihre Kinder eine Nachhilfe finanziert
haben. Damit steigt auch die Gefahr
der sozialen Selektion, weil der Schuler-
folg davon abhängig wird, ob man sich
Nachhilfe leisten kann. Das Budget der
Eltern wird damit stärker zum Faktor für
den schulischen Erfolg der Kinder.
<<
AUS DER STUDIE
Hilfe schon in der Volksschule
65 % der Haushalte
geben an, dass
Nachhilfe unmittelbar vor Schular-
beiten, Tests und vor Entscheidungs-
prüfungen nötig wird. Leider breitet
sich das Phänomen Nachhilfe auch
auf die Volkschüler aus. Von den
Haushalten, die angaben, bezahlte
Nachhilfe in Anspruch zu nehmen
(=
20% aller befragten Haushalte
),
kommt bereits ein bedeutender An-
teil aus den Volksschulen. Der Nachhilfeanteil bei den Volksschülern liegt in
einer ähnlichen Größenordnung wie bei den AHS-Unterstufen-Schülern. In
101 von 300 befragten Haushalten wohnt ein Volksschüler, der während
des letzten Schuljahres mindestens einmal eine Nachhilfe durch andere
Personen erhalten hat; ca.
15 %
davon bezahlte Nachhilfe.
Nachhilfe
schon bei den Kleinen.
SPITZENREITER
Mathe führt
I
m laufenden Schuljahr bzw. in
den vergangenen Sommerferien
entfallen der AK Studie zufolge die
höchsten Nennungsanteile auf das
Fach Mathematik. Es wird in 60 %
der Haushalte als Nachhilfefach
angegeben, gefolgt von Sprach-
fächern und Deutsch. Das Fach
Rechnungswesen hat schulartspe-
zifische Bedeutung bei den kauf-
männischen Schulen. Hier besteht
Fortbildungsbedarf vor allem bei
jenen Lehrern, deren Schüler über-
durchschnittlich häufig die Lernziele
nicht erreichen.
GUT ZU WISSEN
Schule, auf den
Tag verteilen
U
m alle Talente zu fördern
und die Eltern von teurer
Nachilfe oder als unfreiwillige
Hilfslehrer zu entlasten, sind
für die Arbeiterkammer drei
Punkte wichtig: Förderung
schon vor Schuleintritt durch
eine schrittweise Ausweitung
der frühkindlichen Förderung
im Kindergarten ab dem dritten
Lebensjahr. Läuft ein Kind Ge-
fahr, zum Schulschluss negativ
abzuschließen, sollen Lernförde-
rung und sozialpsychologische
Betreuung in der Schule ver-
pflichtend sein. Beim laufenden
Ausbau der schulischen Nach-
mittagsbetreuung ist die echte
Ganztagsschule die beste Lö-
sung. Statt dicht gedrängtem
Vormittagsunterricht ein Wech-
sel von Unterricht, Üben und
Freizeit.
Foto:RobertKneschke/Fotolia.de
Foto:WavebreakMediaMicro/Fotolia.de
THEMA:
SCHULE & ELTERN
Nr. 42, Juli | August 2012
So findet man Nachhilfe.
(Nachhilfeinstitute und
Nachhilfebörse) und
unter
!
Foto:AndreyKiselev/Fotolia.de
1 3,4,5,6,7,8,9,10,11,...12
Powered by FlippingBook