Tiroler Arbeiterzeitung - page 1

Genug.
Durch Fleiß, extremen Einsatz und hohe Verantwortlichkeit der Firma
gegenüber geraten immer mehr Beschäftigte an ihre gesundheitlichen Grenzen.
Tiroler
S
chnell noch ein paar berufliche
Telefonate auf dem Heimweg
erledigen, wofür im Büro wieder
einmal keine Zeit blieb oder am Abend
bzw. am Wochenende das eine oder an-
dere Mail am Smartphone beantworten:
Arbeit und Freizeit verschwimmen im-
mer mehr und prägen unsere Berufswelt.
Firmen-Laptops, -Ipads und -Smart-
phones sind Statussymbole. Was auf den
ersten Blick trendy aussieht, kann auch
zur Falle für die Beschäftigten werden.
Allzeit bereit, immer im Einsatz, ob Tag,
Nacht oder Wochenende. Ganz abge-
sehen von den arbeitsrechtlichen Pro-
blemen gilt es dabei auch zu bedenken:
Wenn Arbeits- und Privatleben immer
näher zusammenrücken, steigt die Burn-
out-Gefahr.
So schauts aus.
AK Präsident Er-
win Zangerl: „Wir brauchen eine neue
Unternehmenskultur. Wenn Arbeitszeit
und Freizeit ineinander fließen, steigt
die Gefahr von Selbstausbeutung. Es
zeigt sich bereits jetzt, dass immer mehr
Beschäftigte mit gesundheitlichen und
psychischen Problemen zu kämpfen
haben. Multitasking und rund um die
Uhr Erreichbarkeit machen Mitarbeiter
erschöpft und krank. Jeder zweite vorzei-
tige Pensionszugang (Invaliditätspensi-
on) erfolgt wegen psychischer Probleme.
Die Kosten für den Einzelnen und für
die Volkswirtschaft steigen enorm. Wer
von den Arbeitnehmern verlangt, dass
sie länger im Erwerbsleben verbleiben
sollen, muss auch für gesunde Arbeits-
plätze Sorge tragen.“
Neue Arbeitswelt.
Selbst am stil-
len Örtchen erreichbar, immer verfüg-
bar. Wer die Risiken nicht kennt, gerät
rasch unter die Räder. Einen Zwang zur
ständigen Erreichbarkeit über Handy
oder Mail gibt es arbeitsrechtlich nicht.
Aber bestimmte Arbeitsformen, die den
ständigen Arbeitseinsatz forcieren. Dazu
zählen etwa All-Inclusive-Verträge oder
aber die sogenannte Rufbereitschaft.
<<
Lesen Sie weiter auf Seite 7
„Ständige Erreichbarkeit ist für Betroffene eine
neue Form der Ausbeutung.
Erwin Zangerl
Grenzen ziehen gegen
rund um die Uhr Arbeit
V
on ständiger Erreichbarkeit Be-
troffene sollten ihre Situation
mit dem Arbeitgeber besprechen.
Betriebsräte, Arbeiterkammer und
Gewerkschaften bieten Unterstüt-
zung an. Es sind aber auch die Be-
triebe gefordert, Grenzen zu ziehen,
weil sie Interesse an einer gesun-
den Belegschaft haben müssten.
In Deutschland haben das erste
Firmen bereits erkannt: VW etwa,
leitet außerhalb der Arbeitszeit kei-
ne E-Mails mehr an die Angestell-
ten weiter. So kann durch entspre-
chende Rahmenbedingungen dafür
gesorgt werden, dass Mitarbeiter
nicht in den Zwiespalt geraten, ihre
Freizeit zu opfern. Umdenken müs-
sen aber auch die Beschäftigten.
Der richtige Umgang mit den neuen
Kommunikationsmitteln ist auch ein
wichtiger persönlicher Lernprozess.
Grenzen ziehen
I
n Wien, Niederösterreich und
Burgenland zahlen Jugendliche,
Schüler und Lehrlinge künftig für
ein Jahresticket 60 Euro! Dieses
Top-Jugendticket wurde vom Fa-
milienminister gemeinsam mit
den Landeshauptleuten von Wien,
Burgenland und Niederösterreich
erfolgreich ausverhandelt.
Für 5 Euro pro Monat können
also junge Menschen in Ostöster-
reich mit dem neuen Top-Jugendti-
cket billig auf allen Linien rund um
die Uhr fahren. Für Tausende El-
tern von Halbwüchsigen eine echte
Erleichterung. Das Familienbudget
wird entlastet und die Eltern wis-
sen, dass ihre Sprösslinge auch
nachts sicher nach Hause kom-
men mit einer Netzkarte Tag und
Nacht, an Feiertagen und in den
Ferien, gültig für alle öffentlichen
Verkehrsmittel.
Nun sollte man meinen, dass Ti-
rols Jugendliche und Familien dem
Land wohl gleich viel wert sind, wie
jene in Ostösterreich. Weit dane-
ben! Statt billiger wird es in Tirol
für die Eltern gleich saftig teurer!
Bis zu viermal so viel wie bisher soll
das neue SchulPlus Ticket kosten.
Um stolze 268 Euro wird eine ähn-
liche Karte angeboten, die dann
aber nicht einmal in der Ferienzeit
gilt!
Die AK hat diese Ungerechtig-
keiten aufgezeigt und auch nach-
gewiesen, dass der öffentliche Ver-
kehr in Tirol generell mit Abstand
der teuerste ist. Wir werden auf
jeden Fall dranbleiben und nicht
lockerlassen mit unseren Forde-
rungen nach einer deutlichen Ver-
billigung beim öffentlichen Verkehr.
Der zuständige Landesrat Steixner
muss endlich Farbe bekennen.
Zuversichtlich stimmt mich,
dass nun auch die übrigen Par-
teien im Tiroler Landtag diese him-
melschreiende
Ungerechtigkeit
beim öffentlichen Verkehr erkannt
haben, im Landtag initiativ werden
und den zuständigen Landesrat un-
ter Druck setzen.
Steixner soll das gleiche Ver-
handlungsgeschick zeigen, wie er
dies seit Jahren für die Landwirt-
schaft praktiziert. Denn da erfindet
er immer wieder neue Geld- und
Förderquellen. Derzeit sind die
Leidtragenden seiner Ignoranz
einmal mehr die Jugendlichen und
ihre Eltern, im angeblich familien-
freundlichsten Bundesland Tirol.
WICHTIGER SPARTIPP
Heizkostenzuschuss beantragen
TOLLER FERIENTIPP
Kinder, baut euch eure Stadt
D
ie Kinderstädte der Kinder-
freunde öffnen in Schwaz, Lienz
und erstmals auch in Innsbruck wie-
der ihre Tore für alle Jungen und Mäd-
chen von 7 – 14 Jahre. Hier können
die jungen Stadtbürgerinnen und -bür-
ger ihr eigenes Geld als Bäcker, Fri-
seur, Bankdirektor,… verdienen, sich
selbstständig machen; mitbestimmen
– vielleicht als Stadtoberhaupt?
Die Termine:
Kinderstadt Lienz:
16.
Juli – 3. August, täglich 9-17 Uhr, Ten-
nishalle Lienz;
Kinderstadt Schwaz
„Kolorino“: 6. - 24. August, täglich 9-17 Uhr, Sporthallen der HS I +II;
Kinder-
stadt Innsbruck:
20. – 31. August, täglich 9-17 Uhr, NMS Hötting, Fürsten-
weg 13. Mehr unter
Alarmierend.
Ob Smartphone, Laptop, Ipad: Immer bessere Erreichbarkeit ermöglicht
Beschäftigten Arbeit in allen Lebenslagen. Beruf und Privates verschwimmen.
Vorbeikommen
in die Kinderstädte
Lienz, Schwaz und Innsbruck.
S
eit Anfang Juli bis 30. November
kann wieder der Heizkostenzu-
schuss des Landes beantragt wer-
den. Die Beihilfe wurde von 175 auf
200 € angehoben. Berechtigt sind:
Pensionisten mit Bezug der gel-
tenden Ausgleichszulage, Bezieher
von Notstandshilfe, Alleinerzieher
und Familien mit mindestens einem
im gemeinsamen Haushalt lebenden
Kind. Die Einkommensgrenzen liegen
bei 820 € pro Monat für allein ste-
hende Personen und bei 1.240 € für
Ehepaare und Lebensgemeinschaften. Für jedes Kinder erhöht sich die Ein-
kommensgrenze um 200 €. Weitere Infos und das Antragsformular unter
Nicht vergessen.
Heizkostenzuschuss
bis 30. November beantragen.
Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz der kammer für arbeiter und angestellte für tirol
4. Jg. , juli | AUGUST 2012 | Nr. 42
Arbeiterzeitung
kommentiert
Familienfreundlich
schaut anders aus
AK-Präsident Erwin Zangerl
Foto: JeremiasMünch/Fotolia.de
Foto:DanRace/Fotolia.de
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