Tiroler Arbeiterzeitung - page 8

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Kein Platz an der
Wunschschule
Ärgerlich.
Wenn Kinder wegen Überfüllung nicht aufgenommen werden...
S
eit 1998 gibt es Berufsorientierung im
Lehrplan und die Lehrer, die Aus-bildungs-
einrichtungen, die Schulbehörden und
auch die Arbeiterkammer sowie die anderen Sozi-
alpartner unternehmen große Anstrengungen, die
Jugendlichen zu einer guten Berufswahl zu füh-
ren. Da gibt es noch viel Handlungsbedarf, aber
inzwischen wurde vieles an Unterrichtsmaterialien
und Eignungstestverfahren neu entwickelt. Von
einfachen Tests wie einer Potentialanalyse bis hin
zu sehr anspruchsvollen Verfahren wie der Kompe-
tenzwerkstatt, bei der die Jugendlichen gemeinsam
mit ihrem Umfeld ihre Stärken und Fähigkeiten
erkennen.
Was aber, wenn die Sache umgekehrt läuft? Franz
besuchte nach der Hauptschule die Polytechnische
Schule und hat sich für den Hörgeräteakustiker
entschieden. Er sucht jetzt seit Monaten nach ei-
ner Lehrstelle, bisher erfolglos. Der angebotene
Restaurantfachmann ist für seine Interessen keine
Alternative. Margarethe weiß seit ihrem Berufso-
rientierungsunterricht in der 4. Hauptschule, dass
sie Fotografin werden möchte, leider gibt es keine
Lehrstelle. Mehmet hat sich für eine weiterführen-
de Schule entschieden. Ihn interessieren Grafik und
Werbung – die Plätze an der HTL sind aber hoff-
nungslos ausgebucht, dafür würde es an der HTL
für Bautechnik noch Platz geben. Franziska wünscht
sich eigentlich schon seit ihrer Volksschulzeit, dass
sie einmal Ärztin werden möchte. Sie hätte einen
Platz im Gymnasium gebraucht, leider haben ihr
zwei Zweier im Zeugnis diesen Plan verhaut und
sie sitzt jetzt in der Hauptschule und hofft, dass die
Noten für den Übertritt ins BORG reichen werden.
Betroffene melden.
Solche Fälle sind All-
tag in Tirol, nördlich des Brenners. Den Umstand,
dass Kinder von einer Schule aus Platzgründen ab-
gewiesen werden, kennt man in Italien und damit
auch in Südtirol nicht. Dort muss sich die Schul-
behörde darum kümmern, ausreichend Platz zu
schaffen.
Das möchte die Arbeiterkammer auch bei uns
erreichen. Wenn Sie zu diesem Thema etwas zu sa-
gen haben oder betroffen sind, wenden Sie sich per
Email an die AK:
<<
Keine Chance.
Ihn interessiert Grafik und Werbung, aber die
HTL-Plätze sind hoffnungslos ausgebucht.
Herausforderung.
Rund 2.000 Lehrlinge werden im Sommer als wesentliche Stütze ihres
Betriebs zum Erfolg der Tourismuswirtschaft beitragen. Aber es gibt auch Schattenseiten.
D
er Sommer steht ins Haus und
damit eine hoffentlich erfolg-
reiche Saison für die Touris-
muswirtschaft. Zu diesem Erfolg tragen
auch heuer wieder nicht unwesentlich
jene 2.000 Jugendlichen bei, die als
Lehrlinge in Service, Küche und Rezep-
tionsdienst ihre Ausbildung absolvieren
und - obwohl sie nur Lehrlingsentschä-
digung erhalten und ihren Betrieben
Fördergelder zugänglich machen – voll
ihren Mann bzw. ihre Frau stehen.
In der Werbung der Wirtschafts-
kammer werden diese Lehrlinge als
Glücksbringer bezeichnet. Dass sie
den von ihnen bekochten, bewirteten
und betreuten Gästen während deren
Urlaubszeit auch tatsächlich Glück
bringen, darf angenommen werden.
An dieser Stelle interessiert jedoch
mehr die Frage, ob sie auch „Glücks-
krieger“ sind. Aus den Erfahrungen,
die die Jugendabteilung der Arbeiter-
kammer jahrein jahraus machen muss,
ist dies nicht immer automatisch ab-
zuleiten.
Unbezahlte Überstunden.
Tatsächlich ergeben sowohl die Bera-
tungspraxis der AK-Jugendabteilung
als auch sämtliche unter Lehrlingen –
von wem auch immer – durchgeführte
Erhebungen, dass unbezahlte Über-
stundenleistung durch Jugendliche in
der Gastronomie und Hotellerie an
der Tagesordnung stehen. Auch die
Ausbildung in den Betrieben erfolgt
in vielen Fällen nicht so umfassend,
wie dies vorgeschrieben ist. Speziell im
Lehrberuf Hotel und Gastgewerbeassi-
stenz ist eine wirklich dem Berufsbild
entsprechende Qualifizierung eher
die Ausnahme als die Regel. Die AK
Experten erläutern im Folgenden die
wichtigsten rechtlichen Vorgaben für
Arbeiten und Lernen im Tourismus:
Arbeitszeit.
Die wöchentliche
Arbeitszeit darf für Jugendliche (unter
18 Jahre) 40 Stunden nicht überstei-
gen, dennoch geleistete Überstunden
sind mit Zuschlag finanziell oder in
Zeitausgleich abzugelten. Jugendliche
Lehrlinge müssen zwei zusammenhän-
gende freie Tage pro Woche erhalten.
Auf die tägliche Arbeitszeit muss eine
mindestens 12-stündige Nachtruhe
folgen. Das späteste Arbeitsende ist
für Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr
23 Uhr. Jeder zweite Sonntag muss ar-
beitsfrei bleiben.
Ausbildung.
Einige verpflich-
tend vorgeschriebene Berufsbildposi-
tionen sind in der Ausbildungspraxis
vieler Betriebe unbekannt!
• Bei
Restaurantfachleuten
gehört
etwa dazu: Das Herstellen von Mix-
getränken, die Beratung aus der
Weinkarte, die Organisation von
Veranstaltungen, das Flambieren
und Tranchieren usw.
• Bei den
Köchinnen
und
Köchen
die
Kenntnisse von Vollwert-, Diät- und
Schonkost, die Herstellung von Süß-
speisen, Küchenkalkulation usw.
• Bei den
HGA-Lehrlingen
das Füh-
ren des Hoteljournals, Zahlungsver-
kehr, Rechnungswesen, Schriftver-
kehr, Marketing usw.
Wer als Lehrling alle wichtigen Be-
stimmungen kennen will, besorgt sich
die Broschüre „Deine Rechte als Lehr-
ling. Auch zum Download auf www.
ak-tirol.com
<<
Lehrlinge im Tourismus
erwartet heißer Sommer
Bitte lächeln.
Auch bei vollem Einsatz heißt es immer freundlich sein.
Arbeitszeit
notieren!
D
ie AK Tirol rät allen Jugend-
lichen vor allem in der Tou-
rismusbranche die lückenlose
und leserliche Führung von Ar-
beitszeitaufzeichnungen. Um
es noch einfacher zu machen,
gibt es in der Jugendabteilung
einen eigenen AK Arbeitszeit-
kalender. Auch die Führung
eines Ausbildungstagebuchs
ist ratsam, um den täglichen
Lernfortschritt zu dokumentie-
ren und allfällige Ausbildungs-
lücken feststellen und nachwei-
sen zu können. Wer Fragen
oder Probleme hat, meldet sich
bei den Experten der AK unter
0800/22 55 22 -1566.
GUT ZU WISSEN
Behaltezeit
nach der Lehre
N
ach Lehrende müssen Lehrlinge
noch weiter beschäftigt werden.
Der Lehrberechtigte ist verpflichtet,
den ehemaligen Lehrling im Betrieb
im erlernten Beruf drei Monate wei-
ter zu verwenden, wenn das Lehr-
verhältnis durch Lehrzeitende oder
durch die erfolgreich abgelegte Lehr-
abschlussprüfung geendet hat.
Wer beim letzten Lehrberech-
tigten die Hälfte oder weniger als die
halbe Lehrzeit absolviert hat, dem
steht auch nur die halbe Behaltezeit
zu (1,5 Monate). Es gibt auch längere
Weiterverwendungszeiten, etwa
An-
gestellte Handelsgewerbe
5 Mo-
nate,
Arbeiter Metallgewerbe
6 Mo-
nate. Mehr auf
SERVICE
Eigene Experten
für die Jugend
E
gal, ob Lehrstelle, Ferialjob
oder Pflichtpraktikum: Wer
jung ist und arbeitet ist in der AK-
Jugendabteilung bestens vertre-
ten. Die Expertinnen und Experten
haben ein offenes Ohr für die Pro-
bleme der Jungen, beraten, helfen
weiter und finden selbst in heiklen
Situationen einen Ausweg, kosten-
los, anonym und vertraulich. Egal
ob es um Ausbildung, Arbeitszeit
oder Bezahlung geht.
Wenn gewünscht, wird bei ernst-
haften Schwierigkeiten auch Kon-
takt mit dem Arbeitgeber aufge-
nommen. Zunächst versucht das
engagierte Team, eine gütliche
Einigung zu erreichen, Telefonate
werden geführt, Briefe geschrie-
ben. Nützt dies alles nichts, wird
im Ernstfall auch geklagt. Die Ver-
tretung vor Gericht übernimmt die
Arbeiterkammer.
Foto:YuriArcurs/Fotolia.de
THEMA:
JUNGE & ARBEIT
Nr. 42, Juli | August 2012
TIROLER ERFOLGE
Gewinner von
Sprichcode
D
ie Gewinner des 6. „Sprich-
code“ Literatur- und Foto-
wettbewerbes stehen fest (www.
sprichcode.net). Österreichweit
haben 836 Jugendliche teilge-
nommen, 35 aus Tirol. Folgende
Tiroler Beiträge fanden lobende
Erwähnungen: Die Texte von Ta-
bea Nicolussi „Zuckerfee“ (Telfs)
und Mirjam Hagen „Und am Sieb-
ten Tage sollst du Ruhen“ (Mils
bei Hall) sowie die Fotografien von
Wolfgang Einsiedler „Du bist am
Verblassen“ (Inzing), Annika Feld-
er „Idylle“ (Vill) und Mirjam Hagen
„Und am Siebten Tage sollst du
Ruhen“ (mehr auf
.
com unter Bildung). Die AK Tirol
ist als Kooperationspartner des
Wettbewerbs stolz auf die loben-
den Erwähnungen und gratuliert
den Preisträgern.
Probleme in der Lehre: Die AK-
Jungendexperten helfen. Anrufen
unter 0800/22 55 22 -1566.
!
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