Tiroler Arbeiterzeitung - page 3

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THEMA:
OFFEN GESAGT
D
ie Menschen verlieren zuneh-
mend Vertrauen in die Par-
teien, weil immer mehr Ent-
scheidungen in Brüssel und nicht mehr
in Wien oder gar in Innsbruck fallen.
Aber gerade im Bereich der Steuern,
der Löhne und der Preise könnte die
heimische Politik etwas verändern. Die
Arbeiterkammern mit ihren mehr als 3
MillionenMitgliedern wird ihre interes-
senpolitische Arbeit in diesen Bereichen
verstärken.
Realwirtschaft stärken.
Ein EU-Gipfel hat den anderen gejagt,
eine Schuldenkrise wurde von der näch-
sten überlagert, aber noch immer sind
die Regierungen nicht bereit, bei der
Regulierung der Finanzmärkte und der
Eindämmung der Spekulation endlich
nachhaltig tätig zu werden. Ich erneuere
die Forderung der AK nach einer Ein-
führung der Finanztransaktionssteuer.
Ungerecht ist auch, dass die Arbeit-
nehmer und Pensionisten mit ihrem
Steueraufkommen zwei Drittel der
Steuereinnahmen tragen, aber um-
gekehrt zwei Drittel der Steuerentla-
stungen im letzten Jahrzehnt der Wirt-
schaft zu Gute gekommen sind. Allein
aus dem organisierten Mehrwertsteuer-
Betrug entgehen dem Staat jährlich 2
Milliarden Euro.
Steuern runter.
Wir brau-
chen eine steuerliche Entlastung von
Arbeitseinkommen. Die hohen Abga-
ben müssen vor allem für niedrige und
mittlere Einkommen gesenkt werden.
Im Gegenzug braucht es aber mehr ver-
mögensbezogene Steuern: Die AK setzt
sich für eine Vermögenssteuer und eine
Erbschafts- und Schenkungssteuer für
Millionenvermögen ein.
Vermögen besteuern.
Eben-
so zu kritisieren ist die Schieflage bei den
Beiträgen der großen Vermögen. Nur 1
Prozent der Haushalte verfügt über ein
Vermögen von 300 Milliarden Euro.
Es reicht.
„Die steigenden Preise, die ungerechte Verteilung der Steuerlast und die
ungebremsten Spekulationen müssen gestoppt werden“, verlangt AK Präsident Erwin Zangerl.
• Das reichste Prozent der österrei-
chischen Bevölkerung besitzt 300
Milliarden Euro, ein Viertel des ös-
terreichischen Gesamtvermögens.
• In Österreich stammen nur 1,3
Prozent des Steueraufkommens
aus vermögensbezogenen Steu-
ern. In der OECD sind es durch-
schnittlich 5,5 Prozent.
• Die Einnahmen aus der Lohnsteu-
er sind von 2000 bis 2010 um 41
Prozent gestiegen, die Löhne aber
nur um 35 Prozent.
• Die Einnahmen aus Unterneh-
menssteuern sind zwischen 2000
und 2010 um 14 Prozent gestie-
gen, die Gewinne um 44 Prozent.
• Von den Steuererleichterungen
der letzten Jahre kamen zwei
Drittel den Unternehmen zugute.
Verteilungsgerechtigkeit,
statt sozialer Schieflage
Ungleiche
Verteilung
Nr. 42, Juli | August 2012
Foto:Karin Jähne
FAKTEN 1
Einfach zum
Nachdenken
FAKTEN 2
• Von den Bankenpaketen sind für
die Steuerzahler bereits 3,5 Mrd.
Euro unwiederbringlich verloren.
• Mit dem 10-fachen der Weltwirt-
schaftsleistung, nämlich rund
518 Billionen Euro, wird in hoch-
riskanten Finanzgeschäften spe-
kuliert.
• Bei einem sogenannten unge-
deckten Leerverkauf werden
Wertpapiere verkauft, die die
Verkäufer gar nicht besitzen.
• Mit Kreditderivaten wird auf die
Pleite ganzer Staaten gewettet
und Spekulanten erzielen damit
hohe Gewinne.
• Die Gewinne der drei großen Ra-
tingagenturen sind innerhalb von
nur zehn Jahren um mehr als
900 % gestiegen.
Deren Beitrag zum Steueraufkommen
beträgt gerade einmal 0,5 Prozent, wäh-
rend es zum Beispiel in Frankreich 3,6
Prozent, in Dänemark 1,6 Prozent sind.
Wäre die Besteuerung der Vermögen
auf dänischem Niveau, würde dies 4,5
Milliarden Euro Mehreinnahmen für
das Budget bringen.
Teuerung stoppen.
Rund 50
% der Konsumausgaben eines Durch-
schnittshaushalts entfallen auf die Be-
reiche Wohnen (23,8 %), Verkehr (15
%) und Nahrungsmittel (12,1 %), die
Preissteigerungen waren gerade bei
Wohnen und Nahrungsmitteln be-
sonders hoch. Beim Vergleich der Ein-
kommens- und Preisentwicklung zeigt
sich: Haushalte mit Einkommen unter
1.866 € haben seit 2005 einen Kauf-
kraftverlust von 0,5%. Haushalte im
unteren Einkommensbereich sind von
der Teuerung bei Nahrungsmitteln und
Wohnen einer weit stärkeren Belastung
ausgesetzt als Haushalte im oberen Ein-
kommensbereich.
Schluss mit Zuschlag.
Nicht außer Acht zu lassen ist der von
uns aufgezeigte West-Zuschlag durch
höhere Preise und Gebühren in einigen
Bereichen. Somit sind die Tiroler Ar-
beitnehmer und ihre Familien doppelt
und dreifach belastet. Und verdienen
dabei noch um 3.200 Euro weniger pro
Jahr, selbst wenn die Saisonbeschäfti-
gung herausgerechnet wird! Die Löhne
und die Lebenskosten müssen wieder
zusammenpassen, um Tirol zukunftsfä-
hig zu machen. Deshalb verlangen wir
Ausgleichszahlungen, um die Benach-
teiligungen bei Einkommen, Grund
und Boden, Wohnen, Lebenshaltungs-
kosten, Pendeln und den steuerlichen
Vorteilen anderer Gruppen abzufedern.
Wenn aus Arbeit kein Eigentum mehr
geschaffen werden kann und bei immer
mehr Arbeitnehmerhaushalten trotz
harter Arbeit gerade noch das tägliche
Leben bestritten werden kann, ist das
Land gefordert, dieses Ungleichgewicht
durch mehr Verteilungsgerechtigkeit
auszugleichen.
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JAZZHIGHLIGHT
Tagespässe
für Outreach
F
ast 40 Prozent der Men-
schen in Tirol verdienen we-
niger als 1.000 Euro netto im
Monat. Das sind rund 100.500
Mitbürger! Das bedeutet für di-
ese Gruppe, dass 80 Prozent
ihres Lohns in Wohnen, Ener-
gie und Lebensmittel fließen.
Vom Rest zu leben ist schwie-
rig, wenn etwas Unerwartetes
passiert. Kein Wunder, dass
die Kluft zwischen Arm und
Reich immer größer wird.
Da läuft
etwas schief!
Schieflage.
„Wir brauchen mehr Verteilungsgerechtigkeit, um den sozialen
Zusammenhalt zu stärken“, mahnt Erwin Zangerl.
O
utreach Gründer und Jazzer
Franz Hackl lädt unter dem Titel
OUTREACH – NO FEAR von 2. bis 4.
August zum 20. Mal internationale
Größen des Jazz in die überdachte
Open-Air-Bühne im Paulinum in
Schwaz. Für Freitag, 3. August,
ab 18 Uhr, verlost die Arbeiterzei-
tung gemeinsam mit Outreach Ta-
gespässe für je zwei Personen.
So können Sie gewinnen:
Unter
Stichwort „Outreach“ mailen an ak@
tirol.com, faxen an 0512/5340 -
1290 oder schreiben an: AK Tirol,
Arbeiterzeitung, Maximilianstr. 7,
6020 Innsbruck.
Mehr Infos sowie das Programm
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