Tiroler Arbeiterzeitung - page 10

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I
n regelmäßigen Abständen werden
von den AK Konsumentenschüt-
zern die Spesen und Gebühren
namhafter Tiroler Institute (RLB,
Tiroler Sparkasse, Hypo Tirol Bank,
Volksbank Tirol und BTV) unter die
Lupe genommen.
108 % Erhöhung.
Bei einzel-
nen Spesen und Entgelten wurde eine
Erhöhung bis zu über 108 % festge-
stellt. Beispielsweise hat die BTV mit
Jahresbeginn die Kosten für eine Bar-
einzahlung auf das eigene Girokonto
(!) von 1,20 auf 2,50 Euro mehr als
verdoppelt. Für eine Bareinzahlung
auf ein Konto einer anderen Bank
werden bei dieser Bank statt 3 jetzt
schon 5 Euro verrechnet, was eine Er-
höhung von mehr als 66 % bedeutet.
Menschen, die aufgrund ihres Al-
ters oder anderer Umstände die Ab-
wicklung ihrer Bankgeschäfte im
persönlichen Kontakt mit dem Bank-
mitarbeiter durchführen wollen oder
müssen, werden hier massiv zur Kasse
gebeten, noch dazu, wo diese Spesen-
sätze unabhängig von der Höhe des
Betrages verlangt werden. Auch bei der
Geldbehebung am Bankomaten kas-
sieren einige Banken bereits kräftig ab.
Bankomatgebühr.
Unrühm-
licher Spitzenreiter bei der Bankomat-
gebühr ist derzeit die Raiffeisenlandes-
bank Tirol, die für eine Geldbehebung
beim Raiffeisen-Bankomaten 0,31
und bei einem Gerät einer Fremdbank
Hoch wie nie.
Einige Banken greifen bei Spesen und Gebühren unverschämt zu, zeigt das Bankenmonitoring der AK Tirol.
Banken-Spesen
teils drastisch erhöht!
Bunt, nah –
und leider wenig transparent
W
er auf gesunde Ernährung
setzt, für den ist auch die
Direktvermarktung land-
wirtschaftlicher Produkte, z. B. auf
Bauernmärkten, ein Thema und weil
sie mit Slogans, wie „Gute Qualität
von der Verarbeitung bis zum Verkauf“
oder „Bäuerliche Tradition bei der Er-
zeugung“ werben, können sich Konsu-
menten auch erwarten, dass ihnen dort
Bauern aus der Region Obst, Gemüse,
Käse, Wurst, Fleisch, Speck etc. aus ei-
gener Erzeugung anbieten.
Doch dieser berechtigte Anspruch
wird nicht immer erfüllt, wie ein aktu-
eller Test der AK Konsumentenschützer
zeigt. Die AK Tirol fordert daher mehr
Information und Transparenz.
Erhebung.
Für den Test besuchten
die AK Experten fünf Bauernmärkte
im Raum Innsbruck und in Hall i. T.
und kauften dort Karotten, Radieschen,
Tomaten, Speck und Hartwurst. Dabei
wurde auf Kennzeichnung von Anbie-
tern und Produkten geachtet und ge-
fragt, ob letztere aus eigener Landwirt-
schaft stammen oder zugekauft wurden.
Zudem wurde der
Einkauf von der AGES
(Österreichische Agen-
tur für Gesundheit und
Ernährungssicherheit)
auf Schädlingsbekämp-
fungsmittel (Pestizide),
Schimmelpilze, Salmo-
nellen und Listerien un-
tersucht.
Kennzeichnung.
Prinzipiell sind land-
wirtschaftliche Betriebe
berechtigt, auf Bau-
ernmärkten bis zu 25
% auf den betreffenden Betriebszweig
zugekaufte Handelsware feilzubieten,
ein eigenes Handelsgewerbe brauchen
sie dafür nicht. „Ob dies den Kunden
immer bewusst ist, darf zumindest be-
zweifelt werden. Eine besondere Kenn-
zeichnungsverpflichtung gibt es nicht“,
bemängeln die AK Experten. ImTest in-
formierte kein einziger Anbieter von sich
aus über zugekaufte Produkte, sondern
erst auf (oft mehrmalige) Nachfrage, bei-
spielsweise, dass die angebotenen Karot-
ten aus Niederösterreich stammten.
Ähnliches zeigte sich bei Infos zum
Ursprungsland, das bei Gemüse ver-
pflichtend anzugeben ist, dennoch
fehlte die Kennzeichnung bei sechs
Ständen. So erfuhren die AKTester erst
auf Nachfrage, dass einmal die Toma-
ten aus Italien stammten.
Identität?
Zum Teil fehlten auch
Schilder, die über die Anbieter infor-
mieren. Die AK Tester fanden vier
Stände ohne Namen und Adresse. Erst
auf – teilweise mehrmalige – Nachfrage
wurde bekannt gegeben, um wen es sich
handelt.
Labor.
Im AGES-Fachlabor wur-
den bei drei Proben (Karotten) Pesti-
zidrückstände und bei einer Probe (Ka-
minwurzen) Listerien nachgewiesen.
Obwohl die Grenzwerte weit unter-
schritten wurden, ist dies dennoch be-
denklich: Gerade bei Produkten, die auf
Bauernmärkten verkauft werden, sollte
auf Pflanzenschutzmittel verzichtet und
Hygienevorschriften genauestens einge-
halten und laufend überprüft werden!
Preise.
Bei den getesteten Anbietern
kostete ein Kilo Karotten zwischen 1
und 1,40 Euro, ein Bund Radieschen
zwischen 1 und 1,40 Euro, die Tomaten
aus Italien stolze 5,90 Euro. Der Preis für
ein Paar Kaminwurzen betrug zwischen
1,30 und 1,70 Euro. Am auffälligsten
war die Preisspanne beim Speck mit 16
bis 27 Euro pro Kilo. Details auf www.
ak-tirol.com
<<
Bauernmarkt.
AK Tester bemängelten die Kennzeichnung.
Ärger.
Während Gebühren und Spesen bei Banken steigen, befinden sich die Sparzinsen seit Jahren im Keller.
Nr. 64, Juni 2014
THEMA:
GELD & KONSUMENT
Tiroler Bauernmärkte im AK Test.
Wer weiß schon, dass dort auch zugekaufte Produkte angeboten
werden dürfen! Bei der Information der Konsumenten orteten die Experten Nachholbedarf.
Foto:ErnstBoese/Fotolia.com
TIPP DER AK
MICKRIGE ZINSEN BEI GUTHABEN
Kontonutzung kontrollieren
Konsumenten als Draufzahler
V
or einem Paket- oder Konto-
wechsel empfehlen die AK Kon-
sumentenschützer, das eigene Kon-
tonutzungsverhalten zu analysieren
und auf dieser Basis verschiedene
Angebote (Einzelverrechnung, Pau-
schalverrechnung) zu vergleichen.
Nach Möglichkeit Soll- und Haben-
zinsen beim Girokonto mit der Bank
verhandeln. Auch der Wechsel der Bank kann möglicherweise eine Reduk-
tion der Kosten bringen – ein solcher sollte aber nicht überstürzt werden,
um nicht „vom Regen in die Traufe“ zu geraten. Eine erste Entscheidungs-
hilfe bietet der AK Bankenrechner im Internet unter
B
is zu 12,15 % werden von Ban-
ken an Sollzinsen verlangt. Über-
schreitet man seinen Kreditrahmen,
kommen nochmals 5 % hinzu, so-
dass Zinssätze bis zu 17,15 % fest-
zustellen sind. Dies bei mickrigsten
Guthabenzinsen. Sie machen je
nach Kontopaket sogar nur 0,01 %
(HYPO Tirol Bank) bzw. 0,0125 %
(Tiroler Sparkasse) aus. Bei der BTV bekommt man für sein Guthaben der-
zeit überhaupt keine Zinsen. Die AK meint: Die unglaublich hohen Sollzin-
sen im Vergleich zu den lächerlichen Guthabenzinsen und die drastischen
Entgelterhöhungen sind eine unfaire Geldbeschaffungsaktion der Banken.
KOSTEN SPAREN
Teures Überziehen
D
er Konsument sollte im Um-
gang mit seiner Bank vor allem
beachten: Wer sein Konto dauer-
haft überzieht, zahlt bei Banken
derzeit extrem hohe Sollzinsen. Ist
der zusätzliche Geldbedarf länger-
fristig, sollte ein Privatkredit ins
Auge gefasst werden, der in vielen
Fällen günstiger kommen kann.
Wer die Möglichkeit dazu hat,
sollte Barein- oder auszahlungen
am Bankschalter vermeiden, eine
Überweisung vom Konto kommt
grundsätzlich günstiger, raten die
AK Konsumentenschützer.
gar 0,67 Euro verlangt. Wer bei seiner
Bank mit Kreditraten in Zahlungsver-
zug kommt, der erhält Mahnschrei-
ben. Auch hier sind manche Banken
bei den Kosten nicht zimperlich.
Schon für das erste Mahnschreiben
verlangt beispielsweise die BTV 38,52
Euro. Sehr teuer kann es zum Beispiel
auch bei der Raiffeisenlandesbank
werden. Unglaubliche 85 (!) Euro
verlangt die Raiffeisenbank für das 3.
Mahnschreiben.
Nächste Erhöhungen.
Dabei
orten die Konsumentenschützer der
AK Tirol bereits die nächsten Erhö-
hungen der Kontoentgelte. So soll ab
1. Juli etwa die Tiroler Sparkasse um 2
% erhöhen, auch Großbanken wie die
Bank Austria (Erhöhung um 1,8 %)
oder die Erste Bank (Erhöhung um
2 %) haben derartige Verteuerungen
bereits angekündigt.
Kündigungsrecht.
Jeder Ver-
braucher, der über solche Entgelter-
höhungen verpflichtend mindestens
zwei Monate im Vorhinein infor-
miert werden muss, kann bis zum
Änderungszeitpunkt schriftlich wi-
dersprechen und hat ein kosten- und
fristloses Kündigungsrecht. Wer sein
Girokonto aber behalten will, sollte
bedenken, dass im Falle eines Wider-
spruchs gegen die Erhöhung auch die
Bank den Kontovertrag, und zwar ge-
mäß den Vereinbarungen im Konto-
vertrag, kündigen könnte.
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