Tiroler Arbeiterzeitung - page 9

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THEMA:
ARBEIT & RECHT
Nr. 65, Juli | August 2014
S
eit einigen Wochen ar-
beiten wieder Erntehelfer
und landwirtschaftliche
Hilfsarbeiter aus dem EU-Raum
für die Tiroler Betriebe. Doch im
Vorjahr wurde erstmals publik,
mit welchen Dumpinglöhnen die
Beschäftigten abgespeist werden,
und unter welchen Bedingungen
sie leben.
In manchen Betrieben scheint
nach wie vor einiges im Argen zu
liegen. AK Präsident Erwin Zan-
gerl: „Es wurde uns berichtet, dass
auf machen Feldern nicht einmal
mobile Toilettenanlagen für die
Erntehelfer zur Verfügung stehen.
Ich bin erschüttert über derart
menschenverachtende
Zustän-
de. Wenn es stimmen sollte, dass
Mehr Schutz für
Tirols Erntehelfer
Mehr Kontrolle.
Erntehelfer haben Anspruch auf fairen Lohn und anständige Lebensbedingungen. Es braucht
verstärkte Betriebskontrollen im Kampf gegen Dumpinglöhne und mögliche hygienische Missstände.
Ordentlicher Umgang.
Erntehelfer haben Anspruch auf fairen Lohn und anständige Lebens-
bedingungen.
Foto:Sigtrix/Fotolia.com
Ihr Auftritt.
Immer mehr Personalverantwortliche checken vor Einstellungsgesprächen die
Anwärter im Internet. Ein seriöser Online-Auftritt ist daher die beste Bewerbung im Vorhinein.
Netzwerken Sie
– aber richtig
P
ersonalverantwortliche nut-
zen immer öfter das Internet
als zusätzliche Recherche, um
sich über Bewerber ein erstes Bild zu
machen. Deshalb gewinnt auch für
Arbeitnehmer der individuelle Auftritt
im Internet und in den privaten Netz-
werken zunehmend an Bedeutung.
Problem Jugendsünde.
In
erster Linie setzen Personalchefs zwar
nach wie vor auf das persönliche Ge-
spräch. Aber mit einer Netzrecherche
kann man schon vorab einen Eindruck
gewinnen. Umso wichtiger ist es, dass
dieser persönliche Eindruck im Netz
nicht von „Jugendsünden“, also zum
Beispiel alten Partyfotos im Internet,
überlagert wird.
Internet nutzen.
Bei einer
Umfrage unter fast 300 Personalver-
antwortlichen sagten fast 50 %, dass
die Netzrecherche über Google, Fa-
cebook, Xing und Co. für sie bei der
Beurteilung von Bewerbern immer
wichtiger wird.
Gute Eindrücke.
Das kann
man positiv für sich selbst nutzen,
indem man seinen Online-Auftritt
bewusst einsetzt. Als eindeutige Job-
killer gelten: radikale politische Aus-
sagen und negative Kommentare über
frühere Arbeitgeber.
Richtig nützen.
Die richtige Online-Präsenz ist eine wichtige Visitenkarte. Jeder
sollte sich daher laufend selber Googeln.
F
ür alle, die sich
rasch
einen
ersten
Eindruck
machen
wollen,
gibt es zehn Kurz-
filme auf der AK
Homepage zu den
Problembereichen „Privatsphäre
am Arbeitsplatz“, „Pflegefreistel-
lung“, „Überstunden“, „Kranken-
stand“, „Elternteilzeit“, „Fristlose
Entlassung“, „Ich kündige“, „Ärger
in der Lehre und Ausbildung“ sowie
„Steuerausgleich leichtgemacht“.
Einfach anklicken und anschauen.
Zu finden auf
oder als App.
O
b
Arbeitsver-
trag, Kranken-
stand, Betriebsüber-
gang, Dienstzettel,
Urlaubsrecht, Ab-
fertigung, Pflegefrei-
stellung, Kündigung
oder Entlassung: Das Arbeitsrecht
ist nicht immer leicht zu verstehen.
Damit Beschäftigte Bescheid wis-
sen, gibts die AK Broschüre „Ihre
Recht am Arbeitsplatz“.
Denn mit der Arbeiterkammer
sind Sie im Beruf auf der sicheren
Seite. Anzufordern unter 0800/22
55 22 – 1432 oder als Download
auf
P
apiere,
wie
D i ens t z e t t e l ,
Arbeitsbescheini-
gung, Lohnzettel,
Entgeltbestätigung
oder Arbeitszeug-
nis sind wichtig.
Aber es ist nicht leicht, bei dieser
Fülle den Überblick zu behalten. Im
AK Falter „Arbeitspapiere“ wird er-
klärt, welche Dokumente Beschäf-
tigten zustehen, wenn sie sich in
einem aufrechten Arbeitsverhältnis
befinden bzw. wenn dieses beendet
wurde. Anfordern unter 0800/22
55 22 – 1432 oder auf
-
tirol.com herunterladen.
A
rbeitszeitauf-
zeichnungen
sind die Grundlage,
um die Auszah-
lungen für Mehr-
und Überstunden
zu
kontrollieren.
Deshalb sollten Arbeitnehmer ihre
Arbeitszeiten immer dokumentieren.
Am Besten mit dem AK Zeitspei-
cher, den die AK entwickelt hat und
kostenlos zur Verfügung stellt. Ein-
fach
aufru-
fen, auch mit Ihrem Smartphone,
und Sie gelangen direkt auf die opti-
mierte Seite. Damit sind Sie immer
auf dem aktuellsten Stand.
B
ei der Einstel-
lung ist meist
vom Bruttolohn die
Rede.
Mit dem Brutto-
Netto-Rechner auf
wissen Sie in ein paar Sekunden Ihr
exaktes Nettogehalt. Sie brauchen
nur ein paar persönliche Daten,
wie Arbeitsverhältnis, Bruttogehalt,
Geburtstag oder Pendlerpauscha-
le, und mit einem Klick wissen Sie,
wie hoch Ihre Abzüge monatlich
sind, und ob sie korrekt ermittelt
werden. Den Brutto-Netto-Rechner
gibts auch als App.
Ihre Rechte am
Arbeitsplatz
Arbeitspapiere
stehen zu
AK Zeitspeicher
auch per Handy
Gute Tipps in
zehn Job-Clips
N
utzen Sie das Internet aktiv
für Eigenwerbung. Die Pfle-
ge Ihres Auftritts ist einfacher,
als Sie denken.
Googeln Sie
sich selbst. Die
Suchmaschine Google bietet mit
Google Alerts hier Unterstüt-
zung. Sie können einen Such-
begriff eingeben und werden
über neue Einträge per eMail
informiert.
Überprüfen Sie
, welche Teile
Ihrer Social-Media-Profile
öffentlich einsehbar sind, und
ändern Sie gegebenenfalls die
Privatsphäre-Einstellungen. Auf
Facebook können Sie sich das
eigene Profil aus der Sicht eines
Fremden anzeigen lassen.
Löschen Sie
unerwünschte Fo-
tos, Einträge und Kommentare.
Denken Sie daran, dass Ihre
Kommentare oder Fotos auch
in anderen Profilen auftauchen
und so gesehen werden können.
Gibt es etwas, das Sie gerne
entfernt hätten, wenden Sie
sich direkt an die Person, die es
online gestellt hat.
Mit einem Profil
bei einem
beruflichen Netzwerk können
Sie Qualifikationen und Leistun-
gen vorstellen, um zukünftigen
Arbeitgebern mehr über sich zu
verraten.
Pflegen Sie
Ihren Auftritt
Gehalt: So viel
bleibt netto
Foto: LevDolgachov/Fotolia.com
AKTIV WERDEN
Visitenkarte.
Als sich Sabrina vor
ein paar Monaten auf Jobsuche gemacht
hat, begann sie schon vorab, sich aktiv
im Internet zu präsentieren. Mittlerwei-
le hat sie auch schon eine Stelle bei einer
Firma gefunden. „Ich habe ein Profil bei
Xing und Linkedin angelegt, in dem
ich meinen Lebenslauf präsentiere und
vor allem auch meine Interessen und
Hobbys darstelle. In diesen beruflichen
Netzwerken kann man auch interes-
sante Kontakte knüpfen. Auch bei Face-
book kontrolliere ich alle Einträge und
Fotos regelmäßig. Ich verwende dort
auch nicht meinen vollen Namen, weil
ich im Internet Privat- und Berufsleben
ebenfalls strikt trennen möchte.“
„Sabrina macht es richtig“, sagen
die AK Bildungsexperten, die sich mit
Fragen zur richtigen Bewerbung ausein-
andersetzen. Denn das Internet vergisst
nie und das sollte man doch am Besten
zu seinem Vorteil nutzen: „Wenn ich
Kassier beim Theaterverein bin, dann
zeigt das Personalverantwortlichen, dass
man sich auch in finanziellen Dingen
auf mich verlassen kann.“
Mehr Schutz.
Die AK sieht nicht
nur die Nutzer, sondern auch die Betrei-
ber von Netzwerken und den EU-Ge-
setzgeber in der Pflicht. Es muss leichter
werden, dass Nutzer ihre Privatsphäre
den eigenen Anforderungen entspre-
chend schützen können
(s. Seite 4).
<<
für die Mitarbeiter auf den Feldern
oft nicht einmal mobile WCs samt
Waschgelegenheiten vom Gesetz her
vorgesehen sind, kann man sich vor-
stellen, unter welch unwürdigen Be-
dingungen hier manchmal gearbei-
tet werden muss.“
Zangerl: „Wir fordern das Land
nachdrücklich auf, endlich seiner
Kontrollfunktion nachzukommen
und die notwendigen Ressourcen
zur Verfügung zu stellen. Hier ist
die Gefahr der sanktionslosen Ver-
letzungen von arbeits- und sozial-
rechtlichen Bestimmungen beson-
ders hoch, weil sich diese Menschen
ja nur saisonal in Tirol aufhalten.
Auch wenn Erntehelfer und
landwirtschaftliche Hilfsarbeiter
von Gesetzes wegen nicht dem Zu-
ständigkeitsbereich der AK Tirol
angehören, so können uns derar-
tige extrem rechtswidrige Beschäf-
tigungsverhältnisse in Tirol natür-
lich nicht gleichgültig sein. Denn
nicht nur, dass die betroffenen
Arbeitnehmer übelst übervorteilt
wurden – derartige Fälle schaden
auch ganz allgemein dem Ansehen
unseres Bundeslandes in der Öf-
fentlichkeit.“
Recht braucht Kontrolle!
Die Land- und Forstwirtschaftsin-
spektion, die Landarbeiterkammer
und die TGKK als zuständige In-
stitutionen müssen ihre rechtlichen
Befugnisse endlich stärker aus-
schöpfen und mehr Kontrollen in
diesen Betrieben durchführen.
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