Tiroler Arbeiterzeitung - page 5

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THEMA:
RECHT & KONSUMENT
Nr. 67, Oktober 2014
J
edes Jahr werden in Österreich
ungefähr 10.000 Fälle lebens-
mittelbedingter Erkrankungen
gemeldet – die Dunkelzi er dürfte
aber höher liegen. Deshalb hat die AK
Tirol in sieben Tiroler Supermärkten
verpacktes Puten eisch gekauft und
auf pathogene Keime prüfen lassen.
Noch am Tag des Einkaufs wurden
die Proben bei der Österreichischen
Agentur für Gesundheit und Ernäh-
rungssicherheit GmbH (AGES) un-
tersucht: Auf Aussehen, Geruch und
Geschmack sowie mikrobiologisch
auf Verderbnis-Erreger und hygienisch
relevante Keime – darunter die häu-
gsten, Campylobacter und Salmonel-
len.
Ergebnis.
Bei vier von sieben Pro-
ben (57 %) wurde eine erhöhte Keim-
zahl festgestellt: Bei drei Proben waren
Campylobacter nachweisbar, bei einer
Salmonellen und Campylobacter.
Gesetz.
Aus lebensmittelrechtlicher
Sicht waren die vier kontaminierten
Proben allerdings nicht zu beanstan-
den. Die Verpackungen enthielten
jeweils entsprechende Kühl-, Hygiene-
und Erhitzungshinweise, weshalb den
gesetzlichen Vorschriften entsprochen
wurde. Denn die Beurteilung, ob ein
Lebensmittel für den menschlichen
Verzehr geeignet ist, erfolgt für den
Zeitpunkt und Zustand seines Kon-
sums. Und bei Puten eisch ist dies ein
vollständig durcherhitzter, und eben
kein roher Zustand.
Das Ergebnis zeigt außerdem, wie
wichtig das Einhalten der Kühlket-
te, richtige Lagerung und gründliche
Küchenhygiene sind. Vor allem aber
sollten Konsumenten beachten, dass
Ge ügel vor dem Verzehr vollständig
durcherhitzt wird, denn dadurch wer-
den Salmonellen, Campylobacter &
Co. abgetötet.
Die Supermärkte wurden bereits zur
Stellungnahme und Überprüfung ihrer
Hygienepraxis aufgefordert. Details
zum Test gibts auf
AK Tipps
• Auf die
Kühlung
achten: Fleisch,
Fisch und Ge ügel so rasch wie mög-
lich und gekühlt nach Hause trans-
portieren und im Kühlschrank bei
höchstens 4° C lagern.
• Gründliche
Küchenhygiene
: Fleisch,
Fisch und Ge ügel gesondert bear-
beiten und danach Hände gründlich
waschen. Messer und Schneidbrett
nach dem Kontakt sehr heiß oder im
Geschirrspüler waschen und nicht
mit Lebensmitteln in Kontakt brin-
gen, die roh verzehrt werden, z. B. als
Salat. Arbeits ächen gut reinigen.
Durcherhitzen
: Ge ügel muss voll-
ständig auf zumindest 70° C Kern-
temperatur während 10 Minuten er-
hitzt werden, damit sämtliche Keime
absterben.
<<
Salmonellen, Campylobacter.
Putenfleisch aus sieben Supermärkten ließ die AK Tirol unter
die Lupe nehmen. Das Testergebnis: Bei vier Proben wurde eine erhöhte Keimzahl festgestellt.
Putenfleisch
&
Küchentipps
Teure
Fehler
IBAN.
30 Euro „Stornospesen“ forderte eine
Bank fürs Rückbuchen einer Überweisung.
S
eit August gilt die IBAN (In-
ternational Bank Account
Number) im Zahlungsverkehr.
Doch mit seinen 20 Stellen kann der
Code, der nach zwei Buchstaben für
das Land und zweistelliger Prüfzi er
noch Bankleitzahl und Kontonummer
enthält, leicht zur Fehlerquelle – und
zur Kosten-Falle für Konsumenten
werden: Bis zu 30 Euro verlangten
Banken, weil die IBAN nicht korrekt
angegeben war, das Empfängerkonto
nicht mehr existierte oder der Emp-
fängername falsch war, und Überwei-
sungen deshalb zurückgebucht wur-
den. Gehen diese ins Ausland, kann es
noch teurer werden.
Weil eine Rückbuchung selbst
gemäß Zahlungsdienstegesetz aber
nichts kosten darf, nutzen manche
Banken einfach einen „Umweg“:
Denn für schriftliche Mitteilungen,
dass eine Einzahlung nicht durchge-
führt werden konnte, ist ein sogenann-
tes „kostenbasiertes Entgelt“ gesetzlich
gedeckt. AK Präsident Zangerl: „Wir
fordern die Banken auf, vorerst bei
fehlerhaft ausgefüllten Überweisungen
keine Spesen zu verrechnen.“
<<
V
olle 90 Cent verrechnet die Bank
für Tirol und Vorarlberg (BTV)
seit 1.10.2014 pro Behebung an
Fremdbankomaten, also an Bankomaten,
die nicht von ihr betrieben werden. An
eigenen Bankomaten verlangt die BTV
pro Behebung noch stolze 60 Cent, nur
eine einzige pro Monat soll kostenlos sein.
Auch andere Banken kassieren – je nach
Kontopaket – Bankomatbehebungsge-
bühren, beispielsweise die Rai eisen-Lan-
desbank Tirol (RLB) bis zu 67 Cent. Da-
bei liegt die Belastung für Tiroler Kunden
seit einiger Zeit auf sehr hohem Niveau,
wie das laufende Bankenmonitoring der
AK Tirol belegt.
Dass ausgerechnet die BTV die Gebüh-
ren um 50 % auf Rekordniveau erhöht,
ärgert AK Präsident Erwin Zangerl: „Erst
vor kurzem haben die Herrn Vorstände
stolz das zweite Jahr in Folge Millionen-
90 Cent
Bankomatgebühr
AK Bankenmonitoring.
Untragbar sind für AK Präsident Zangerl
die Gebühren, die für Bankomatbehebungen kassiert werden.
Rekordniveau.
Die BTV verlangt bis
zu 90 Cent pro Bankomatbehebung.
Durchgegart.
Salat darf nicht mit rohem Geflügel in Kontakt kommen, etwa über Schneidbrett, Messer oder Hände.
R
und 120.000 Österreicher leiden an einer
demenziellen Erkrankung. 2050 werden es
280.000 sein. Während aber das Syndrom, das
im Alter kommen kann, früher milde als „Verkal-
ken“ beschrieben wurde, verbreitet es nun unter
dem Namen Alzheimer Angst. Im VKI-Ratgeber
„Alzheimer – Diagnose, Verlauf, Behandlung“
finden Interessierte Berichte von Experten und
Betroffenen sowie Basiswissen für den Alltag.
Für 19,60 Euro im Buchhandel oder beim VKI.
U
nklare Dosierung, unvollständige Erläute-
rungen: Allein nach Lektüre des Beipackzet-
tels nimmt jeder siebte Patient Arzneien nicht
mehr ein. Mit der überarbeiteten Auflage des
Buches „Medikamente richtig anwenden“ klärt
der Verein für Konsumenteninformation über
Entwicklungen, Zulassung, Vermarktung und
Arzneimittelsicherheit auf. Erhältlich im Buch-
handel oder beim VKI, Tel. 01/588 774 bzw.
um 14,90 Euro.
VKI-Ratgeber zu Medikamenten
Alles über Alzheimer
DEUTSCHLAND
TELEFON-BETRUG
Makler zahlt,
wer ihn bestellt
Falsche
AK Mitarbeiter
A
b Frühjahr
2015 gilt
bei
unseren
deutschen Nach-
barn, was die
AK seit Jahren
für Österreichs Mieter fordert:
Das Besteller-Prinzip für Makler,
sprich, wer den Makler bestellt,
der muss ihn auch zahlen.
„Was in Deutschland geht,
muss auch in Österreich um-
setzbar sein“, fordert Arbeiter-
kammerpräsident Erwin Zangerl
eine rasche Änderung in Makler-
gesetz und Immobilienmakler-
Verordnung. „Schließlich wird
der Makler fast immer vom Ver-
mieter beauftragt. Wenn dieser
künftig die Provision überneh-
men muss, bedeutet das für Mie-
ter eine enorme Entlastung und
ist ein wichtiger Schritt auf dem
Weg zu leistbarem Wohnen.“
N
icht nur,
dass sich
die Betrüger bei
ihren Anrufen
als AK Mitarbei-
ter ausgeben.
Sie behaupten auch noch, dass
angeblich Rechnungen aus Lot-
teriespielteilnahmen offen seien
und setzen ihre Opfer aggressiv
unter Druck. Manchmal ist auch
von einem angeblichen Vertrag
mit einer Lotto-Firma die Rede,
der gegen Bezahlung eines re-
duzierten Betrages gekündigt
werden könne. Für ihre Anrufe
nutzen die Unbekannten mit Hilfe
eines technischen Tricks dreist
die Festnetznummer einer pri-
vaten Wiener Ausbildungsein-
richtung, die mit den Vorfällen
nichts zu tun hat.
Die AK Tirol empfiehlt: Sofort
auflegen, keinesfalls Daten,
Kontoverbindung etc. bekannt-
geben und Anzeige bei der Poli-
zei erstatten!
Foto:AGfoto/Fotolia.com
Salmonellen
kommen in rohen
Eiern, Fleisch und Geflügel vor
und sind vor allem für Personen
mit geschwächtem Immunsys-
tem gefährlich.
Campylobacter
lösen bakterielle
Darmerkrankungen aus. Die
Infektion erfolgt meist über nicht
vollständig erhitztes Geflügel-
fleisch und mangelnde Küchen-
hygiene.
Verschreiber mit Folgen.
Manche Bank
kassiert hohe „Bearbeitungsgebühren“
Foto:GinaSanders/Fotolia.com
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Hintergrund
Foto:grafikplusfoto/Fotolia.com
gewinne gefeiert. Jetzt werden wieder tau-
sende kleine Gehaltsempfänger zur Kasse
gebeten! Am wenigsten können die Ban-
kenmitarbeiter für derartige Praktiken.
Aber sie müssen diese gegenüber den Kun-
den rechtfertigen.“ Und noch etwas kriti-
siert Zangerl: „Da werden die Menschen
vom Schalter zu den Automaten getrieben,
um Kosten zu sparen, und dann kassiert
man sie dort wieder kräftig ab.“
AK Tipps:
• Bei hohen Gebühren Anzahl der Banko-
matbehebungen reduzieren.
• Vor Paket- oder Kontowechsel Angebote
auf Basis des eigenen Nutzungsverhalten
vergleichen. Nutzen Sie den AK Banken-
rechner auf
• Unerklärliche Buchungen sofort schrift-
lich beeinspruchen bzw. Rückbuchung
verlangen!
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