Tiroler Arbeiterzeitung - page 6

6
Nr. 67, Oktober 2014
THEMA:
EINKOMMEN ZUM AUSKOMMEN
N
ur 1.930 Euro brutto ver-
dienten die Tiroler laut
Hauptverband der Sozialver-
sicherungsträger 2013 als sogenanntes
mittleres Monatseinkommen. Darun-
ter versteht man ein Jahreseinkommen
inklusive Sonderzahlungen dividiert
durch 14. Und es bedeutet, dass 50 %
der Beschäftigten mehr verdienen und
50 % weniger.
Allerdings lagen die Tiroler Beschäf-
tigten mit 1.930 Euro um 5,3 % (107
Euro) unter dem Österreich-Schnitt
von 2.037 Euro. Den besten Wert er-
reichte Vorarlberg mit 2.132 Euro. Im
Bundesländervergleich nahm Tirol gar
den vorletzten Platz ein, vor den Bur-
genländern mit 1.713 Euro.
Vergleich.
Auch aufgesplittet nach
Geschlechtern hatten wir das Nachse-
hen: Die Tiroler Männereinkommen
lagen im Schnitt bei 2.300 Euro brut-
to und damit um 3,7 % unter dem
Österreich-Durchschnitt. Am besten
schnitten die Vorarlberger mit 2.596
Euro ab, damit verdienten sie um fast
13 % (297 Euro) mehr.
Mit 1.560 Euro lagen die Tirole-
rinnen ebenfalls um 3,7 % unter dem
bundesweiten Durchschnitt. Weit
vorn rangierten die Wienerinnen, die
mit 1.831 Euro Monatseinkommen
um 17 % (271 Euro) mehr verdienten,
als die Tirolerinnen. Allerdings lagen
die Fraueneinkommen in den Bun-
desländern – bis auf Wien am oberen
Ende der Skala und die Steiermark
und das Burgenland am unteren –
recht nahe beieinander. So betrug der
Abstand zu Vorarlberg mit den zweit-
höchsten Fraueneinkommen (1.623
Euro) nur mehr 4 %.
Realeinkommen.
Entscheidend
zur Beurteilung ist die Realeinkom-
mensentwicklung. Zwar ist es schön,
wenn die Zahlen auf den Lohnzetteln
jährlich größer werden. Relevant ist
allerdings nur, wenn die Kaufkraft be-
reinigt um die Wirkung der Inflation
ansteigt. Nominell, d. h. als reine Zah-
len, stiegen die Einkommen in Tirol
von 2012 auf 2013 um 3,1 % an. Zieht
man den Kaufkraftverlust durch die
Jahresinflation von 2 % ab, so blieb ein
realer Einkommenszuwachs von 1,1 %
übrig. Damit wies Tirol den höchsten
Realeinkommenszuwachs aller Bun-
desländer auf.
Alter.
Interessant ist auch, in welchem
Alter Männer und Frauen ihr jeweils
höchstes
Durchschnittseinkommen
erzielen. Laut Hauptverbands-Statistik
war dieses in Tirol bei Männern in der
Altersgruppe der 55- bis 59Jährigen
am höchsten (2.725 Euro). Zudem war
das Einkommen in jeder Altersschicht
der Männer höher als in der vorher-
gehenden. Dies stimmt mit der An-
nahme überein, dass die Einkommen
steigen, je länger man im Berufsleben
steht, sofern Erwerbskarrieren ohne
Unterbrechung verlaufen.
Tirols Frauen erreichten das höchste
Durchschnittseinkommen bereits in
der Altersgruppe der 25- bis 29Jährigen
(1.708 Euro). Der Einkommensschnitt
der 30- bis 34Jährigen lag dagegen bei
1.652 Euro, jener der 35- bis 39Jäh-
rigen bei 1.470 Euro. Dieser Rückgang
dürfte mit eingeschränkten Erwerbs-
möglichkeiten durch (Kinder-)Betreu-
ungspflichten zu erklären sein. (Ach-
tung: Geringfügige Beschäftigungen
sind in dieser Statistik nicht berück-
sichtigt.) Erst von den 50- bis 54Jäh-
rigen wird das Einkommensniveau der
25- bis 29Jährigen annähernd, aber nie
gänzlich, erreicht.
<<
Blick übern Gartenzaun.
Bei den Einkommen rangieren die Tiroler unter „ferner liefen“. Dies
war auch 2013 der Fall, wie Zahlen vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger zeigen.
ÖSTERREICH
2.132
Euro
Vorarlberg
Wien
Steiermark
Salzburg
Kärnten
Tirol
Bgld.
Einkommen
in Österreich
Männer - Frauen
Mittlere Bruttoeinkommen 2013
Q: Hauptverband der Sozialversicherungsträger
2.110
Euro 2.091
Euro 1.995
Euro 1.979
Euro
1.960
Euro 1.959
Euro
1.930
Euro
1.713
Euro
2.037
Euro
Gesamt
M
F
Vorarlberg
€ 2.132 € 2.596
€ 1.623
€ 2.110
€ 2.523
€ 1.547
Wien
€ 2.091
€ 2.333
€ 1.831
Steiermark
€ 1.995
€ 2.363
€ 1.489
€ 1.979
€ 2.298
€ 1.520
Salzburg
€ 1.960
€ 2.334
€ 1.584
Kärnten
€ 1.959
€ 2.309
€ 1.531
Tirol
€ 1.930
€ 2.300
€ 1.560
Burgenland € 1.713
€ 2.001
€ 1.387
Österreich
€ 2.037
€ 2.388
€ 1.620
Echt magere Zeiten
M
ehrfach wies die AK Tirol
bereits auf die prekäre Si-
tuation vieler Tiroler Fami-
lien hin: Diese müssen nicht nur mit
niedrigeren Einkommen auskommen,
sondern auch noch mehr für Wohnen,
Essen und Energie zahlen, als Beschäf-
tigte in anderen Bundesländern.
Diese Ungerechtigkeit zeigt die
Grafik links besonders deutlich:
2.300 Euro machte das mittlere Mo-
natseinkommen eines Tirolers 2013
aus – im Gegensatz zu 2.596 Euro für
die Vorarlberger Männer.
Und während die Tirolerinnen
1.560 Euro erhielten, brachten es die
Wienerinnen auf Platz 1 im Ranking
auf durchschnittlich 1.831 Euro.
Auch das zeigt, wie dringend nötig
eine Lohnsteuerreform ist.
<<
TOP MANN
€ 2.596
TOP FRAU
€ 1.831
TIROL
MANN
€ 2.300
TIROL
FRAU
€ 1.560
Vorarlberg
Wien
Mittlere Monatsbruttoeinkommen 2013; Q: Hauptverband der Sozialversicherungsträger
Wenig Einkommen,
teures Leben
Ungerecht.
Extrem sind die Unterschiede bei den Monatseinkommen
zwischen Männern und Frauen, aber auch im Bundesländervergleich.
1.930 Euro
machte das mittlere Monatseinkommen der Tiroler aus. Damit lagen wir an vorletzter Stelle.
Vorarlberger und Wienerinnen
verdienen deutlich besser.
!
Mehr Infos auf
EINKOMMEN
Kitzbühel ist
Schlusslicht
W
er hätte das gedacht?
Ausgerechnet im Bezirk
Kitzbühel, wo sich gern die Rei-
chen und Schönen tummeln,
liegen die Durchschnittseinkom-
men am niedrigsten! Hier ein
paar Details zu den Bezirken:
• Das höchste Medianeinkom-
men der Tiroler Bezirke wies
der Bezirk Kufstein mit 1.972
Euro auf. Damit lag er um 2,2 %
über dem Tiroler Durchschnitt.
Am niedrigsten war das Durch-
schnittseinkommen mit 1.783
Euro in Kitzbühel und lag um 7,6
% unter dem Tirol-Schnitt.
• Die höchsten Männereinkom-
men gab es mit 2.400 Euro im
Bezirk Reutte – als Folge des ho-
hen Anteils von Industrie, in der
überdurchschnittlich
bezahlt
wird. Die niedrigsten wurden in
Kitzbühel erfasst: Dort lag das
durchschnittliche Bruttoeinkom-
men von 2.037 Euro um 11,4
% unter dem Tiroler Schnitt und
um 363 Euro brutto unter dem
der Reuttener.
• Frauen erzielten im Bezirk Lan-
deck das höchste Einkommen.
Mit 1.687 Euro lagen sie um
8,1 % über dem Tiroler Durch-
schnitt. Am wenigsten ver-
dienten die Osttirolerinnen, mit
1.405 Euro lagen sie um 9,9
% unter dem Tiroler Medianein-
kommen.
Österreich-Vergleich.
Wo
aber liegen die Tiroler Bezirke
im Ranking aller 95 österreichi-
schen Bezirke (Wien wird als ein
Bezirk gewertet)?
• Kufstein liegt als bester Tiroler
Bezirk an 38. Stelle. Der Ab-
stand zum top-platzierten Bezirk
Steyr (2.609 Euro Medianein-
kommen) beträgt 637 Euro
brutto. Reutte und Innsbruck fol-
gen auf den Plätzen 40 und 41.
• Tirols
Schlusslicht
Kitzbü-
hel nimmt Platz 74 ein. Die
österreich­weit geringsten Ein-
kommen hat der Bezirk Rust im
Burgenland mit 1.237 Euro.
HINTERGRUND
AK infoabend
Einkommen in
der Statistik
Erben, schenken
und vorsorgen
I
n Österreich gibt es zwei
Hauptquellen für Einkom-
mensstatistiken: Die Statistik
der Lohnsteuer der Statistik
Austria und die Daten des
Hauptverbandes der Sozialver-
sicherungsträger, wie sie hier
verwendet wurden. Beide un-
terscheiden sich grundsätzlich.
Der Hauptverband der Sozial-
versicherungsträger erfasst alle
Arbeiter und Angestellten, nicht
aber Lehrlinge, geringfügig Be-
schäftigte und Pragmatisierte.
Einkommen werden nur bis zur
Höchstbeitragsgrundlage
be-
rücksichtigt, die geographische
Zuordnung erfolgt nach Arbeits-
ort. Ob Voll- oder Teilzeit wird
nicht erfasst.
W
ie wird ein Testament
korrekt aufgesetzt? Und
was ist bei einer Schenkung
oder Übergabe von Liegen-
schaften zu beachten? Jeder,
der seinen Nachlass regeln
möchte, muss sich mit diesen
Fragen beschäftigen. Antwor-
ten darauf gibt Notar Dr. Bern-
hard Fritz beim Infoabend „Er-
ben, schenken und vorsorgen“
am Mittwoch, dem
12. No-
vember, um 18.30 Uhr
in der
AK Tirol in
Innsbruck
. Eine An-
meldung ist erforderlich unter
0800/22 55 22 – 1836 oder
Mittlere Monatsbruttoeinkommen 2013; Quelle: Hauptverband der Sozialversicherungsträger
1,2,3,4,5 7,8,9,10,11,12
Powered by FlippingBook