Tiroler Arbeiterzeitung - page 10

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THEMA:
POSITIONEN
Goldene Nase
für heimische Manager
Extrem.
Im Jahr 2013 verdiente ein Vorstand der im ATX notierten Unternehmen im Schnitt 1,3 Millionen Euro.
D
amit verdienten sich die hei-
mischen Vorstände 2013
eine goldene Nase und schla-
gen den ATX um Längen: Die Ent-
wicklung der Vorstandsbezüge im
Vergleich zum Aktienmarkt ergibt
nämlich, dass sich die Gagen mit Aus-
bruch der Finanzkrise im Jahr 2008
gänzlich von der Entwicklung an der
Börse abgekoppelt haben, zeigt eine
Studie der Arbeiterkammer.
Börse hat Nachsehen.
Denn während der ATX nach der
Pleite der Investmentbank Lehman
Brothers im Herbst 2008 auf Talfahrt
ging und nur einen Teil der Verluste
wieder gut machen konnte, sind die
Vorstandsbezüge weiterhin auf sehr
hohem Niveau geblieben: Von 2003
bis 2013 legten die Managergehälter
um 137,5 % (!) zu, der ATX kletterte
nur um knapp 65 % in die Höhe.
„Von Verhältnismäßigkeit kann hier
wahrlich keine Rede sein“, sagt AK
Präsident Erwin Zangerl. Er fordert
gesetzliche Maßnahmen, um endlich
eine angemessene und nachhaltige
Vergütungsstruktur zu erreichen.
Das Ergebnis der alljährlichen AK
Studie zu den Vorstandsvergütungen
in den ATX-Unternehmen lässt sich
mit folgenden Worten zusammen-
fassen: Alles beim Alten. Mit einem
Nr. 68, November 2014
Gut lachen.
Österreichs Manager können sich freuen: Im Schnitt kassierten sie
1,3 Millionen Euro an Jahresgage.
durchschnittlichen Bezug in der
Höhe von 1,3 Millionen Euro blei-
ben die Gagen der ATX-Manager
in lichten Höhen. Zwar ergibt sich
im Vergleich zur Vorjahresstudie ein
leichter Rückgang von 1,7 % - dies
aber nur aufgrund einer geänderten
ATX-Zusammensetzung. In der heu-
rigen Studie sind der Flughafen Wien
und die Uniqa Insurance Group ver-
treten. Sie kamen anstelle von Strabag
und EVN in den Wiener Leitindex.
Würde man das Vorjahresergebnis
um diese beiden Unternehmen berei-
nigen, wären die Vorstandsgagen um
6,5 % gestiegen.
Abfindungen explodieren.
Auffällig bei der heurigen Studie ist,
dass die sonstigen Bestandteile des
Gehalts, also Abfindungen, Abferti-
gungen etc., um fast 40 % gestiegen
sind. Zudem ist der variable Teil des
Gehalts beinahe schon gleich hoch
wie der fixe Bestandteil. Allerdings
können die variablen Gehaltsanteile
sogar das bis zu Dreifache des Fixge-
halts ausmachen. Sie sind demnach
also ein maßgeblicher Treiber für die
rasante Entwicklung bei den Vor-
standsgagen.
Darüber hinaus wird von den mei-
sten Unternehmen ignoriert, dass sich
der variable Gehaltsbestandteil auch
an nicht-finanziellen Kriterien, wie
etwa Zufriedenheit von Mitarbeitern
und Kunden, Weiterbildungsmaß-
nahmen, Schaffen von Arbeitsplätzen
etc. orientieren soll.
Nicht angemessen.
Von
Angemessenheit kann hier keine
Rede mehr sein. „Diese Studie zeigt,
dass wir in Österreich noch weit von
einer angemessenen und nachhaltigen
Vergütungsstruktur entfernt sind“,
sagt der AK Präsident und fordert
gesetzliche Maßnahmen, um dem
Wildwuchs bei den Managergehäl-
tern Einhalt zu gebieten.
Konkret fordert die AK.
Variable Bezüge (inklusive aktienba-
sierter Vergütung) müssen auf maxi-
mal 50 % des Fixgehalts beschränkt
werden. Der Aufsichtsrat muss über
einen Faktor das Gehalt des Vorstands
an das der Belegschaft koppeln. Krite-
rien der Vorstandsvergütung müssen
neben ökonomischen auch nicht-fi-
nanzielle Ziele enthalten. Es braucht
Maßnahmen, um unangemessen
hohe Abfertigungen bzw. Abfin-
dungen sowie Pensionszusagen zu un-
terbinden. Bei vorzeitiger Auflösung
des Vertrages soll die Abfindung ein
Jahresgehalt sowie die Restlaufdauer
des Vertrages nicht überschreiten.
<<
Foto:drubig-photo/Fotolia.com
AK BUDGET 2015
Top-Service
für Mitglieder
D
ie AK Vollversammlung hat
das Budget für 2015 in
Höhe von rund 37,4 Mio. Euro
einstimmig beschlossen. AK
Direktor Mag. Gerhard Pirch-
ner: „2015 liegen die Schwer-
punkte im weiteren Ausbau
der hochqualifizierten moder-
nen Service- und Beratungslei-
stungen und in der verantwor-
tungsbewussten Verwendung
der Mittel. Außerdem wird die
Regionalisierungs-Offensive
weitergeführt.“ Denn die Nach-
frage nach den Beratungs- und
Rechtsangeboten der AK Tirol
steigt weiter: Im Schnitt wand-
ten sich täglich mehr als 1.300
AK Mitglieder an ihre AK Tirol in
Innsbruck und an die acht Be-
zirkskammern. Ein besonderes
Augenmerk wird auch auf die
qualifizierte Aus- und Weiterbil-
dung der Funktionäre und Be-
triebsräte gelegt. AK Präsident
Erwin Zangerl: „Durch die Bei-
träge der Beschäftigten kann
die Arbeiterkammer Tirol ihre
Aufgaben als Interessenvertre-
tung für ihre fast 300.000 Mit-
glieder bestens erfüllen. Die Ar-
beitnehmer finanzieren sich ihr
Schutzhaus zu 100 % selbst.
Damit ist die AK auch auf keine
öffentlichen Mittel angewiesen.
Mehr unter
AK-Fraktionen zum Thema:
Arbeit ohne Weihnachts-Stress
Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG
Erwin Zangerl,
AK Präsident
D
ie Beschäftigten im Handel befinden sich in den
nächsten Wochen im Mega-Stress. Wenn man
sieht, in welchem Arbeitsumfeld sie jetzt arbeiten müs-
sen, sollte uns bewusst werden, wie wichtig ein biss-
chen mehr Rücksicht den Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeitern gegenüber angebracht ist. Denn lärmende
Menschenschlangen, überhitzte und schlecht belüftete
Geschäfte, vor allem in den Einkaufszentren und -pas-
sagen, eine endlos nervende Beschallung und lange
Arbeitszeiten lassen den Advent im Handel zur Tortur
werden. Die Vorweihnachtszeit, aber auch die Tage da-
nach bedeuten für die tausenden Beschäftigten lange Samstage, Arbeiten am
Feiertag, viele Überstunden und ständige Präsenz. Damit Handelsangestellte
zu ihrem Recht kommen, helfen wir mit unseren Arbeitsrechts-Experten in In-
nsbruck und in den Bezirken. Denn für das Verkaufspersonal sollte zumindest in
dieser Zeit die eigene Rechnung stimmen. Und wir als Konsumenten sollten den
überdurchschnittlichen Einsatz unserer Handelsangestellten gerade in diesen
Spitzenzeiten besonders schätzen.
<<
grüne in der ak
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
E
s ist wohl die stillste Zeit im Jahr! In Gedichten und
Liedern wird so gerne die Vorweihnachtszeit darge-
stellt. Für die meisten Menschen ist diese Zeit sogar der
mit am meisten Arbeit verbundene Teil des Jahres, vor
allem für die Beschäftigten im Handel. Die Öffnungszeiten
wurden in den vergangenen Jahren Stück für Stück aus-
geweitet. Eigentlich sollten die Geschäfte ja schon rund
um die Uhr offen haben. Für immer mehr Beschäftigte
sind diese Tage mit Arbeit und Terminen vollgepackt, da
bleibt oft gar nichts anderes übrig, als am Abend und am
Wochenende die Erledigungen und Vorbereitungen für dieWeihnachtsfeiertage zu
machen. Das Geld soll ausgegeben und die Wirtschaft angekurbelt werden. Hand
in Hand damit gehen sollen aber auch Beschaulichkeit und Einstimmung auf das
Fest des Friedens. Am Ende klafft bei vielen eine unbefriedigende Lücke zwischen
Ansprüchen, Erwartungen und Realität. Eine befriedigende Lösung kann wohl nur
jeder Mensch für sich selber finden. Wie weit mache ich mit, und wie weit kann ich
meinen eigenen Weg gehen?
<<
freiheitliche arbeitnehmer in der ak
Franz Ebster,
Fraktionsobmann
O
h du fröhliche – die Weihnachtstage sind nah! In vie-
len Geschäften wird ein großer Teil des Jahresum-
satzes gemacht. Man sieht schon seit Ende September
Weihnachtsgebäck, Lebkuchen und andere süße Weih-
nachtsversuchungen in den Regalen der Kaufhäuser.
Ein Kunde wartet schon ungeduldig auf eine Beratung,
der andere will seinen Einkauf verpacken lassen, und zwi-
schendurch sollte man noch schnell das Formular aus-
füllen. Die Mitarbeiterzahl im einzelnen Geschäft bleibt
natürlich gleich, Überstunden müssen gemacht werden,
freie Tage werden gestrichen. Da viele Beschäftigte im Handel Frauen sind, die
sowieso schon mit der Doppelbelastung Familie/Beruf an die Leistungsgrenze
stoßen, steigt der Stress alles zu bewältigen enorm. Wir als Konsumenten können
diesen „Weihnachtsstress“ vermindern, manchmal durch Verständnis, manch-
mal mit Geduld, aber immer mit Freundlichkeit gegenüber den Beschäftigten, von
denen wir Freundlichkeit erwarten. In diesem Sinne wünsche ich allen eine schöne
Advent- und Vorweihnachtszeit.
<<
Sozialdemokratische GewerkschafterInnen
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
E
in Job im Handel setzt höchste Belastbarkeit und
Flexibilität voraus, besonders in den Wochen vor
Weihnachten. Die überlangen Öffnungszeiten, die sich
inzwischen bis 21 Uhr erstrecken, und der steigende
Verkaufsdruck tragen ihres dazu bei. Als kleiner Licht-
blick gilt der von der Gewerkschaft ausverhandelte
Mindestlohn von 1.500 € brutto ab 1. Jänner 2015.
Wer glaubt, dass mit dem 24. Dezember der Run auf
die Geschäfte vorbei ist, der irrt. Danach kommt es
dann zum Gutscheineinlösen und Umtausch diverser
unpassender Weihnachtsgeschenke. Die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer der Handelsbranche sind also weit über den
Heiligen Abend hinaus gefordert. Seitens der Fraktion Sozialdemokratischer
GewerkschafterInnen kritisieren wir den Arbeitsdruck, der nur über eine ver-
nünftige Öffnungszeitenregelung und ausreichend Personal reduziert werden
kann. Wenn aber stattdessen noch umsatzmäßig sinnlose Einkaufsnächte dazu
kommen, wird der Arbeitsdruck auch künftig deutlich steigen. Das macht Schule
und wird letztendlich auf alle Branchen übergreifen.
<<
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