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THEMA:

MIETE & WOHNEN

Nr. 71, Februar 2015

Günstig bauen,

billig wohnen

Da liegt der Hund begraben.

Leistbarer muss der geförderte Wohnbau in Tirol werden, sagt

Experte Luis Leiter. Verzichtet man auf Bau-Kostentreiber, sinken die Mieten um rund 15 %!

M

an mag es drehen und wen-

den, wie man will: Wohnen

wird in Tirol immer mehr

zum Luxus und kann sogar zur Armuts-

falle werden.

Für die Tiroler Arbeiterzeitung zeigt

Wohnbau-Experte Luis Leiter auf, wie

die Mietkosten im Gemeinnützigen

Wohnbau um 15 % gesenkt werden

könnten: Mit Bau- und Grundstücks­

initiativen, und wenn Kostentreiber

am Bau auf das Notwendige reduziert

würden. Nachzulesen sind die Details

bald schon in seiner Studie „Leistbares

Wohnen in Tirol - Möglichkeiten einer

Kostensenkung im Wohnbau unter be-

sonderer Berücksichtigung der gemein-

nützigen Wohnbauträger in Tirol“, die

Leiter als Fachmann mit langjähriger

Erfahrung – gerade auch im gemein-

nützigen Wohnbau – im Auftrag der

AK Tirol verfasst hat.

Leiter: „Betrachtet man die Baukos­

ten, so liegt Tirol im Bundesländerver-

gleich an 4. Stelle, noch teurer wird nur

in Niederösterreich, Vorarlberg und

Salzburg gebaut. Mit durchschnittlich

50 % haben die Baukosten im geför-

derten Wohnbau den größten Anteil an

der Miete. Die Grundkosten schlagen

sich mit ca. 10 % nieder, die restlichen

40 % verursachen die Bewirtschaf-

tungskosten inklusive der gesamten

Mehrwertsteuer.

Hier zeigt sich klar, wo Einsparungs-

potenzial zu finden ist. Und tatsächlich

könnte um 10 bis 15 % günstiger ge-

baut werden – ohne spürbare Quali-

tätseinbußen. Dies bestätigten Archi-

tekten, Baufirmen, gemeinnützige und

private Bauträger, Statiker, Raumpla-

ner, Bürgermeister und Bauinnung bei

einer Befragung.

Kostentreiber.

Um dieses Ziel

zu erreichen, müssen alle Beteiligten

die Kostentreiber am Bau konsequent

auf deren Notwendigkeit reduzieren.

Die da wären: Diverse Vorgaben durch

die Richtlinien des Österreichischen

Instituts für Bautechnik, Tiroler Bau-

ordnung, technische Bauvorschriften,

mehr als 20.000 Normen, Wohn­

bauförderung, Raumordnung, Archi-

tektur und nicht zuletzt auch durch

Gemeinden, etwa mit kaum nachvoll-

ziehbaren Stellplatzvorschreibungen.

Wie gewaltig sich letztere auf den

Mietpreis auswirken, demonstriert

eine Mietenkalkulation für ein aktu-

elles Bauvorhaben: So bewirkt eine

Stellplatzvorschreibung im Verhältnis

1:1,75 statt 1:1

(Wohnung:Stellplatz

)

bereits eine um 10 % höhere Monats-

miete. Auch die Eurocodes für die

Statik seien erwähnt: So verteuert al-

lein der dort „vorgeschriebene“ höhere

Stahlverbrauch die Baukosten um 2 %.

Hinzu kommen noch die Ände-

rungen im Tiroler Wohnbauförde-

rungsgesetz: Bei der Beschlussfassung

1991 im Tiroler Landtag wurde mit

65 % Direktkrediten gefördert, heute

nur noch mit weniger als 40 %. Statt-

dessen wurde der zeitlich befristete

Annuitäten-Zuschuss eingeführt, der

2013 leider noch heruntergefahren

wurde, was die Mieten in Zukunft wie-

der sprunghaft ansteigen lässt. Gleich-

zeitig geriet das Modell „Besonderer

Mietwohnbau“ vollkommen in Verges-

senheit. Fazit: Es ist absolut möglich,

die Baukosten und damit die Miete um

bis zu 15 % zu reduzieren, das bedeutet

eine Einsparung von zwei Monatsmie-

ten pro Jahr.

Was wir dazu brauchen?

• Eine wirkliche Bauoffensive, nicht

nur 20 Millionen Euro mehr,

• eine moderate Stützung der Betriebs-/

Heizkosten zumindest für niedrige

Einkommen,

• einen Wettbewerb um die Fördermit-

tel als weiteren Ansatz für kostengüns­

tiges Bauen,

• Grundstücks-Initiativen

• und eine Reduzierung der Kostentrei-

ber auf das Mindestausmaß.

„Nicht barack, aber auch nicht ba-

rock“, sondern leistbarer soll der geför-

derte Wohnbau in Tirol werden. Da-

neben braucht es weiterhin auch den

Eigentumswohnbau in den unterschied-

lichen Varianten. Auch dabei ist es, aus-

genommen im Luxussegment, sinnvoll,

auf Sparpotential zu achten.

<<

Das kleine Hunde-Einmaleins:

Bauen – Kostentreiber = Billigeres Wohnen

Foto: JavierBrosch /Fotolia.com

AK kritisiert

IVB-Preispolitik

G

ute Nachrichten für Jahres-

karten-Besitzer der Innsbru-

cker Öffis: Seit 1. Februar kostet

das IVB-Jahresticket nur noch 330

Euro und wurde damit um 132

Euro (29 %) günstiger. Weil sie

aber nicht mehr übertragbar ist,

müssen Fahrgäste, die sich bisher

eine teilen konnten, auf andere Ti-

ckets ausweichen. Der Haken da-

bei: Zwei Jahreskarten kosten nun

um 198 Euro (43 %) mehr, als die

bisher übertragbare Jahreskarte.

Empfindlich teurer wurde es

auch für alle, die das übertrag-

bare Jahresticket Family-Plus um

524 Euro nutzten: Jetzt müssen

Familien zwei Jahreskarten kaufen

oder auf teurere Einzeltickets um-

steigen. Gar nicht mehr angeboten

wird die Halbjahreskarte. Die Mo-

natskarte kostet mit 49,90 Euro

um 8 % mehr. Die höchsten Tarif-

steigerungen gab es bei den Wo-

chenkarten. Mit 19,90 Euro (+ 40

%) ist der Preis sogar der höchste

unter allen Landeshauptstädten.

Drastisch teurer wurde auch die

Einzelfahrkarte. Kauft man sie beim

Fahrer, kostet sie 2,70 statt bisher

2 Euro (+ 35 %), im Vorverkauf

2,30 statt 1,80 Euro.

AK Präsident Erwin Zangerl: „Es

ist zwar ein wichtiges Signal, dass

die Jahreskarte endlich billiger

wurde. Wenn aber dafür andere

Tickets einfach gestrichen bzw.

verteuert werden, verärgert dies

nicht nur zu Recht viele Fahrgäste.

Es zeigt auch deutlich, dass die ver-

günstigte Jahreskarte damit finan-

ziert werden soll.“

TARIFE

Die Belastungen werden immer höher -

warum sollen immer wir Arbeitnehmer

alles finanzieren? Wir fordern:

VOM LOHN BLEIBT IMMER WENIGER.

GERECHTIGKEIT MUSS SEIN