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Nr. 71, Februar 2015
THEMA:
POSITIONEN
Sichere Pensionen
statt Panikmache
Offen gesagt.
Mit Horrorszenarien wird Stimmung gegen unser Pensionssystem gemacht. Dabei sind die
Pensionen der Arbeitnehmer zu 93 Prozent aus Eigenbeiträgen gedeckt – im Gegensatz zu jenen anderer Gruppen.
I
n regelmäßigem Abstand wird un-
serem Pensionssystem das Ende
vorausgesagt. Es stimmt, die Men-
schen leben länger. Das ist gut so. Die
Aufgabe der Politik ist es, das Pensi-
onssystem so zu gestalten, dass sie in
Würde lange leben können“, sagt AK
Präsident Erwin Zangerl. „Unnöti-
ge Panikmache ist das Letzte, was wir
dazu brauchen. Auch wenn die Be-
völkerung altert, sind die erwarteten
Kostensteigerungen für die staatlichen
Pensionen keineswegs dramatisch. Das
bewirken vor allem die vielen bereits
durchgeführten Pensionsreformen“,
sagt Zangerl.
Gleiche Leistungen.
Die AK
sieht vor allem die Pensionssysteme der
Bauern und Selbstständigen am Prüf-
stand. Während die ASVG-Pensionen
der Arbeitnehmer zu rund 93 % aus
Eigenbeiträgen gedeckt sind, gilt das
bei den Pensionen der Selbstständigen
GUT ZU WISSEN
Arbeitsplätze
bringen Beiträge
D
ie eigentliche Herausforde-
rung in der Pensionsdebatte
heißt: Ausreichend Arbeitsplätze
für Ältere und für Frauen sichern
und schaffen. Das erhöht die Zahl
der Beitragszahler und sichert
langfristig unser exzellentes Pen-
sionssystem. Für Frauen ist ein
gutes Kinderbetreuungsangebot
der Schlüssel. Damit mehr Ältere
arbeiten können, hat die AK im
Regierungsprogramm erreicht,
dass ein „Bonus-Malus-System“
kommen soll: Betriebe, die Ältere
beschäftigen, werden mit einem
Bonus belohnt. Betriebe, die das
nicht tun, sollen einen Malus ins
System einzahlen. Doch die Wirt-
schaft sträubt sich gegen diesen
grundvernünftigen und gerechten
Vorschlag.
AK Profis helfen.
Vom Ar-
beitsleben in den Ruhestand zu
treten, ist für viele Beschäftigte
schwer genug. Dabei helfen die
Profis der AK mit Beratung, Infor-
mation und notfalls kostenloser
Vertretung vor Gericht. Immer-
hin bei 2.000 solcher Verfahren
pro Jahr wird die Hilfe der AK Ju-
risten nötig.
AK Hotline Pension:
Tel 0800/22 55 22 – 1616
oder ak-tirol.com
Weitere Infos gibt es direkt bei der
Pensionsversicherungsanstalt
oder auf pensionsversicherung.at
AK Fraktionen:
Beschäftigte
brauchen Sicherheit im Alter
Foto: Tunedin/Fotolia.com
LISTE ERWIN ZANGERL, AAB-FCG
Erwin Zangerl,
AK Präsident
B
estimmte Kreise aus Politik und Wirtschaft malen
den drohenden Bankrott unseres Pensionssys
tems an dieWand, um den Boden für weitere Pensions-
kürzungen vorzubereiten. Verschwiegen wird jedoch die
Tatsache, dass der Staat für das Pensionssystem der
Arbeitnehmer den geringsten Beitrag leistet: Gerade
7 % bei den reinen Pensionsleistungen.
Parallel dazu wird bei den Beschäftigten Zukunfts-
angst geschürt, wonach die staatliche Pension nicht
mehr sicher sei und man privat vorsorgen sollte. Aber
welcher Arbeitnehmer kann sich für die Privatvorsorge mehrere Hundert Euro
im Monat leisten, noch dazu, da sich diese Anlageform als wenig sicher heraus-
gestellt hat. Fakt ist: Es gibt kein besseres System als die Stabilität des staat-
lichen Umlageverfahrens. Die Hauptprobleme sind derzeit die hohe Arbeitslo-
sigkeit, wodurch wichtige Beiträge ausfallen, sowie das Sinken der Lohnquote
bei gleichzeitigem Zuwachs der Kapitaleinkommen. Hier muss endlich der stei-
gende Anteil der Kapitaleinkommen zur Finanzierung der öffentlichen Pensionen
herangezogen werden.
<<
GRÜNE IN DER AK
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
D
ie einzig wirklich sichere Pension ist die staatliche Pen-
sion! Jede private Vorsorge beruht letztlich nur auf
Versprechungen und Prognosen. Aktuell muss der Staat
bei den 2 Millionen Pensionen der unselbständig Erwerbs-
tätigen 7 % zuschießen, bei den Bauern 92 % und bei den
Selbständigen 47 %. Mit den eingeleiteten Reformen im
Pensionssystem, die zu greifen beginnen, und einer norma-
len wirtschaftlichen Entwicklung ohne große Katastrophen
sind die Pensionen jedenfalls bis 2060 gesichert.
Natürlich versuchen Banken und Versicherungen mit Kampagnen die Men-
schen zu verunsichern, um Geschäfte zu machen. Es genügt aber ein Blick in die
Geschichte und in andere Länder, wo sich die Privaten längst verabschiedet ha-
ben und der Staat noch lange Pensionen gezahlt hat und zahlt. Die Pensionshöhen
werden zwar zurückgehen. Dies kann aber, so man es sich leisten kann und will,
mit privater Vorsorge oder der sehr sicheren freiwilligen Höherversicherung im
staatlichen Pensionssystem ausgeglichen werden. Reformen im Pensionssystem
werden immer wieder notwendig werden, aber es besteht kein Grund zur Panik.
<<
FREIHEITLICHE ARBEITNEHMER IN DER AK
Franz Ebster,
Fraktionsobmann
I
m Jahr 2060 wird das Verhältnis Arbeitneh
mer:Pensionist1:1 betragen. Trotz aller Prognosen von
Experten, die auch für die nähere Zukunft Probleme des
Pensionssystems sehen, verkündet Sozialminister Hunds-
dorfer den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern: „Die
Pensionen, auch in der Zukunft, sind gesichert.“ Unser
Sozialminister erwähnt dabei aber nichts zur Höhe der
Pensionen. Jeder, der seinen Pensionsbescheid bekom-
men hat, kann sich ausrechnen, wie weit er damit seinen
Unterhalt bestreiten kann. Für viele wird das kaummehr möglich sein. In Tirol mit
niederen Einkommen und hohen Lebenshaltungskosten besteht die Gefahr der
Altersarmut. Um sichere Pensionen für unsere Beschäftigten zu gewährleisten,
braucht es den Mut zum Handeln, braucht es den Mut der Politik, jetzt Reformen
anzugehen. Viele angehäufte Pensionsprivilegien in staats- oder landesnahen Ge-
sellschaften gehören abgeschafft. Öffentliches Geld, Steuern, von uns bezahlt, dür-
fen nicht durch unmoralische Pensionsverträge, etwa bei der Nationalbank mit bis
zu 30.000 Euro pro Monat, verschleudert werden.
<<
SOZIALDEMOKRATISCHE GEWERKSCHAFTERINNEN
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
W
ir alle bekennen uns voll zur Zielsetzung der
Anhebung des faktischen Pensionsalters. Aber
dafür braucht es Maßnahmen, um ältere Menschen
im Erwerbsleben zu halten, wie etwa das von der Wirt-
schaft nach wie vor blockierte Bonus-Malus-Modell.
Was wir sicher nicht brauchen, ist eine Pensionsau-
tomatik. Junge Menschen wären die großen Verlierer.
Damit würde man ihre Pensionen nicht sichern, son-
dern kürzen. Ein späteres gesetzliches Regelpensions-
alter hätte für viele höhere Abschläge zur Folge, die zu
massiven Pensionseinbußen führen würden. 77 % der unter 30-Jährigen leh-
nen die Automatik ab. Die Unternehmen sollen zur Etablierung alternsgerechter
Arbeitsbedingungen verpflichtet werden und die arbeitsweltbezogene Präven-
tion verbessern. Der Anspruch auf berufliche Rehabilitation soll auf Personen
ohne Berufsschutz ausgeweitet werden. Wir fordern ein klares Bekenntnis zum
bestehenden leistungsdefinierten Pensionskonto mit verbindlichen Aussagen
zur künftig zu erwartenden Pensionshöhe und eine Absage an ein beitragsdefi-
niertes System, in dem diese unberechenbar bliebe.
<<
NACHGERECHNET
7 %
93 %
nur zu etwa 53 %, bei denen der Bau-
ern nur zu etwa 8 %, u. a. deswegen,
weil dort die Beitragssätze niedriger
sind. Die AK verlangt daher: Alle Be-
rufsgruppen sollen gleich viel in die
Pensionsversicherung einzahlen.
Zahlen auf den Tisch.
Der AK
Präsident fordert von der Regierung,
künftig alle gesetzlichen Pensionsaus-
gaben auf den Tisch zu legen. „Da-
bei zeigt sich nämlich, dass es keinen
Grund zur Panikmache gibt. Wer alle
Altersausgaben, also Pensionsversiche-
rung und Beamtenpensionen insge-
samt betrachtet, sieht, dass die Staats-
ausgaben für die Alterssicherung nur
leicht steigen werden.“
Private Vorsorge.
Hinter vie-
len Horrorszenarien stecken beinharte
wirtschaftliche Interessen, etwa wenn
Versicherungsunternehmen für mehr
private Vorsorge trommeln. „Wer oh-
nehin ein kleines Einkommen hat,
kann sich keine private Vorsorge lei-
sten“, sagt Zangerl. „Dazu kommt, dass
private Vorsorge bei weitem nicht so si-
cher ist, das hat die Finanzkrise gezeigt.
Das angesparte Pensionskapital kann
sehr rasch seinen Wert verlieren. In
einem starken staatlichen System sind
die Pensionen viel sicherer.“
<<
staatliche Zuschüsse
Eigenleistungen
Foto:Robert Kneschke/Fotolia.com
47 %
53 %
8 %
92 %
Grafik 1
Grafik 3
Grafik 2
Ungleich.
Während der Staat
die ASVG Pensionen zu 7 %mitfi-
nanziert, weil 93 % aus Eigenbei-
trägen stammen (Grafik1), muss
die öffentliche Hand bei den Un-
ternehmern 47 % (Grafik 2) und
bei den Bauern gar 92 % (Grafik
3) zuschießen!
Zuschüsse ungleich gewichtet
ASVG-PENSIONEN
BAUERN
SELBST
STÄNDIGE