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THEMA:
LEBEN & ARBEIT
Bei Fragen stehen AK-Experten
in Innsbruck und in den Bezirken
zur Seite. Oder anrufen unter
der kostenlosen
Hotline Arbeits-
recht 0800/22 55 22 - 1414
.
Unter
lärminfo.at
kann jeder
Tiroler die Lärmbelastung seiner
Wohnumgebung einsehen.
Nr. 71, Februar 2015
!
!
Gerade im Gastgewerbe
fallen oft viele Überstunden an. Das muss sich am
Saisonende schon lohnen.
Achtung im Tourismus:
Ansprüche verfallen schnell
Wintersaison.
Derzeit herrscht Hochbetrieb im Tourismus. Wenn
aber die Endabrechnung nicht stimmt, heißt es schnell reagieren.
P
etra ist Kellnerin in einer Skire-
gion. Sie kann gut mit Stress
umgehen, ist immer freund-
lich und arbeitet gern. Sie weiß auch
genau, was in der Wintersaison auf sie
zukommt. Überstunden sind an der
Tagesordnung, das lohnt sich dann zu
Saisonende. Aber nur, wenn die Endab-
rechnung auch wirklich passt. Und da
hat Petra schon ihre Erfahrungen ge-
macht. In ihrer ersten Wintersaison vor
zwei Jahren hatte die Abrechnung bei
weitem nicht gestimmt. Viel weniger
als vereinbart hatte sie bekommen, viele
ihrer vom Chef angeordneten Über-
stunden waren gar nicht abgegolten.
Da Petra sich nicht genau auskannte,
hatte sie sich damals bei der Arbeiter-
kammer gemeldet und nachgefragt.
Und das war ihr Glück.
Schnell reagieren.
Dort er-
fuhr sie nämlich, dass sie ihre Ansprü-
che unbedingt innerhalb von vier Mo-
naten bei ihrem Arbeitgeber schriftlich
geltend machen muss! So steht es ganz
deutlich im Kollektivvertrag für das
Gastgewerbe. Petra hatte damals mit-
hilfe der AK ihr ganzes Geld bekom-
men. Sie war klug genug gewesen, ihre
Arbeitszeiten samt Überstunden täglich
genau zu notieren. Und ihr Ex-Chef
hatte ganz freimütig zugegeben, dass er
mit den Abrechnungen in dieser Saison
etwas schlampig gewesen sei. Deshalb
war er ohne weiter Umschweife bereit
gewesen, alles abzugelten.
Und heute weiß Petra ganz genau:
Egal wie hart die Saison ist, zur Si-
cherheit führt sie täglich eigene Auf-
zeichnungen. Sie notiert Arbeitszeiten,
Überstunden und freie Zeiten Tag für
Tag fein säuberlich. Das erweist sich oft
als besonders hilfreich, wenn es später
Unstimmigkeiten über die geleisteten
Stunden gibt. Und auch wenn sie sich
nach Ende der harten Saison nichts
sehnlicher wünscht, als endlich selbst
Urlaub zu machen, kontrolliert sie im-
mer gleich nach Erhalt ihre Endabrech-
nung. Und zwar anhand der eigenen
Aufzeichnungen, soviel Zeit muss sein.
Seither hat immer alles gepasst. Aber
man weiß ja nie …
Der AK Tipp.
Zur Sicherheit
sollten Beschäftigte im Gastgewer-
be nicht zu lange warten, wenn sie
ihre Lohn- und Gehaltsabrechnung
überprüfen lassen wollen. Denn die
Ansprüche verfallen bereits nach vier
Monaten. Also auf keinen Fall diese
Verfallsfrist versäumen und Ansprüche
unbedingt schriftlich beim Arbeitgeber
geltend machen! Am besten während
der Saison Buch über die geleisteten
Arbeitsstunden mit Anmerkungen
führen. Denn nur so lässt sich die Ab-
rechnung auch wirklich überprüfen.
Formulare zur Arbeitsaufzeichnung
gibts auf ak-tirol.com <<
Foto: goodluz/Fotolia.com
Verkehrslärm nervt
am stärksten
D
ie Tiroler empfinden Lärm
als das vordringlichste Um-
weltproblem. Vor allem der
Verkehr wird als Hauptverursacher
Nummer eins wahrgenommen. Lärm
führt zu Bluthochdruck, steigert das
Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.
Diese Daten und eine Vielzahl wei-
terer interessanter Details finden sich
im Tiroler Lärmbericht.
Kaum Entlastung.
Die Karten
dort zeigen es deutlich: Gerade ent-
lang der Verkehrsachsen müssen die
Bewohner tagtäglich eine wahre Lärm-
hölle ertragen. Doch von Entlastungs-
maßnahmen ist für die Betroffenen
oft nur wenig zu spüren. Ob Tiroler-,
Brenner-, Fernpass- oder Achensee-
Straße, die Bewohner entlang dieser
Strecken und Ortsdurchfahrten wis-
sen ein Lied davon zu singen. Ganz
zu schweigen von den Autobahnen
und Schnellstraßen. Bedingt durch die
Vignettenflucht sowie Tempo 100 auf
der Autobahn, nimmt der Verkehr auf
den Ausweichrouten deutlich zu, zu-
lasten der Anrainer.
Selbst kontrollieren.
Auf-
grund der EU-Umgebungslärmricht
linie sind Bund und Länder dazu
verpflichtet, Maßnahmen gegen
übermäßige Lärmbelastung zu set-
zen. Dazu gehört das Erstellen von
Lärmkarten, in denen die von Umge-
bungslärm betroffenen Gebiete und
die Zahl der dort wohnhaften Men-
schen ermittelt werden. Diese Lärm-
karten werden aufgrund des Verkehrs
auf Autobahnen und Schnellstraßen,
verkehrsreichen Landesstraßen, Ei-
senbahnen und Flughäfen dargestellt
und sind im Internet unter lärminfo.
at abrufbar.
Erschwert wird die Lärminforma-
tion dadurch, dass Autobahnen und
Schnellstraßen, Landesstraßen, Schie-
nen- oder Flugverkehr sich jeweils nur
in separaten Karten befinden. Eine
Karte über die Gesamtlärmbelastung
sucht man vergeblich.
Unterschiedliche Werte.
Die Schwellenwerte für lärmbelastete
Gebiete liegen bei 60 Dezibel (dB)
am Tag und 50 dB in der Nacht für
Straßen. Für Flughäfen liegen diese
Schwellenwerte um 5 dB höher, für die
Eisenbahn um 10 dB.
Lautes Tirol.
Gemäß diesen
Lärmplänen leben in Tirol „nur“ 8.320
Personen in Gebieten, in denen die
Schwellenwerte aufgrund des Lärms
durch Autobahnen und Schnellstra-
ßen überschritten werden. Wesentlich
höher ist die Zahl der Betroffenen ent-
lang der Landesstraßen. Inklusive dem
Innsbrucker Straßennetz leiden sogar
54.000 Personen an Lärmbelastung
über den Schwellenwerten.
Innsbruck, Zirl, Hall.
Mit
16.300 Personen sind die meisten
von ihnen in Innsbruck zu finden. In
Zirl, Hall und Kitzbühel sind mehr
als 2.000 Personen betroffen. Entlang
der Schienenwege wurde die Zahl der
Lärmgeplagten mit 16.000 berechnet.
Dies zeigt, dass vor allem die Landes-
straßen die höchsten Lärmbelastungen
verursachen.
Nicht ausgewiesen ist die Zahl an
Personen, die durch mehrere dieser
Lärmquellen beeinträchtigt sind. Da-
bei werden Belastungen auf dem un-
tergeordneten Straßennetz mit einem
jährlichen Verkehrsaufkommen von
weniger als drei Millionen Fahrzeugen
nicht einmal berechnet.
Kaum Rechte.
Ein wichtiger
Kritikpunkt ist die Tatsache, dass die
Personen, die in Gebieten mit Schwel-
lenwertübertretungen leben, keine di-
rekten Rechte aus diesen Karten ablei-
ten können.
Die Karten dienen in erster Linie
der Politik als Handlungsgrundlage,
da sie verpflichtet ist, für die Lärmge-
biete Maßnahmen zu setzen, um die
Belastung zu senken. Das Land hat
hierzu einen Aktionsplan zu erstellen,
der im Dezember 2014 veröffentlicht
wurde. Neben Unterstützungen zum
Fenstertausch sind darin vor allem
Maßnahmen zum öffentlichen Verkehr
zu finden.
Maßnahmen setzen.
Die
wirkungsvollste Maßnahme, um die
Bevölkerung vor Lärm zu schützen,
sind bauliche Maßnahmen wie Lärm-
schutzwände und Umfahrungsstraßen.
Hierzu sind im Aktionsplan jedoch
lediglich die neu errichteten Umfah-
rungen für Heiterwang und Söll, die
Bauarbeiten in Ellmau und die Pla-
nungen für Scharnitz angeführt.
<<
Zu laut.
Die Tiroler fühlen sich, hier
am Beispiel Völs bis Zirl, am meisten
vom Verkehrslärm gestört:
Grafik 1
Belas
tung durch Fluglärm,
Grafik 2
Belastung durch
Landesstraßenverkehr,
Grafik 3
Belastung durch
Eisenbahnlärm,
Grafik 4
Belastung aufgrund von Auto-
bahnlärm. Je dunkler die Farbe, desto größer die Belastung.
1
3
2
4
Lärmhölle.
Die Tiroler fühlen sich am meisten vom Verkehrslärm gestört. Vor allem entlang der Landesstraßen und
Autobahnen kommt es zu massiven Überschreitungen. Das zeigen die Lärmkarten, die im Internet abrufbar sind.
< 75 dB 70-75 dB 65-70 dB 60-65 dB 55-60 dB