Table of Contents Table of Contents
Previous Page  10 / 12 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 10 / 12 Next Page
Page Background

POSITIONEN

10

Nr. 82, Februar 2016

W

ieder wird über

unser Pensionssy-

stem beraten. Und geht

es nach Wirtschaft und

Teilen der Politik, soll

den Menschen erneut

etwas weggenommen

werden. Dabei zeigt der Be-

richt der Pensionskommission,

dass das staatliche System sicher und keinesfalls zu

teuer ist. Der Anteil älterer Arbeitnehmer nimmt zu.

Und der Zielwert des Regierungsprogramms – ein

Anstieg des faktischen Pensionsalters auf 60,1 Jahre

bis 2018 – wurde 2015 überschritten! Laut Zahlen

des Sozialministeriums ist die Trendumkehr gelun-

gen, vor allem wegen des massiven Rückgangs bei

vorzeitigen Alters- und Invaliditätspensionen. Auch

wenn die „Lösung“ für viele nun arbeitslos statt

Pension lautet. Hier ist Engagement nötig!

Denn was sichert unsere Pensionen besser, als

ausreichend Vollzeit-Arbeitsplätze. Wir brauchen

gleichen Lohn für Frauen, ein gutes Kinderbetreu-

ungsangebot sowie faire Anrechnung der Kinder-

zeiten. Und die Harmonisierung der Beitragssätze:

Während sich Arbeitnehmer ihre Pensionen selber

zahlen – vom Bund kommt rund ein Sechstel des

Aufwandes, zahlt er Selbständigen die Hälfte.

D

ie Finanzkrise hat

gezeigt, dass eine

kapitalgedeckte Pensi-

onsvorsorge mit deutlich

mehr Unsicherheit

behaftet ist als die staat-

liche umlagefinanzierte

Pensionsvorsorge. Primärer

Stützpfeiler für das Pensions-

systemmuss daher das Umlageverfahren bleiben.

Öffentliche Fördermittel für private Pensionen sind

abzulehnen, da damit auf Kosten der Allgemeinheit

privates Gewinnstreben der Pensionskassen gefördert

wird. Aktuelle Zahlen des Sozialministeriums belegen,

dass das aktuelle System positiv wirkt. Deshalb

braucht es keine Pensionsdebatte, welche die Leute

verunsichert, sondern Maßnahmen gegen Kündi-

gungen von älteren und kranken Beschäftigten!

Nur ein umlagefinanziertes Pensionssystemmit

einem aufrechten Generationenvertrag auf Basis einer

Solidarität zwischen den Generationen sichert ein

lebenswertes Dasein – sowohl für Junge wie auch für

alte Menschen in der Pension. Die aktuell vorherr-

schende Propaganda, mit der jungen Menschen

eingeredet wird, sie könnten später einmal keine

Pension mehr erwarten, sorgt hingegen für eine

Entsolidarisierung und ist abzulehnen.

D

ie staatliche Pension

ist sicher.Wer anderes

behauptet, soll sich

informieren und mit den

Falschinformationen

aufhören. Derzeit werden

allein bei den unselb-

ständig Erwerbstätigen fast

30 Mrd. Euro direkt von den

aktiv Beschäftigten an die Pensionisten weitergelei-

tet – mit einemVerwaltungskostenaufwand von nur

1 %! Natürlich wollen Banken, Versicherungen und

Vermögensberatungen mitschneiden.

Nicht erwähnt wird aber, dass jede private Alters-

versicherung nur ein langjähriges Versprechen von

Privatfirmen ist, abhängig von unsicheren Faktoren. Es

gibt leider viele Beispiele, wo Menschen mit privater

Vorsorge im Ruhestand nichts oder nur einen Bruch-

teil des Versprochenen erhielten.Wir Beschäftigten

finanzieren unsere Pension fast zu 100 % selber.

Der Zuschuss aus dem Steuertopf muss für Beiträge

zur Krankenversicherung und Rehabilitationsmaß-

nahmen für Pensionisten, Pflegegeld und Aufzah-

lungen zur Ausgleichszulage verwendet werden.

Wenn es Reformbedarf gibt, dann bei Selbständigen,

Bauern und Beamten, deren Pensionen in viel größe-

remAusmaß mit Zuschüssen gefördert werden.

A

m 29. Februar will der

„neue“ Sozialminister

Stöger eine herzeigbare

Pensionsreform prä-

sentieren, so ist es den

Medien zu entnehmen.

Experten geben Progno-

sen ab, Studien werden

publiziert, Lobbyisten haben

Hochsaison, es wird über Durchrechnungszeiten,

Anpassung an Lebenserwartung, Generationenge-

rechtigkeit, viele unterschiedliche Pensionsformen,

manche Privilegien und vieles mehr geschrieben

und diskutiert. Man kann hoffen, dass es diesmal

zu einer Reform kommt, die nachhaltig und gerecht

ist. Es ist aber zu befürchten, dass es höchstens ein

Reförmchen geben wird, bei dem parteipolitische

Befindlichkeiten der SPöVP-Koalitionsregierung im

Vordergrund stehen.Wir Freiheitlichen Arbeitnehmer

Tirol fordern daher von den verantwortlichen Politi-

kern eine Pensionsreform, die Beschäftigten auch in

Zukunft ein würdiges Leben imAlter ermöglicht. Ein

Zitat vonWolfgang (WoKo) Kownatka sollten sie sich

ins Stammbuch schreiben: „Reformen sind einWeg

in die Zukunft, wenn sie jedoch in der Gegenwart zu

Reparaturarbeiten verkommen, versündigen wir uns

an den nächsten Generationen.“

Schluss mit der

Pensionsdebatte!

Entsolidarisierung

ist abzulehnen

Verunsicherung ist

völlig fehl am Platz

Wir brauchen

eine gerechte Reform

Sozialdemokratische

GewerkschafterInnen

Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG

Grüne in der AK

Freiheitliche

Arbeitnehmer in der AK

Erwin Zangerl,

AK Präsident

Günter Mayr,

Fraktionsvorsitzender

Helmut Deutinger,

Fraktionsvorsitzender

Franz Ebster,

Fraktionsobmann

SICHERE PENSIONEN SIND NÖTIG

AK FRAKTIONEN ZUM THEMA

Offen gesagt.

Sogenannte Reformer wollen bei der Pension nichts verbessern, sondern auf Kosten der Bürger

sparen. Ein Anschlag von eiskalten Polit-Bürokraten und Wirtschafts-Lobbyisten auf unser bewährtes Sozial-System.

Alt werden ohne Existenzangst

H

inter den sogenannten

„Pensions-Reformern“

stecken in Wirklichkeit

eiskalte Polit-Bürokraten

und Wirtschafts-Lobbyisten. Sie

wollen den Generationenvertrag

aufkündigen und sich damit aus der

Verantwortung für unser Sozial-

System davonstehlen. Dabei gibt es

unter ihnen die größten Nutznießer

dieses Systems. Diese Herrschaften

– Ex-Politiker, Professoren und Ex-

perten – sollten einmal ihre eigene

Altersversorgung offenlegen. Die

durchschnittliche Pension beträgt in

Tirol derzeit knapp 1.000 Euro pro

Monat“, ärgert sich AK Präsident

Erwin Zangerl über die permanente

Verunsicherung der Arbeitnehmer.

Jung gegen Alt.

Und der Gipfel

der Unverschämtheit ist das Gegen-

einander-Ausspielen von Jung und

Alt. Es wird mit den hohen Pen-

sionsausgaben argumentiert. Wer

aber jetzt die Pensionsleistungen

kürzt, der kürzt auch die späteren

Pensionen der jetzt Jungen.

Dabei ist das Pensionssystem

durch die Umlagefinanzierung in

die gesetzliche Pensionsversiche-

rung ein soziales Sicherungswerk

mit hoher Bestandskraft. Bereits in

den 70er Jahren wurde der Zusam-

menbruch des Systems von soge-

nannten „Experten“ vorhergesagt.

Wer hätte es damals für möglich

gehalten, dass die Zahl der Pen-

sionisten um die Hälfte ansteigen

könnte und parallel dazu auch das

Pensionsniveau und unser Umlage-

system diesen Kostenanstieg trotz-

dem verkraftet hat? Dies war und

ist deshalb möglich, weil nicht die

absoluten Zahlen relevant sind, son-

dern das Produktivitätswachstum,

die Systempflege und der politische

Wille und der Mut zur Verteilung.

Ungleiche Beitragssätze.

Apro-

pos Verteilung: Die ASVG-Pensio-

nisten zahlen sich überhaupt ihre

Pension zu rund 90 Prozent selbst.

Hingegen müssen die Steuerzahler

den Selbständigen die Hälfte, den

Bauern sogar fast drei Viertel zu

ihrer Pension zuschießen! Die Har-

monisierung der Beitragssätze für

alle Berufsgruppen ist längst über-

fällig und ein Gebot der Fairness.

Zangerl: „Statt ein gutes Sys-

tem schlecht zu machen, sollte mit

aktiver Beschäftigungspolitik ge-

gengesteuert werden. Das steigert

nicht nur den Wohlstand, sondern

sorgt auch dafür, dass mehr in die

Pensionstöpfe eingezahlt wird. Statt

Leistungen kürzen, muss es also

Konjunktur beleben heißen! Wirt-

schaft und Politik sollten sich auch

darüber den Kopf zerbrechen, wie

es gelingen kann, dass Beschäftigte

aus dem Berufsleben heraus in Pen-

sion gehen können und nicht aus

der Arbeitslosigkeit. Diejenigen,

die immer noch von Reformen re-

den, wollen nichts verbessern, sie

wollen in Wirklichkeit unser Pensi-

onssystem zu Grabe tragen.“

Die Fakten.

Das staatliche Pen-

sionssystem ist sicher und nicht zu

teuer. Das zeigt der aktuelle Bericht

der Pensionskommission. Dieser

sagt einen geringeren Anstieg und

ein niedrigeres Niveau der staatli-

chen Zuschüsse in die Pensionskas-

sen voraus als im Vorjahr. Auch der

Anteil älterer Menschen, die noch

in Arbeit sind, ist gestiegen. Die

Reformen der vergangenen Jahre

wirken!

Die Bundeszuschüsse fallen um

sieben Prozent niedriger aus als

noch letztes Jahr. Österreich ist mit

seinem starken öffentlichen System,

finanziert aus Umlageverfahren und

Bundesbeitrag, auf dem richtigen

Weg. Das zeigen auch die Pro-

gnosen zur Entwicklung des Bun-

desbeitrags bis 2060. Der EU-

Ageing-Report 2015 weist für

Österreich einen Anstieg der

Bundesmittel von 6 auf

lediglich 6,3 Prozent der

Wirtschaftsleistung bis

zum Jahr 2060 aus. Und

das, obwohl bis zum

Jahr 2060 die Zahl der

Pensionen von zwei

auf drei Millionen

steigen soll. Zangerl:

„Wir haben kein Pen-

sions-, sondern ein

Besteuerungs-

und

ein Beschäftigungs-

problem. Deshalb ge-

hören Steuerschlupf-

löcher der Konzerne

endlich geschlossen,

damit alle ihren Bei-

trag in das Sozialsystem

leisten. Wir brauchen

Beschäftigungs-

und

Wirtschaftswachstum, an-

gemessenere Löhne und

alternsgerechte Arbeits-

plätze.“

Alt ohne Angst.

Sichere

und ausreichende Pen-

sionen, auch das sichert

unseren Wohlstand.

Foto: aletia2011/Fotolia.com