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Nr. 53, Juli | August 2013
THEMA:
RECHT & KONSUMENT
Sollbruchstelle.
Für gute Geschäfte sorgen Geräte, die kurz nach Ablauf der Garantie
den Geist aufgeben. Die AK verlangt langlebigere und leichter reparierbare Produkte.
D
iese oft kostspielige
Erfahrung machen
viele: Kaum sind Ge-
währleistungsfrist bzw. Ga-
rantie ausgelaufen, geht das
Flachbild-Fernsehgerät kaputt
oder der Akku der elektischen
Zahnbürste.
„Geplante
Obsoleszenz“,
„eingebaute
Schwachstelle“
oder „Sollbruchstelle“ lautet
die Bezeichnung für ein Phä-
nomen, das für Debatten sorgt
und Gegenstand von Untersu-
chungen ist – und bedeutet,
dass Hersteller ganz absicht-
lich die Lebensdauer ihrer Pro-
dukte reduzieren.
Absicht oder Pech?
Immerhin jeder zweite Be-
fragte meinte bei einer Online-
Umfrage des Vereins für Kon-
sumenteninformation (VKI),
dass die Lebensdauer von Pro-
dukten seiner Meinung nach
künstlich verkürzt werde.
75 % nannten als häufigste
Produkte, bei denen sie ein
eingebautes vorzeitiges Ablauf-
datum vermuten, elektronische
Unterhaltungsgeräte, berichten
die Experten des VKI.
Ein paar Beispiele gefällig?
Da wären z. B. Drucker, die
nach einer bestimmten Zahl
an ausgedruckten Seiten den
Dienst verweigern, oder auch
Kaffeemaschinen, die nach
Mängel sind
oft eingebaut
B
rave Sparer machen aufgrund
der Inflation genaugenommen
ein Minus. Denn die Europä-
ische Zentralbank hat die Leitzinsen
auf ein Rekordtief von 0,5 % gesenkt.
Dies wird bei den Banken jedoch nur
sehr einseitig umgesetzt: Für Konto-
Guthaben und Spareinlagen gibts mick-
rige Zinsen, dafür sind die Sollzinsen für
Kontoüberziehungen enorm.
Dies belegt ein Monitoring vom April
2013 der AK Konsumentenschützer bei
den fünf großen Tiroler Banken BTV,
HypoTirol Bank, Volksbank Innsbruck-
Schwaz, RLB und Tiroler Sparkasse. Die
Zinsen bei Kontoüberziehungen liegen
bei bis zu 13 % p. a. Hinzu kommt
ein Überschreitungszinssatz (bei Über-
ziehen des Rahmens) von 5 %. Macht
mehr als 18 % p. a.!
Während die Verzinsung von Konto-
Guthaben zwischen 0,0125 und 0,25 %
dahindümpelt, fällt bei Überziehungen
bei einzelnen Banken z. B. noch zusätz-
lich eine Rahmenprovision i. H. v. 0,5 %
p.a. oder eine Ablebensprovision i.H.v.
1,2 % p. a. an. Betroffen sind einmal
mehr vor allem Menschen in finanziell
angespannter Lage, die auf kurzfristige
Kontoüberziehungen angewiesen sind.
„Wir fordern die Banken auf, das Ver-
hältnis zwischen Guthaben- und Soll-
zinsen auf ein erträgliches Maß anzupas-
sen und die Sparbuchzinsen für täglich
behebbares Geld zu erhöhen“, betont
AK Präsident Erwin Zangerl. Zudem sei
auch wieder für einen fairen Rahmen bei
den Gebühren zu sorgen.
<<
Kontoüberziehen kann
teuer sein
Bankenmonitoring.
Bis zu 13 % Sollzinsen p. a. werden von fünf großen Tiroler Banken bei
Kontoüberziehungen verrechnet, bei Überschreiten des Rahmens zusätzlich bis zu 5 %.
Unverschämt:
Während Spareinlagen kaum noch Zinsen abwerfen, verrechnen
Tiroler Banken bei Kontoüberziehungen und überzogenem Rahmen bis zu 18 %.
F
ür sogenannte bewegliche Waren, wie
Kaffeemaschinen oder TV-Geräte, haben
Konsumenten derzeit einen gesetzlichen Ge-
währleistungsanspruch von zwei Jahren. Handel
und Industrie argumentieren, dass billigere
Bauteile eingebaut werden müssten, weil die
Kunden nicht mehr bezahlen möchten. Doch das lässt die AK nicht
gelten: „Elektrolytkondensatoren, die in CD-Playern, Spielkonsolen etc.
eingebaut werden, kosten in besserer Qualität um nur 2 Cent pro Stück
mehr, halten aber um Jahre länger“, kontern die Experten. Die AK for-
dert deshalb, dass die Hersteller wieder langlebigere Geräte erzeugen,
die auch leicht reparierbar sind.
W
enn Sie drei Ratschläge der Konsumenten-
schützer beherzigen, können Sie sich mög-
licherweise einiges an Ärger und Müll ersparen:
Informieren Sie sich in Internet-Foren und bei
Konsumentenschutz-Organisationen über Tests
und Erfahrungen mit Marken bzw. Produkten.
Wenn Sie ein neues Gerät kaufen möchten, sollten Sie Hersteller bevor-
zugen, die langjährige Garantie und Reparaturservice bieten. Kaufen Sie
nicht das allerbilligste Gerät – auf lange Sicht kommt Qualität meist gün-
stiger. Fragen Sie beim Kauf auch nach, ob das Gerät repariert werden
kann, und ob es Ersatzteile gibt. Weitere Infos finden Sie auf der AK Home-
page unter
Nein zu billigen Bauteilen
Tipps für weniger Schrott zuhause
Drum prüfe,
wer sich bindet
W
er mit einem neuen Handy
liebäugelt, sollte die Angebote
der Anbieter gut prüfen. Geräte ab
null Euro oder Bonus bei Vertrags-
bindung klingen zwar verlockend,
tatsächlich können sich Kunden aber
Hunderte Euro sparen, wenn sie sich
für den Kauf eines vertragsfreien
Handys plus separater SIM-Karte
entscheiden anstatt für ein Kombi-
paket aus Handy und Vertrag eines
Netzbetreibers. So zeigte sich bei ei-
ner aktuellen Erhebung von diversen
Shop-Angeboten, dass ein getrennter
Kauf in drei Viertel der geprüften Fäl-
le günstiger kam – und zwar um bis
zu 457 Euro (gerechnet auf 24 Mo-
nate). Ein weiterer Vorteil von „freien“
Geräten aus dem Elektrohandel, ist,
dass sie generell für alle Netze offen
sind und mit einer SIM-Only-Karte
eines Anbieters genutzt werden.
VORSICHT FALLE!
Betrüger locken
mit Lotto-Gewinn
R
iesig war die Freude bei Lotto-
spielerin Ilse, als sie am Tele-
fon erfuhr: „Sie haben 25.000 Euro
gewonnen!“ Zur Bestätigung der
Identität müsse Sie in der Trafik nur
noch eine Pay-Safe-Karte um 300
Euro kaufen. Diese Karten samt
Codes ermögli-
chen bargeldlose
Zahlungen
per
Internet oder Te-
lefon.
Arglos gab Ilse
den Code tele-
fonisch
durch,
doch die 25.000
Euro blieben aus.
Vielmehr wurde ihr ein 50.000-Eu-
ro-Gewinn angekündigt – gegen
1.000 Euro Anzahlung. Da ging sie
zur AK. Die Rechtslage ist klar, das
ist Betrug. Aber das Geld zurückzu-
fordern, ist schwer. Deshalb Konto-
daten nie am Telefon bekanntgeben
und keine Anzahlungen leisten!
Kontoauszüge
kontrollieren!
K
ontoauszüge sollten regelmäßig
geprüft, Fehler sofort reklamiert
und umgehend ein schriftlicher Ein-
spruch dagegen erhoben werden.
In den Geschäftsbedingungen von
Banken finden sich meist Klauseln,
wonach Kunden dem Auszug bzw.
den Buchungen zustimmen, wenn sie
nicht binnen einer bestimmten Frist
(z .B. binnen zwei Monaten) schriftlich
dagegen widersprechen.
Spartipp:
Auszüge im Bankfoyer drucken oder
per Internet-Banking erstellen.
Foto:olly/fotolia.com
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einer bestimmten Zahl an auf-
gebrühten Tassen eine Entkal-
kung durch den Kundendienst
(!) vorschreiben.
Verpresst.
Ärgerlich sind
auch bestimmte Konstrukti-
onen, speziell bei elektrischen
Geräten. So werden etwa bei
Wäschetrocknern oder Mixern
Plastik und Metall so mitei-
nander kombiniert, dass ein
frühzeitiger Verschleiß vorpro-
grammiert ist. Oder Bauteile
sind so verschweißt, verpresst
oder vernietet, dass man sie gar
nicht mehr zerlegen kann, um
ein schadhaftes Teil zu ersetzen.
Akkus sind oft eingegossen und
können nicht mehr getauscht
werden. Dadurch werden viele
Geräte nach wenigen Jahren reif
für den Elektronik-Schrott.
Reparieren.
„Dabei wün-
schen sich die Konsumenten
langlebige und vor allem leicht
reparierbare Produkte“, berich-
ten die Experten. Im Rahmen
der Online-Umfrage kritisierten
die Menschen auch, dass Repa-
raturen oft nicht mehr möglich
oder aber sehr teuer sind. „Re-
parieren statt wegwerfen“ wäre
ihnen angesichts der Auswüchse
der Wegwerfgesellschaft immer
häufiger ein Anliegen. Aber dem
tragen die Unternehmen derzeit
leider nicht Rechnung.
<<
Gut versteckt.
Nur wenige Monate nach Ablauf der Garantie ging die Waschmaschine kaputt.
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• Gebühren, Spesen und Zins-
gestaltung für Girokonten bzw.
Spareinlagen vergleichen und
noch vor Vertragsabschluss mit
der Bank verhandeln.
• Konto nicht dauerhaft überzie-
hen – unter Umständen ist ein
Privatkredit günstiger.
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