Previous Page  245 / 310 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 245 / 310 Next Page
Page Background

Anhang

245

I: Glauben Sie, dass die Gesellschaft das auch so sieht? Gesellschaft unter Anführungszeichen. Oder gibt es

gesellschaftlich irgendwelche Rollenbilder, die erwartet werden?

M: Es ist eigentlich immer noch klassisch. So in meinem Freundeskreis, ist es immer mehr, dass die Väter auch

in Karenz gehen. Sie sind jetzt auch in höheren Positionen. Deswegen glaube ich, dass es immer mehr

kommt. Weg von dem alten Rollenbild, hin zu...

I: Sie glauben, dass es immer mehr wird? Aber es ist teilweise immer noch...

M: Ja, genau. Ich meine, es ist einfach für die Väter sehr schwierig. Wenn es für die Väter leichter wäre in

Teilzeit zu gehen, oder überhaupt in Karenz zu gehen. Weiß man dann auch nicht, ob das alles so leicht

funktioniert, weil ein Mensch das vielleicht die Arbeit besser machen kann, als zwei.

I: Ja, ja, verstehe. Würden Sie sagen, dass man schief angeschaut wird, wenn man nicht zu Hause bleibt,

sondern trotz Kinder berufstätig ist? Sie haben gesagt, dass es in Ihrem Freundeskreis eh nicht so ist, aber

wie sehen Sie das generell?

M: Also, wenn beide Elternteile, gleich nach der Geburt, wieder arbeiten gehen, und das Kind acht Stunden in

die Kinderkrippe geben, dann denke ich mir schon, für was haben sie eigentlich Kinder bekommen, wenn sie

keine Zeit für sie haben? Das ist jetzt meine Rolle. Denn ich denke mir, wenn man Kinder hat, sollte man

anfangs die Zeit aufbringen, dass man mindestens halbtags drauf schaut. Wer, in dem Fall, ist egal.

I: Idealerweise so koordiniert, dass beide abwechselnd da sind?

M: Ja, genau. Das wäre doch super. Genauso (lacht).

I: Hat eigentlich das gesellschaftliche Bild, das doch noch, wie sie gemeint haben, klassisch ist, irgendeinen

Einfluss auf Ihre Entscheidung, welches Kinderbetreuungsgeld-Variante Sie gewählt haben? War das alles

auch im Hintergrund, oder hatte das gar keinen Einfluss?

M: Für mich war es klar, dass ich zu Hause bleibe. Ich wollte auch zu Hause bleiben. Ich konnte mir nicht

vorstellen, gleich arbeiten zu gehen und das kleine Baby zu Hause zu lassen. Beim zweiten Kind könnte ich

jetzt arbeiten gehen, aber...

I: Wenn ich richtig gerechnet habe, sind Sie jetzt insgesamt drei Jahre zu Hause?

M: Ja, 2008, 2009, ja, insgesamt drei Jahre.

I: Hat es bei Ihrem Arbeitgeber bezüglich Arbeitsreduktion Probleme gegeben? Haben Sie den Rechtsanspruch,

den es zur Karenz gibt, sozusagen geltend gemacht (lacht), oder ist das problemlos gelaufen?

M: Ich bin die erste Frau, die in dieser Firma in Karenz geht.

I: Ach so, die Firma gibt es nicht so lange?

M: Da hat es einen Vater gegeben, der in Karenz gegangen ist, aber er ist bald darauf gekündigt worden. Muss

aber nicht mit der Karenz zusammenhängen (lacht).Ich weiß aber, dass meine direkte Chefin voll hinter mir

steht. Wie es aber bei der Geschäftsleitung aussieht, das werde ich ja dann sehen. Das weiß ich nicht.

I: Ok, ja. Und bei Ihrem, haben wir insofern auch schon geredet, wäre es schwierig gewesen?

M: Ja, genau.

I: Noch die zwei letzten Fragen. Bei der Entscheidung, Kinder zu bekommen, hat hier die Vereinbarkeit von

Beruf und Familie irgendeine Rolle gespielt, oder war dem nicht so?