Anhang
251
meinem Kind sein und sehen wie meine Tochter neue Sachen lernt. Ich war total hin und hergerissen und
das hat mich sehr gestresst. Du willst einerseits die Arbeit gut machen, aber auch andererseits für deine
Kinder da sein. Da habe ich auch gemerkt, wo ich zu Hause war, hatte ich die ganze Zeit im Hinterkopf, was
ich alles noch in der Arbeit zu erledigen hätte und in der Arbeit war ich mit den Gedanken bei meiner
Tochter, weil ich auch gerne bei ihr gewesen wäre.
I: Dieses Gefühlt hat sich auf beide Bereiche übertragen?
M: Genau, ja.
I: Kann man das so zusammenfassen. Die Frage der Väterbeteiligung war primär eine finanzielle Frage. Wäre es
ein Wunschkonzert, wären Sie eine Zeitlang zu Hause geblieben und dann er eine Zeit. Es waren die
äußeren Umstände, die dazu geführt haben…
M: Genau, ja.
I: Wenn die Zuverdienstgrenze höher gewesen wäre, wäre Ihr Mann mehr arbeiten gegangen?
M: Nein.
I: Ok, aufgrund dessen, weil er eine Ausbildung macht oder aufgrund dessen, weil er gerne zu Hause ist?
M: Das Letztere.
I: Gut. Mh, ganz kurz zur Frage der Rollenbilder. Haben Sie irgendwie so Bilder im Kopf wie eine Familie
aufgestellt sein sollte hinsichtlich der Rolle der Frau und der Rolle des Mannes in der Familie?
M: Ja, habe ich schon. Die Kinder sollen sehen, dass jeder gewisse Dinge übernimmt. Dass die Kinder sehen,
dass der Vater genauso kocht und einkaufen geht. Er bäckt auch Brot mit den Kindern. Die Kinder sollen
mitbekommen, dass Eltern ein Gemeinsames sind und dass sie gemeinsam zu etwas stehen und dass das
auch gelebt wird. Das funktioniert bei uns sehr gut. Dass die Kinder auch wissen, dass sie immer zu uns
kommen können. Auch der Kleine hat es bereits heraus, dass gewisse Dinge beim Papa leichter gehen als
bei mir und umgekehrt. Ja, einfach das, dass beide da sind. Das ist uns wichtig und das versuchen wir zu
vermitteln. Bei uns ist es jetzt nicht so, was gerade die nervigen Hausarbeiten angeht, nur ich mache oder
nur mein Mann, sondern wir uns das aufteilen. Er geht in den Keller und hängt die Wäsche auf, wenn ich
einmal nicht zu Hause bin. Dass nicht die alten traditionellen Bilder gelebt werden, wo der Vater arbeiten
geht und die Mutter zu Hause bleibt. Dadurch dass wir beide gezeichnet von unseren eigenen Eltern sind,
wollen wir das unseren eigenen Kindern anders vorleben. Bei uns hat es geheißen, wieso ist der
Geschirrspüler nicht ausgeräumt? Wenn ich drauf geantwortet habe, dass ja mein Bruder zu Hause war,
kam die Reaktion von meiner Mama, ja er ist ja auch ein Bub! Mein Sohn bekommt das anders mit. Mit ist
das auch wichtig. Er räumt auch den Geschirrspüler aus.
I: So quasi, dass sich gewisse Tätigkeiten aufgrund äußerer Umstände ergeben. Wenn Sie zu Hause sind,
machen Sie die Hausarbeit und wenn er zu Hause ist, übernimmt er den Haushalt? Das hat weniger mit dem
Geschlecht zu tun, sondern vielmehr mit der Zeitverteilung?
M: Richtig. Wenn ich unterwegs bin, dann macht mein Mann den Haushalt.
I: Glauben Sie, dass Ihre Umgebung das auch so sieht?
M: Manche.
I: Eher wenige?
M: Ja, eher wenige.