Anhang
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I: Es schwingt in der letzen Aussage ein bisschen mit, dass jeder etwas beitragen muss, aber dieser Beitrag nur
dann zählt, wenn man im Erwerbsleben etwas beiträgt? Die Gesellschaft sieht den Beitrag im Haushalt als
keinen gesellschaftlichen Beitrag?
M: Ja richtig, ganz genau.
I: Ist es jetzt so, dass Sie zwar nicht genervt sind, aber dass Sie immer öfter erklären müssen, wieso Sie diesen
Weg gewählt haben?
M: Ja, natürlich. Ja, schon. Weil genau diese Frauen, wo man genau gemerkt hat, dass sie komplett
ausgebrannt sind, mich gefragt haben, wie ich das tun kann?
I: Jetzt als negative Frage?
M: Ja, natürlich.
I: Wie war das vom Arbeitgeber aus?
M: Sie hat das super verstanden. Als ich damals im Institut angefangen habe, habe ich natürlich mit meiner
Chefin geredet und zu ihr gesagt, dass ich ehrlich sein will, weil wir auch ein zweites Kind planen. Wie ich
das am besten unter einen Hut bringen kann? Dass ich auch in den kommenden Jahren schwanger werden
will. Sie hat damals auch gemeint, dass ich ihre vollste Unterstützung haben werde. Weil das einzige, was
sie wirklich im Leben bereut, ist, dass sie keine Kinder hat. Sie ist zwar verheiratet, hat aber keine Kinder.
Das ist das was sie wirklich bereut. Jetzt ist sie über 50 und wenn sie etwas anderes machen würde, dann
das. Sie würde nie mehr auf Kinder verzichten aufgrund ihrer Karriere. Darum möchte sie es jungen Leuten
ermöglichen.
I: Ganz kurz zu Ihrem Mann. Denn für Sie ist es offensichtlich so gewesen, dass Sie argumentieren haben
müssen, wieso Sie das so gemacht haben. Wie war das für Ihren Mann? Er hat die Arbeitszeit reduziert,
aber die äußere Umgebung kann das so wahrnehmen, als ob er die Arbeitszeit wegen seiner Ausbildung
reduziert hat?
M: Das wissen die Leute nicht.
I: Das wissen sie nicht. Ok. Wie ist es für ihn, wenn er sagt, dass er die Arbeitszeit reduziert hat?
M: Das ist ganz leicht für ihn, weil mein Mann in der Krankenpflege ist. In der Krankenpflege ist es anders als im
Wirtschaftsbetrieb. Es ist ganz etwas normales, das Männer nur 50% arbeiten. Es ist oft so, dass Pärchen in
der Pflege sind, und die können es sich dann leichter teilen. Dadurch, dass die Frau auch ein anderes
Einkommen hat, geht es auch leichter. Für ihn ist es nie ein Problem gewesen. Es ist im Pflegebereich sogar
üblich, dass die Männer zu Hause bleiben.
I: Es war also dienstgeberseitig nie ein Problem?
M: Nein, überhaupt nicht. Das kann sich die (M nennt Namen des Arbeitgebers) nicht erlauben, stellen Sie sich
das einmal vor (lacht).
I: Kann es daran liegen, dass es bei Ihnen ohnedies leichter zu organisieren ist? Dass es sogar gang und gäbe ist,
dass die Männer Teilzeit arbeiten?
M: Das glaube ich schon, ja.
I: Ok, noch die zwei letzten Fragen. War es bei ihnen eigentlich ein Thema, wie sie sich überlegt haben, das
erste Kind zu bekommen, wie es da mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie aussieht?