

WISO Seite 15
arden Euro hochqualitativen Kernkapital. Diese 25
Milliarden sind notwendig, um eine Mindestkernkapi-
talquote von 8%, die der AQR (auf Basis der Eigen-
kapitalrichtlinie/ -verordnung) vorgab, zu erreichen.
Diese acht Prozent beziehen sich auf das harte Ei-
genkapital, das sogenannte „Common Equity Tier 1 –
CET1“, das in Österreich aus Stammaktien, Genos-
senschaftsanteilen, Vorzugsaktien und Grundkapital
bestehen kann.
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Unterkapitalisierte Banken fanden sich vor allem in
Südeuropa. Zu den Banken, welche die Mindestquo-
te des harten Eigenkapitals verfehlten, gehörten: vier
griechische Banken, neun italienische, jeweils eine
zypriotische, eine portugiesische und eine spanische
Bank. Hinzu kamen noch eine irische, eine französi-
sche, zwei belgische und eine deutsche Bank. Von
den sechs geprüften österreichischen Banken, fiel
die in der Restrukturierung befindliche Österreichi-
sche Volksbanken AG durch.
Die Höhe der 25 Milliarden Euro starken Kapitallücke
ist jedoch zu relativieren, da sie auf dem Kapitalstand
des 31. Dezember 2013 beruht. Seither haben zwölf
der 25 betroffenen Banken ihre Kapitalbasis verbes-
sert und zwei Banken, die österreichische Volksban-
ken AG und die belgische Dexiam, befinden sich in
der Abwicklung. Dadurch verbleiben noch elf Ban-
ken, welche Eigenkapitalanforderungen in der Höhe
von zehn Milliarden Euro zu erfüllen haben.
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Wie sind die Ergebnisse der „Umfassenden Be-
wertung“ einzuschätzen? Die Österreichische Na-
tionalbank schätzt die Resultate der „Umfassenden
Bewertung“ wie zu erwarten positiv ein. Es würde
sich die verbesserte Krisenfestigkeit der österreichi-
schen Bankenlandschaft zeigen und die Strategie
der nationalen Aufsicht,
die „Eigenkapitalbasis der
österreichischen Banken
über die gesetzlichen Min-
destanforderungen hinaus
zu stärken“, hätte sich als
richtig erwiesen.
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Kritische
Stimmen wenden dagegen
ein, dass immerhin fast ein
Fünftel aller geprüften Ban-
ken (25 von 130) den Tes-
terfordernissen nicht entsprochen hätte und dass der
Ausfall jeder fünften systemrelevanten europäischen
Großbank im Falle einer Krise, einer „Horrorvorstel-
lung für die europäischen Steuerzahler“ entspräche.
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Dies besonders deshalb, da der Abwicklungsmecha-
nismus für Großbanken noch immer lückenhaft wäre,
weshalb die Gefahr besteht, dass erneut die Steuer-
zahlerinnen und Steuerzahler für entstandene Kos-
ten einspringen müssten.
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315 Milliarden für Europa: Jean-Claude Junckers
Investitionsprogramm
Im November 2014 stellte der neue Präsident der
EU-Kommission Jean-Claude Juncker sein Konzept
für eine „Investitionsoffensive für Europa“ vor, um den
Investitionsstau in Europa zu lösen. Nach Junckers
Plan soll ein Europäischer Fonds für strategische In-
vestitionen (EFSI) geschaffen werden, der zunächst
mit Mittel aus dem EU-Haushalt (16 Milliarden Euro)
und der Europäischen Investitionsbank (5 Mrd. Euro;
der ehemalige Vizekanzler Wilhelm Molterer ist einer
der acht Vizepräsidenten der EIB) ausgestattet wür-
Eigenkapital
31.12.2013
Berichtigung
durch AQR
Eigenkapital im
Stresstest
Basisszenario
Eigenkapital im
adversen
Szenario des
Stresstests
Raiffeisen Zentralbank Österreich AG
10,36%
9,71%
9,48%
7,77%
BAWAG P.S.K
14,51%
14,30%
11,86%
8,54%
Erste Group Bank AG
11,17%
10,00%
10,12%
7,58%
Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG
17,52%
16,85%
17,01%
11,81%
Raiffeisenlandesbank OÖ AG
11,42%
10,30%
10,55%
7,93%
Österreichische Volksbanken AG
11,48%
10,32%
7,22%*
2,06%*
* unter Sollwerten
Ergebnisse der österreichischen Banken in der umfassen-
den Bewertung der EZB.
Jean-Claude Juncker: manche Kritikerinnen und Kritiker
halten die Summe von 315 Milliarden Euro für sein Investiti-
onspaket für einen Witz.
cc European Parliament
12
EBA (Mai 2014)
13
vgl. Die Presse (26.10.2014)
14
OeNB (26.10.2014)
15
vgl. Die Presse (29.10.2014)
16
vgl. ebda.