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Seite 14 WISO

tigung steigt auch die Basis, auf deren Grundlage

die Arbeitslosenrate berechnet wird. Das bedeutet,

auch wenn die Zahl der Arbeitslosen gar nicht sinkt,

geht die Arbeitslosenrate zurück, da sich die Zahl der

Beschäftigten ausweitet. Nach wie vor die höchsten

Arbeitslosenraten würden Spanien (22,2%) und Grie-

chenland (22,0%) im Jahr 2016 aufweisen.

Trotz intensiver Sparbemühungen zeigt die Kom-

missionsprognose nur sehr wenig Bewegung bei

den Verschuldungsgraden der Mitgliedsstaaten. Der

Schuldenstand in der Eurozone bleibt nahe bei 94%

des BIP (2014: 94,5%; 2016: 93,8%). Den höchs-

ten Schuldenstand 2014 weist Griechenland mit

175,5% auf, gefolgt von Italien (132,2%) und Portu-

gal (127,7%). Österreich liegt mit 87,0% etwas unter

dem Durchschnitt der Eurozone, aber deutlich über

dem Verschuldungsgrad Deutschlands von 74,5%.

Stress für die europäischen Großbanken:

Die „Umfassende Bewertung“ durch die EZB

Mit großer Spannung wurden Ende Oktober die Er-

gebnisse der „Umfassenden Bewertung“ (Compre-

hensive Assessment) der europäischen Großbanken

durch die Europäische Zentralbank erwartet. Als vor-

bereitende Maßnahme zur Übernahme der gemein-

samen Bankenaufsicht (SSM – Single Supervisory

Mechanism: die EZB übernahm diese Funktion mit

04. November 2014), kündigte die EZB Mitte des

Jahres 2013 an, 125 europäische Großbanken ei-

ner strengen, zweiteiligen Prüfung zu unterziehen.

Der erste Teil der „Umfassenden Bewertung“ sah

eine Qualitätskontrolle der Aktiva der Banken (AQR

– Asset Quality Review) vor, der zweite Teil bestand

in einem „Stresstest“, der zeigen sollte, wie gut die

Banken auf volkswirtschaftliche Schocks, d.h. eine

erneute Wirtschafts-/ Finanzkrise vorbereitet wären.

Die Qualitätskontrolle der Aktiva (AQR) stellte eine

punktuelle Bewertung der Buchwerte der Bankakti-

va zum Stichtag 31. Dezember 2013 dar.

10

Nach der

Überprüfung von mehreren zehntausend Schuld-

nerpositionen durch Teams der EZB und externer

Prüferinnen und Prüfer mussten die Buchwerte der

Aktiva der Banken um insgesamt 47,5 Mrd. berichtigt

werden. Darüber hinaus erhöhte sich der Gesamtbe-

stand der europäischen Großbanken an sogenann-

ten notleidenden Engagements um 135,9 Milliarden

Euro.

11

Der Stresstest baute auf den Ergebnissen der AQR

auf. Darin wurden zwei Szenarien volkswirtschaft-

licher Schocks durchexerziert. Im Basisszenario

mussten die Banken zeigen, dass sie bei einer nega-

tiven wirtschaftlichen Entwicklung eine Eigenkapital-

quote von acht Prozent halten konnten und im adver-

sen Szenario, das eine tiefgreifende Wirtschaftskrise

simulierte, mussten die Banken ein Eigenkapital in

der Höhe von zumindest 5,5% halten können, um

den Stresstest zu bestehen. Der Test ergab bei 25

Banken eine Kapitallücke von insgesamt 25 Milli-

cc ECB

Verkündete im Oktober 2014 die Ergebnisse der „Umfassenden Bewertung“ der europäischen Großbanken durch die Europäi-

sche Zentralbank: EZB-Vizepräsident Vitor Consancio.

10

vgl. EZB (Oktober 2014), S. 3

11

vgl. ebda. S. 5: Unter notleidenden Verbindlichkeiten werden solche verstanden, welche 90 Tage überfällig sind, ausfallsgefährdet oder

bereits ausgefallen sind.