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höchste der hier verglichenen Länder ist. Am teuers-
ten sind jedoch die beiden Korridore zwischen Italien
und Frankeich. Sowohl durch den Mont Blanc-Tunnel
als auch durch den Frejus-Tunnel sind für die gesam-
te Strecke etwa 580 Euro zu entrichten.
Diese Mauthöhe ergibt sich nicht aus dem Kilometer-
tarif in Italien oder Frankreich, sondern aufgrund der
Sondermaut für die beiden grenzüberschreitenden
Tunnels: Ein LKW der saubersten Schadstoffklasse
hat nämlich nicht weniger als 317,50 Euro pro Fahrt
durch den Mont Blanc- und Frejus-Tunnel zu entrich-
ten und damit beinahe genauso viel wie für die ge-
samte Strecke, wenn die Brennerroute gewählt wird!
Mehrkosten für Personal und Treibstoff?
Umwegverkehre über den Brenner profitieren somit
von einer niedrigeren Maut, gleichzeitig bedeuten sie
aber auch höhere Treibstoff- und Personalkosten.
Warum sich Umwegverkehre dennoch lohnen, zeigt
ein genauerer Blick auf die Höhe dieser beiden Kos-
tenpunkte: Aufgrund der niedrigeren Mineralölsteuer
kann in Österreich günstiger getankt werden. Der
Unterschied des Dieselpreises zu den Nachbarstaa-
ten bzw. Frankreich beträgt je nach Staat 20 Cent
und mehr pro Liter. So bedeutet das Volltanken eines
1000-Liter-LKW-Tanks in Österreich eine Ersparnis
von 200 Euro im Vergleich zu den anderen hier an-
geführten Staaten.
Wenn von einem Verbrauch von 35 Liter pro 100 km
sowie einem Nettopreis pro Liter Diesel von 1 Euro
in Österreich ausgegangen wird, so bedeutet die 800
km längere Wegstrecke Mehrkosten von 224 Euro
gegenüber der kürzesten Route zwischen Italien und
Frankreich, an welcher der Dieselpreis aber um 20
Cent teurer ist. Der höhere Treibstoffverbrauch wird
aus finanzieller Sicht somit durch die günstigeren
Dieselpreise in Österreich fast zur Gänze ausgegli-
chen.
Gleichzeitig bedeuten längere Strecken natürlich
auch längere Fahrzeiten und damit höhere Perso-
nalkosten für die FrächterInnen. Doch diese stehen
in keinem Verhältnis zu den Ersparnissen, die Um-
wegverkehre in Hinblick auf die Maut und das Tanken
bedeuten. Für eine 800 km längere Strecke sind bei
einer durchschnittlichen Fahrtgeschwindigkeit von 80
km/h etwa 10 Stunden zusätzliche Fahrzeit zu be-
rechnen. Selbst wenn von Personalkosten von 10
Euro pro Stunde ausgegangen wird, bedeutet dies
Mehrkosten von gerade einmal 80 Euro.
Bei FahrerInnen von Transit- bzw. Kabotagefahrten,
die nach geltendem Kollektiv- bzw. Mindestlohn mit-
tel- und osteuropäischer Staaten entlohnt werden,
erhalten sogar noch weniger: In Bulgarien und Ru-
mänien beträgt der Mindest- bzw. Kollektivlohn 2016
zwischen 215 und 281 Euro pro Monat. In der Slowa-
kei, Ungarn und Kroatien sind es zwischen 358 und
410 Euro pro Monat.
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Wenn die FahrerInnen auf Grundlage dieser Entloh-
nungen einen Tag länger für eine Fahrt eingesetzt
werden, um damit mehr als 200 Euro an Maut und
weitere 200 Euro in Folge des günstigeren Treib-
stoffs durch eine längere Fahrt zu sparen, sind Um-
wege von Hunderten von Kilometern durch Europa
rentabel.
Mauttarife für PKW
In den fünf Ländern, deren Mautsysteme im Rahmen
dieses Artikels verglichen werden, haben für PKW
zwei Länder eine zeitabhängige Maut (Vignetten),
und auch in Deutschland ist die Vignettenpflicht für
PKW ab 2019 geplant. Zeitabhängige Maut bedeu-
tet, dass innerhalb eines bestimmten Zeitraumes das
Autobahnnetz beliebig oft befahren werden kann. Im
Gegensatz dazu haben Frankreich und Italien auch
für PKW ein fahrleistungsabhängiges Mautsystem:
Die Maut ist für jede Fahrt nach der zurückgelegten
Distanz und abhängig von der Autobahn zu entrich-
ten.
Zeitabhängige Maut
In Österreich werden drei Arten von Vignetten an-
geboten: Die Jahresvignette, die 2-Monats-Vignette
sowie die 10-Tages-Vignette. In Deutschland sind
dieselben Gültigkeitsdauern geplant. In der Schweiz
ist nur eine Jahresvignette erhältlich.
Zeitabhängige
Vignetten
Österreich
Schweiz
Deutschland
10-Tages-Vignette
8,90
n.a.
2,50 bis 25
2-Monats-Vignette
25,90
n.a.
7 bis 50
Jahresvignette
86,40
36,40
max. 130
Tab. 2: Vignettenpreise in Österreich, der Schweiz und Deutschland [Euro]