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THEMA: NACHHILFE

2

Nr. 75, Juni 2015

AK

iNFO

Monitoring.

Die aktuelle AK

Studie zur Nachhilfe

spiegelt eine triste

Situation wider:

Bedarf, aber auch

Ausgaben steigen.

A

m häufigsten wird in Tirol mit 65 %

in Mathematik Nachhilfe genom-

men, gefolgt von Fremdsprachen (39 %)

und Deutsch (22 %). Weil sich Mathema-

tik aber mehr und mehr zum „Angst-

fach“ entwickelt, fordert die AK Tirol eine

Ursachenforschung. Offenbar besteht

hier ein massives pädagogisches Pro-

blem: Viele Lehrer sind zwar fachlich gut

ausgebildet, haben aber nicht gelernt,

wie sie ihr Wissen weitergeben. Und so-

lange sich bei Wissensvermittlung und

Lehrstoff nichts Gravierendes ändert,

wird der Nachhilfebedarf unverändert

hoch bleiben.

Z

wölf Prozent der befragten Tiroler

Eltern gaben an, dass ihnen von der

Schule nahegelegt worden war, für ihr

Kind doch eine externe Nachhilfe in

Anspruch zu nehmen. In jedem zweiten

Fall wurde die Nachhilfe regelmäßig

während des ganzen Jahres benötigt.

Damit werden aber ganz klar schulische

Aufgaben auf Kosten der privaten

Haushalte ausgelagert, und zwar über-

wiegend an Lehrpersonen und private

Nachhilfeinstitute. Wie die Studie zeigt,

wurden in Tirol für die bezahlte Nachhilfe

in erster Linie Lehrer eingesetzt (46 %),

gefolgt von Nachhilfeinstituten (27 %).

Ö

sterreichweit würden 230.000

Schüler Nachhilfe benötigen.

130.000 von ihnen erhielten im ablau-

fenden Schuljahr bezahlte Nachhilfe.

Und dafür mussten die betroffenen

Eltern im Schnitt pro Kind 657 Euro

ausgeben, macht insgesamt 119

Millionen Euro, um 10 Millionen mehr

als noch im letzten Schuljahr. 60.000

Schüler wurden gratis unterstützt (von

Verwandten, Bekannten, kostenlosen

Einrichtungen etc.). Für weitere 40.000

Kinder und Jugendliche können sich die

Eltern diese Ausgaben nicht leisten, und

geeignete Gratis-Angebote fehlen.

Mathe-Angst Geschäft

119 Millionen

ZUR NACHHILFE

FACTS

8 Millionen für Nachhilfe

Schlechtes Zeugnis.

Jede vierte Tiroler Familie mit Schulkindern musste heuer

Nachhilfe engagieren und gab rund 633 Euro aus. Die AK pocht auf Reformen.

V

ergleicht man Österreich

mit skandinavischen Län-

dern, so zählt es zu jenen,

die pro Schüler am mei-

sten Geld ausgeben. Vor diesem

Hintergrund gibt der drama-

tische Anstieg beim Nachhilfe-

bedarf allerdings nur noch

mehr zu denken.

Denn Tirols El-

tern müssen immer

öfter und immer

tiefer in die Tasche

greifen, um ihren

Kindern einen erfolg-

reichen Schulbesuch

bzw. Abschluss zu

ermöglichen. Das

ist die wenig er-

freuliche Quint-

essenz der AK

Studie „Nach-

hilfe in Tirol

2015“.

Und

während der

Regelschulbe-

trieb offenkun-

dig viele Antworten zum

Lehrstoff schuldig bleibt,

schafft er einen ganzen Wirt-

schaftszweig, von dem vorwiegend

Lehrer und Nachhilfeinstitute profi-

tieren (siehe Beitrag oben)!

Ausgaben steigen.

Insgesamt

werden in Tirol im ausklingenden

Schuljahr 2014/15 (inklusive Som-

mer 2014) rund 8 Millionen Euro

ausgegeben, um 2 Millionen Euro

mehr, als noch im Jahr zuvor.

Dieser enorme Anstieg ist da-

durch zu erklären, dass 24 %

der Tiroler Eltern für zumindest ein

Kind Nachhilfe engagieren mussten

– und hier der Anteil der bezahlten

Nachhilfe von 15 auf 18 % zuge-

nommen hat.

633 Euro pro Haushalt.

Im

Schnitt muss jeder betroffene Haus-

halt in Tirol für Nachhilfe im Schul-

jahr 2014/15 inkl. vorangegangener

Sommerferien 633 Euro ausgeben,

also um 14 Euro mehr als im Schul-

jahr 2013/14. „Angesichts solcher

Ergebnisse sollten wir von Endlos-

Debatten doch endlich zum Han-

deln übergehen“, fordert AK Präsi-

dent Erwin Zangerl Reformen, wie

denAusbau der schulischen Förder-

maßnahmen (mehr dazu im Beitrag

rechts). „Die Politik darf nicht län-

ger tatenlos zusehen, wie Bildung

wieder zu einem Privileg wird. Es

geht um die Zukunft unserer Jungen

und damit auch um unsere Zukunft

und die unseres Landes!“

Studien-Details:

• 24 % der Tiroler Eltern hatten im

Schuljahr 2014/15 (inkl. Sommer

2014) für zumindest eines ihrer

Kinder eine private Nachhilfe.

• Der Gesamtbedarf beläuft sich al-

lerdings auf 33 %. Hier sind auch

jene Eltern berücksichtigt, die kei-

ne externe Nachhilfe engagieren

konnten – wegen zu hoher Kosten,

oder weil kein passender Nachhil-

felehrer zu finden war.

• Bei der externenNachhilfe handel-

te es sich vorwiegend um bezahlte

Nachhilfe (18 %). Diese nahm in

Tirol gegenüber demVorjahr um 3

Prozentpunkte zu.

• Bezogen auf Schüler bedeutet

dies, dass 15 % der Schüler in Ti-

rol Nachhilfe in Anspruch genom-

D

ie AK Tirol ist überzeugt, dass

Nachhilfebedarf erst gar nicht

entstehen muss. Vielmehr sollte allein

der Besuch der Regelschule zu Schul-

erfolgen führen. Dazu bräuchte es nur

einige wenige naheliegende Reformen.

Die AK Tirol fordert: Mehr Zeit zum Üben

im Regelschulbetrieb, den Ausbau der

schulischen Fördermaßnahmen mit

kleineren Lerngruppen und indivi-

dueller Förderung, den Ausbau der

ganztägigen Schule mit verschränktem

Unterricht sowie eine Ursachenfor-

schung beim „Angstfach“ Mathematik.

Bei der Gestaltung des Unterrichts sollte

verstärkt darauf geachtet werden, dass

die Schüler dem Stoff folgen können.

Forderungen

an die Schule

AK Tirol checkt

Ihre Schulkosten

Die vollständigen Studien zumAK

Nachhilfemonitoring finden Sie auf

ak-tirol.com.Wer sich für die Vorjahres-

ergebnisse interessiert, kann dort auch

die Studie für 2013/14 nachlesen.

V

on

3. bis 28. August

bietet die AK Tirol

mit dem BFI ihre Sommerschule zu

erschwinglichen Preisen an: Dabei können

sich Schüler ab der 5. Schulstufe in allen

Bezirken auf den Nachzipf vorbereiten

oder den Stoff auffrischen. Mit Deutsch,

Mathematik, Latein, Englisch, Französisch,

Italienisch und Rechnungswesen stehen sie-

ben Hauptfächer zur Wahl. Die Kurse finden

von Montag bis Freitag statt, an 20 Terminen

mit 40 Unterrichtseinheiten. Für Kinder von

AK Mitgliedern kostet der Kurs für ein Fach

195 €, für zwei Fächer 295 €. Alle anderen

Interessierten zahlen 275 bzw. 395 €.

Sommerschule statt Nachzipf

Infos undAnmeldung

CHECK

Foto:NatalliaVintsik/Fotolia.com

So nicht.

Von 6 auf 8 Millionen

stiegen die Ausgaben für Nachhilfe

in Tirol seit letztem Schuljahr.

men haben, bei 11 % von ihnen

wurde dafür bezahlt.

• ZumGlück macht sich der enorme

Aufwand auch bezahlt: In 8 von 10

Fällen wird das Ziel der Nachhilfe

erreicht und die Note verbessert.

„Am meisten für Nachhilfe geben

übrigens Eltern von Schülern der

AHS-Oberstufe aus. Im Öster-

reich-Schnitt sind dies 876 Euro pro

Kind“, zitiert AK Präsident Erwin

Zangerl aus der Studie. „50 % der

Eltern fühlen sich dadurch stark

belastet. Und Familien mit nied-

rigerem Einkommen können sich

Nachhilfe gar nicht mehr leisten!

Damit ist der Schulerfolg der Kin-

der noch stärker vom Einkommen

der Eltern abhängig geworden.“

So wurde erhoben.

Für das AK

Nachhilfemonitoring, eine reprä-

sentative Studie, wurden im März

und April 2015 vom „IFES - Insti-

tut für empirische Sozialforschung

GmbH“ bundesweit 3.347 Haus-

halte mit Schulkindern befragt,

davon 300 Haushalte mit Schul-

kindern in Tirol. Die Befragung

erfolgte stichprobenartig am Te-

lefon. Die Hauptthemen bei der

Befragung betrafen Nachhilfe im

laufenden Schuljahr, Nachhilfe im

letzten Sommer, Gründe für die

Nachhilfe, Kosten der Nachhilfe,

Belastungen durch Nachhilfe, etc.

P

er Gesetz ist Schule kostenlos.

„Dennoch beobachten wir eine wahre

Kostenexplosion“, kritisiert AK Präsident

Erwin Zangerl. Längst gesellen sich zu

Heften, Stiften etc. versteckte Ausgaben

für Exkursionen, Ski- und Sprachkurse,

Nachmittagsbetreuung usw. Und dann

wälzt auch noch der Staat Kosten ab, etwa

für Bücher, Kopierbeiträge, etc. Deshalb

hat die AK eine Schulkosten-Erhebung

gestartet und lädt alle Tiroler Eltern

zumMitmachen ein. Einfach bis 30.

Juni anmelden, ab Juli ein Jahr lang

alle Ausgaben notieren und gewin-

nen! Für drei Familien werden die

schulbedingten Kosten bis max. je

1.000 Euro übernommen, weitere

10 Teilnehmer dürfen sich über

je einen 100-Euro-Gutschein für

Schulbedarf freuen. Anmel-

deformular und Infos unter

0800/22 55 22 –1515

oder auf ak-tirol.com

M

elden Sie Ihr Kind an für die AK Som-

merschule beim BFI Tirol in Innsbruck,

Ing.-Etzel-Straße 7, Tel. 0512/59 6 60 oder in

Ihrer Bezirksstelle:

Imst

, Rathausstraße 1,

05412/63 8 05

Kitzbühel

, Rennfeld 13,

05356/63 6 99

Kufstein

, Arkadenplatz 4,

05372/61 0 87

Landeck

, Malser Straße 11,

05442/62 8 29

Lienz

, Beda-Weber-Gasse 22,

04852/61 2 92-23

Reutte

, Mühler Straße 22,

05672/72 7 28

Schwaz

, Münchner Straße 20,

05242/66 0 63

Anmeldeschluss:

Freitag, 17. Juli 2015. Es

gibt eine Mindestteilnehmerzahl. Mehr unter

Tel. 0512/59 6 60 oder ak-tirol.com

Foto:Picture-Factory/Fotolia.com

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