E
s ist schon bedenklich: DieWirtschaft
entdeckt das Fachkräfte-Potenzial, das
in Asylwerbern schlummert, die nach Öster
reich kommen.Wirtschaftskammer, Indus-
triellenvereinigung, aber auch der Touris-
mus fordern, gut qualifizierte Flüchtlinge
sogar als temporäre Arbeitskräfte einzuset-
zen. Dass jetzt viele qualifizierte Asylwerber
nach Österreich kommen, entbindet die
Wirtschaft nicht von ihrer Aufgabe, Geld in
die Ausbildung der heimischen Fachkräfte
zu investieren und die arbeitsrechtlichen
Gesetze einzuhalten.
Doch derzeit ist das Gegenteil der Fall:
Quer durch alle Branchen bilden heute
über 15 % weniger Firmen Fachkräfte
aus als noch 2004.Wenn es also bei der
Beschäftigung von Flüchtlingen, von
Menschen in finanzieller Notlage, nur um
billige Ersatz-Facharbeitskräfte geht, dann
geht es inWirklichkeit um Lohndumping
und um die Schaffung eines zweiten und
gar dritten Arbeitsmarkts.
Umso unverantwortlicher ist es in Zeiten
mit mehr als 20.000 Arbeitslosen in Tirol,
nur auf diese Gruppe zurückgreifen zu
wollen. Es muss mehr für die Entwicklung
eines ausreichend großen Fachkräfte-
Potenzials in unserem Bundesland getan
werden. Es geht umArbeit und faire Löhne
für alle. Denn sonst droht eine Spaltung
der Gesellschaft. Lohndumping durch
Ausspielen von österreichischen gegen
zugewanderte Arbeitnehmer werden wir
nicht zulassen!
AK Präsident
Erwin Zangerl
Arbeit und faire
Löhne für alle
KOMMENTIERT
ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL
7. JG. , OKTOBER 2015 | NR. 78
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
TIROLER
ARBEITERZEITUNG
D
as Thema Erben beschäftigt fast jeden
im Laufe seines Lebens. Deshalb
organisiert die AK wieder Infoabende zu
„Schenken oder vererben?“,
bei denen
Experten die wichtigsten Aspekte beleuch-
ten. Melden Sie sich an und holen Sie sich
Tipps zu Schenkung, Erbfolge, Grunder-
werbssteuer Neu, Testament und erfahren
Sie, wie Sie Fehler vermeiden können.
Die aktuellen Termine
AK Lienz: Di. 10. November,
mit Notar
Mag. Markus Mayr (Anm. unter 0800/22
55 22 – DW3550 oder
lienz@ak-tirol.com),
AK Kufstein: Do. 12. November,
mit
Rechtsanwalt Mag. Martin J. Moser (Anm.
unter DW3350 oder
kufstein@ak-tirol.com).
Beginn jeweils um 19 Uhr.
W
as tun nach der 8. Schulstufe? In
einen Lehrberuf einsteigen oder
weiter zur Schule gehen, eventuell
Matura machen? Bei dieser wichtigen
Weichenstellung hilft die AK Tirol mit
den Infoabenden „14 Jahre, was nun?“.
Experten geben einen Überblick über
die verschiedenen Ausbildungsvarianten
und Tipps zur Schul- und Berufswahl.
14 Jahre, was nun?: Die Termine
AK Innsbruck: Do. 12. 11., 19 Uhr
Anmeldung unter 0800/22 55 22 –
DW 1515
AK Landeck: Di. 24. 11., 19 Uhr
Anmeldung DW 3450
AK Reutte:
Di. 24. 11., 19 Uhr
Anmeldung DW 3650
Schenken oder vererben?
Deine Wahl: 14 Jahre, was nun?
LIENZ & KUFSTEIN
AK INFOABENDE
W
ir haben zwei große Pro-
blemkreise: Eine immer
schlechter werdende so-
ziale und wirtschaftliche
Lage bei denArbeitnehmer-Familien
im Land und dazu eine seit Monaten
anhaltend große Flüchtlingswelle. In
dieser Frage hat die EU konsequent
die Augen verschlossen vor den dra-
matischen kriegerischen Entwick-
lungen direkt vor unserer Haustür.
Die Folge davon ist unvorstellbares
Leid, wenn man in die Gesichter der
Menschen sieht, die vor Krieg und
Terror aus ihrer Heimat flüchten und
dabei ihr Leben aufs Spiel setzen. Ich
bin überwältigt vom großen huma-
nitären Engagement in der Bevölke-
rung. Trotzdem müssen wir von der
heimischen Politik mehr Realismus
verlangen: Wir können nicht alle
Flüchtlinge bei uns aufnehmen, es
müssen Limits festgelegt werden.“
Zangerl: „Die Regierung hat es bis-
her verabsäumt, zu sagen, wo Gren-
zen zu setzen sind. Außerdem begeht
sie den Fehler und tritt in der Asylfra-
ge nicht geeint auf. An die FPÖ und
die Grünen ist der Vorwurf zu rich-
ten, dass sie mit ihren Aussagen radi-
kalisieren. Die einen sagen ‚Grenzen
dicht‘ und die ande-
ren sagen ‚Wir neh-
men alle auf‘. Diese
Extrempositionen
schüren die Ängste
und Spaltungsten-
denzen in der Be-
völkerung!
Die Regierung ist
bis jetzt dieAntwor-
ten schuldig geblie-
ben. Sie hat endlich auf die Grund-
angst in der Bevölkerung einzugehen.
Der humanitäreAuftrag ist das Heute,
aber wir müssen auch an das Morgen
denken. Wo sind die Schulen, wo die
Bildungsmaßnahmen, wo sind die
Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für
so viele Menschen? Ganz zu schwei-
gen von den Kosten, die laut Mini-
sterium bis jetzt schon eine Milliarde
Euro ausmachen.
Es drohen Span-
nungen, weil gerade
die Arbeitnehmer-
Familien ohnehin
nicht mit dem gol-
denen Löffel im
Mund auf die Welt
kommen. Verschärft
wird die Situation
dadurch, dass die
Wirtschaft und die ihr nahestehende
Politik laufend Verschlechterungen
bei unseren sozialen Errungenschaf-
ten fordern.
Deshalb sprechen wir uns auch ge-
gen eine Öffnung des Arbeitsmarkts
für Asylwerber aus. Jede Aufwei-
chung führt zu einem Verdrängungs-
wettbewerb, von dem vor allem
Ältere, Niedrigqualifizierte und die
in Österreich lebenden Menschen
mit Migrationshintergrund betrof-
fen wären. Die Wirtschaft vermutet
in den Asylwerbern in Wirklichkeit
nur billige und willige Arbeitskräfte.
Die Folgen sind Lohndumping und
Gewinnmaximierung auf Kosten der
Schwächsten. Das drückt in Folge die
Löhne und belastet unser gesamtes
Sozialsystem.“
Lesen Sie mehr auf den Seiten 3 und 10
ZAHLENSPIELE
…11.309 Euro pro Jahr
beträgt
aktuell der Einkommensunterschied
(brutto) zwischen Männern und Frauen in
Tirol. Damit klafft die Einkommensschere
zwischen den Geschlechtern unverändert
weit auseinander. So verdienen Frauen
in Tirol (bei ganzjähriger Vollzeitbeschäf
-
tigung) je nach Bezirk um bis zu 25 %
weniger als ihre männlichen Kollegen.
Spitzenreiter bei den Einkommensun
-
terschieden ist der Bezirk Reutte (-25,3
%), gefolgt von Landeck (-25,1 %) und
Schwaz (-24,5 %). Am geringsten ist der
Unterschied mit immer noch -16,9 %
in Innsbruck. Umgelegt auf Zeit leisten
Frauen somit etwa in Reutte knapp 92
Tage unbezahlte Arbeit…
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Schluss mit Lohndumping!
Klare Position.
Jede weitere Öffnung des Arbeitsmarkts führt zu Lohn- und Sozialdumping zu Lasten der Arbeitnehmer.
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„Die Regierung
hat endlich auf
die Grundängste
der Bevölkerung
einzugehen.“
Erwin Zangerl, AK Präsident
Zukunftsangst.
„In vielen Tiroler Arbeitnehmer-Familien herrscht höchste Sorge,
wie es in unserem Land weitergeht“, stellt AK Präsident Erwin Zangerl fest.