POSITIONEN: ZUR ARBEIT
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Nr. 85, Mai 2016
Rasche Hilfe im Pleite-Fall
H
andwerk hat gol-
denen Boden, dieses
Sprichwort gilt heute
mehr denn je. Seit Jah-
ren verlangt die AK eine
Aufwertung der dualen
Ausbildung. Die beruf-
liche Lehrausbildung muss
einer von mehreren gleichbe-
rechtigten Bildungswegen sein. Eine attraktive Lehre
ist der beste Schlüssel für qualifizierte Fachkräfte.
Aber leider ist es um das Image der Lehre nicht im-
mer allzu gut bestellt. Rund 200 Lehrberufe warten
in Österreich auf die jungen Menschen. Obwohl
Lehrlinge als spätere Facharbeiter in vielen Branchen
gesucht sind, wird immer noch vielfach der Besuch
einer mittleren und höheren Schule als höherwertig
gegenüber der Lehrlingsausbildung empfunden.
Doch inzwischen hat auch im Bereich der Wirtschaft
ein Umdenken stattgefunden. Dafür waren der starke
Zuzug zu den Schulen und die geburtenschwachen
Jahrgänge mitverantwortlich. Damit der Lehrbe-
ruf attraktiver wird, braucht es eine noch bessere
Berufsorientierung in den Pflichtschulen, engagierte
Betriebe, aber auch eine finanzielle Aufwertung der
Lehre. Lehre kommt von Lernen, deshalb gehören in
den Lehrbetrieben auch besondere Maßnahmen in
der Ausbildung gesetzt.
M
ittlerweile dürfte
jedem klar sein:
Nur durch eine Aufwer-
tung der Lehre kann
dem Fachkräftemangel
entgegengesteuert
werden. Deshalb gehört
das System der Lehrlings-
ausbildung verbessert und die
gegenseitige Anrechenbarkeit von dualer Lehr- und
berufsbildender Schulausbildung ausgebaut. Auch
die Lehrausbildung selbst muss deutlich an Qualität
gewinnen, beispielsweise durch die Einführung von
Kompetenz-Checks bereits während der Lehrzeit und
durch die Unterstützung der Jugendlichen bei der
Vorbereitung auf die Lehrabschluss-Prüfung. Wir
setzen uns nicht nur dafür ein, dass die Berufsorien-
tierung verbessert wird, sondern auch, dass Firmen
ihre Lehrlinge besser ausbilden. Denn sie sind die
Fachkräfte der Zukunft und wichtige Eckpfeiler jedes
Betriebes. Die Lehre ist ein bedeutender Bestandteil
unseres Arbeitslebens: Deshalb muss sie entspre-
chend ausgebaut und der Arbeitswelt angepasst
werden, damit jungen Menschen die Tür zu ihrem
Wunschberuf offen steht. Wir als FSG sprechen uns
deshalb für eine deutliche Aufwertung der Lehre
aus, damit die bestmögliche Ausbildung für unsere
zukünftigen Fachkräfte gesichert wird.
D
ie Lehre ist aktueller
denn je und es wird
ihr sogar eine rosige
Zukunft vorhergesagt!
Eine möglichst hohe
Schul- oder sogar Hoch-
schulausbildung erhöht
natürlich grundsätzlich
die Chancen amArbeitsmarkt.
Dies gilt aber nicht für alle Branchen. Gerade in den
geisteswissenschaftlichen Fächern gibt es ein Über-
angebot an qualifizierten Arbeitskräften. Vielfach gibt
es keine einschlägigen Arbeitsstellen und es muss oft
eine ganz andere Arbeit angenommen werden – die
Hoffnung auf eine der Qualifikation entsprechende
Entlohnung wird so bitter enttäuscht. Es hat sich
deshalb gezeigt, dass mit einer abgeschlossenen
Lehre die Lebensverdienstsumme weit über jener
liegen kann, die in manchen Branchen mit einem
Hochschulabschluss erreicht wird. Ein Lehrabschluss,
gepaart mit der Bereitschaft sich regelmäßig fort-
und weiterzubilden, ist Garantie für einen sicheren
Arbeitsplatz und ein ordentliches Einkommen. Ob
Lehre oder weiterführende Schulausbildung ist aber
auch eine Frage der persönlichen Interessen und
Fähigkeiten: Denn nur was ich gerne mache, das
mache ich auch gut, und nur dann werde ich auch
erfolgreich und letztendlich zufrieden sein.
O
b Handwerk,
Dienstleistung oder
Industrie – fachlich
bestens ausgebildete
Arbeitnehmer sind in
Österreich und in aller
Welt gefragt. Diesen
guten Ruf verdanken wir
auch unserem dualen Ausbil-
dungssystem. Die Lehre verbindet Praxis (Betrieb)
und Theorie (Schule), dadurch wird dem Lehrling
eine fundierte, praxisnahe Ausbildung ermöglicht.
Für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft unseres
dualen Ausbildungssystems wird entscheidend sein,
wie und vor allem wie schnell wir auf die neuen
Herausforderungen der digitalisierten Arbeitswelt
4.0 reagieren. Man kann den heimischen Betrieben
nur raten, viele attraktive Lehrstellen zur Verfügung
zu stellen, um in Zukunft einen Facharbeitermangel
zu verhindern. Zur Zeit gibt es in Österreich rund
200 Lehrberufe mit dazugehörendem Berufsbild als
Grundlage der Ausbildung, laufend werden Berufs-
bilder an die neuen Anforderungen angepasst. Die
„Lehre“ als Berufseinstieg bzw. das duale Ausbil-
dungssystem „Betrieb und Schule“ ist in Österreich
normal und wird von vielen anderen Ländern mit
hoher Jugendarbeitslosigkeit als vorbildhaft, nach-
ahmenswert und zukunftsorientiert bezeichnet.
DualeAusbildung
gehört aufgewertet
Junge sind
unsere Eckpfeiler
Die Zukunft der
Lehre ist rosig
Auf Arbeitswelt 4.0
richtig reagieren
Sozialdemokratische
GewerkschafterInnen
Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG
Grüne in der AK
Freiheitliche
Arbeitnehmer in der AK
Erwin Zangerl,
AK Präsident
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
Franz Ebster,
Fraktionsobmann
AK FRAKTIONEN ZUM THEMA:
WELCHE ZUKUNFT HAT DIE LEHRE?
IEF: Schutz für
Arbeitnehmer
INSOLVENZ-ENTGELT-FONDS
Gut zu wissen.
Rutscht ein Unternehmen in die Insolvenz, muss sofort gehandelt werden:
Das Betriebsservice der AK unterstützt Betroffene und kämpft um offene Forderungen.
Z
ufrieden arbeiteten Tho-
mas und Michael in einem
kleinen Unterländer Hand-
werksbetrieb. Das Klima
im Unternehmen war gut, und,
so schien den beiden Handwer-
kern, auch die Auftragslage. Umso
überraschter waren beide, als sie
im Herbst vergangenen Jahres
informiert wurden, dass ihr Ar-
beitgeber insolvent ist. Darüber-
hinaus folgten weitere schlechte
Nachrichten: Nicht nur, dass das
Unternehmen geschlossen wer-
den musste, auch die ausstehen-
den Löhne und weitere offene
Ansprüche sollten nicht mehr ge-
zahlt werden. Nachdem der erste
Schock über die Schreckensmel-
dung vergangen war, wandten sich
Thomas und Michael an die Ti-
roler Arbeiterkammer. Schon das
erste Gespräch zeigte, dass diese
Entscheidung die richtige war.
Rasch reagiert.
Denn die Exper-
ten der AK stellten klar, dass die of-
fenenAnsprüche der Arbeiter – wie
Löhne, Überstundenabgeltung, Ur-
laubstage, Sonderzahlungen, Kün-
digungsentschädigung etc. – vom
Insolvenz-Entgelt-Fonds
(IEF)
übernommen werden können. Im
Falle von Thomas und Michael im-
merhin 4.000 Euro, viel Geld, nicht
nur in der ohnehin schwierigen Si-
tuation, in der sich die Familienvä-
ter befanden. Umgehend wurden
die Forderungen von der zuständi-
gen AK Bezirkskammer beim IEF
angemeldet, und schon wenigeWo-
chen später wurden die offenenAn-
sprüche beglichen – rechtzeitig vor
Weihnachten erhielten Thomas
und Michael dank Hilfe der AK
das Geld.
Kein Einzelfall.
Für die
Experten des AK Be-
triebsservice war die
Insolvenz des Klein-
unternehmens
bei
weitem kein Ein-
zelfall, wie auch
die Zahl an An-
fragen zeigt: So
wurden
2015
mehr als 18.600
arbeitsrechtliche
Beratungen ge-
leistet und 1.106
Insolvenzanträge
eingebracht. Insge-
samt wurden rund 6,3 Millionen
Euro für die Arbeitnehmer er-
kämpft. Geld, das in der schwie-
rigen Zeit nach dem Verlust des
Arbeitsplatzes doppelt wichtig ist:
Für die Betroffenen ebenso, wie für
deren Familien.
D
ie Insolvenz eines Unternehmens
stellt für die Arbeitnehmer meist
einen schweren Einschnitt dar. Neben
der Unsicherheit über die berufliche
Zukunft stellt sich die Frage, wer offene
Löhne bzw. Gehälter, anteilige Sonderzah-
lungen, Abfertigungen, Kündigungsent-
schädigungen, offene Urlaubstage etc.
bezahlt. Zur Sicherung der Ansprüche
von Arbeitnehmern wurde der
Insolvenz-Entgelt-Fonds (IEF) als
staatliche (Garantie-)Einrichtung
geschaffen. Dieser wird von der
IEF-Service GmbH verwaltet.
Anspruch auf Insolvenz-
entgelt haben Arbeit-
nehmer, ehemalige
Arbeitnehmer (falls
noch Ansprüche
offen sind), freie
Dienstnehmer,
Heimarbeiter
und die
Erben dieser
Personen.
Ausgenom-
men sind Per-
sonen, die auf
der Basis eines
Werkvertrags für
das Unternehmen gearbeitet haben.
Wichtig:
Um zu seinemGeld zu kom-
men, muss innerhalb von sechs Monaten
nach Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
ein Antrag bei der IEF-Service GmbH
eingebracht werden. Dabei helfen die Ex-
perten des
AK Betriebsservice
kostenlos.
Informationen erhalten Sie unter 0800/
22 55 22 – 1904 oder auf ak-tirol.com
Foto: Kochphoto/Fotolia.com
Partner.
Auch im Insolvenzfall
steht die AK den Arbeit-
nehmern zur Seite.
Die Experten des
AK Betriebsservice
helfen unter
0800/22 55 22 –
DW1904