E
LTERN
&
R
ECHT
10
Nr. 86, Juni 2016
Entspannt zum Baby
VERSICHERUNGSLÜCKE
AK FORDERUNG
Schutz erlischt
nach Kindergeld
Fairness bei
Elternteilzeit
Foto: konradbak/Fotolia.com
F
amilien haben es nicht
einfach. Schließlich
sollen möglichst beide
Elternteile einer Be-
schäftigung nachgehen,
wird ihnen vermittelt.
Ganz abgesehen davon,
dass ein Verdienst oft gar
nicht mehr reicht für Wohnung,
Essen, Kleidung etc. Zudemmüssen Frauen Versiche-
rungszeiten sammeln, um der Altersarmut gegenzu-
steuern. Andererseits fehlen aber leider die nötigen
Rahmenbedingungen.
Dazu müssen nicht nur die Betreuungszeiten end-
lich angemessen berücksichtigt werden, es mangelt
auch noch immer an geeigneten Kinderbetreuungs-
einrichtungen. Und zwar tirolweit in allen Regionen
und mit Öffnungszeiten – auch in den Ferien – die sich
an der Arbeitsrealität orientieren, außerdem gratis
bzw. zu Preisen, die leistbar sind. So wird die Suche
weiter für viele zum Spießrutenlauf.
Von der Krabbelstube bis zum Kindergarten, von
der Ganztagsschule bis zur Ferienbetreuung: Nur
wenn Eltern ihre Kinder gut versorgt wissen, können
sie sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren. Ein breites
kostenloses Kinderbetreuungsangebot ist Grundvo-
raussetzung, damit die viel propagierte Vereinbarkeit
von Familie und Beruf auch funktionieren kann.
D
ie Vereinbarkeit von
Arbeit und Kinderbe-
treuungspflichten muss
in unserer Gesellschaft
wieder Platz finden.
Daher fordert die FSG
Tirol, dass es in Zukunft zur
Anrechnung der Kinder-
betreuungszeit kommt. Tiroler
Familien und Alleinerzieher brauchen besser bezahlte
Arbeitsplätze, von denen man auch in der Pension
leben kann. Zudem fordern wir Anreize für Väter in
Karenz zu gehen. Die Betreuungspflichten der Arbeit-
nehmer enden meist bei der Pflege von Angehörigen.
Unsere Kritik richtet sich besonders an die schlecht
ausgebaute Infrastruktur (Kindergärten, Kinderkrip-
pen und Pflegezentren) im ländlichen Raum. Nur
eine adäquate Infrastruktur sorgt für eine Entlastung
der arbeitenden Menschen, schafft Freiräume abseits
atypischer Beschäftigungsformen und steigert somit
das Haushaltseinkommen. Ein wesentlicher Faktor für
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist auch die
Arbeitszeit: Wer die Betreuung von Kindern oder die
Pflege von Angehörigen übernehmen muss, braucht
unbedingt passende Arbeitszeiten. Die Kernbotschaft
aller Forderungen ist nach wie vor, dass man ein Ein-
kommen zumAuskommen hat und dabei die Familie
nicht in Vergessenheit gerät.
A
lle Eltern wollen,
dass ihre Kinder gut
betreut werden. Für die
Vereinbarkeit von Beruf
und Familie braucht es
aber genug Plätze für
die Kinderbetreuung.
Zwar gibt es in Tirol schon
meist ein ausreichendes
Angebot an Kindergartenplätzen, es fehlen aber
Krippenplätze für die Kleinsten und Hortplätze.
Und durch die oft unterschiedlichen Arbeitszeiten
der Eltern sind zusätzlich ganztägige und flexible
Öffnungszeiten das ganze Jahr über dringend not-
wendig. Hier besteht großer Nachholbedarf! Denn,
auch wenn die räumlichen Voraussetzungen meist
vorhanden sind, fehlt es am Personal. Dazu könnten
die Betriebskindergärten, die sich – auch betriebs-
übergreifend – bewährt haben, ruhig noch mehr
werden. Ebenso könnte die Arbeit der Tagesmütter
besser unterstützt und finanziell abgegolten wer-
den. Als Lösung für die nachschulische Betreuung
wäre es sinnvoll, endlich ganztägige Schulformen
einzuführen.
Sicher: Eine gute Kinderbetreuung in Tirol wird
teurer, aber dieses Geld ist eine notwendige Inve-
stition in die Zukunft. Nicht nur der Kinder, sondern
der ganzen Gesellschaft.
I
mApril wurde eine
Pressekonferenz von
Frau Bundesministerin
für Familien und Ju-
gend, Sophie Karmasin,
Frau Familienlandesrä-
tin Beate Palfrader, dem
Präsidenten der Wirt-
schaftskammer Tirol, Jürgen
Bodenseer, und dem Bereichsleiter Vertrieb und
Personal der ReformMartin GmbH, Florian Zulehner,
zumThema „Familienfreundliches Tirol“ abgehalten.
Bei diesemTreffen wurde von allen dieWichtigkeit
von Arbeitsbedingungen dargestellt, die die Verein-
barkeit von Familie und Beruf erleichtern.
Mehr als 37 Millionen Euro stehen bis 2017 für
den weiteren Ausbau institutioneller Betreuungs-
angebote, aber auch für private Einrichtungen und
Tagesmütterorganisationen zur Verfügung. Initiativen
von Gemeinden, Unternehmen, öffentlichen Ein-
richtungen gibt es. Also was braucht es noch? Zuerst
braucht es die Bereitschaft, aber auch die Möglichkeit
der Arbeitgeber, darauf einzugehen. Es wird auch
in Zukunft, bedingt durch die vielen individuellen
Lebensbedingungen der Arbeitnehmer, nicht leichter
werden. Aber auf alle Fälle brauchen wir weiterhin
die Unterstützung von vielen Omas und Opas, denen
wir an dieser Stelle herzlich dafür danken.
Kinderbetreuung
als Dauerbaustelle
Arbeitszeit ist
wesentlicher Faktor
Mehr Plätze sind
unbedingt notwendig
Wichtig sind die
Arbeitsbedingungen
Sozialdemokratische
GewerkschafterInnen
Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG
Grüne in der AK
Freiheitliche
Arbeitnehmer in der AK
Erwin Zangerl,
AK Präsident
Günter Mayr,
Fraktionsvorsitzender
Helmut Deutinger,
Fraktionsvorsitzender
Franz Ebster,
Fraktionsobmann
AK FRAKTIONEN ZUM THEMA:
W
enn ein Baby unter-
wegs ist, bricht für die
Eltern eine spannende
Zeit mit viel Vorfreu-
de, aber auch Herausforderungen
an. Doch AK Mitglieder haben es
besser: Sie können sich bei der AK
Tirol kostenlos viele umfassende
Ratgeber besorgen.
Wichtige Infos.
Die AK Bro-
schüre
„Ein Baby kommt –
Von Schwangerschaft bis Wie-
dereinstieg“
begleitet durch
die erste wichtige Phase des El-
terndaseins. Sie erfahren, wann
die Schwangerschaft beim
Arbeitgeber zu melden ist,
und alle wichtigen Details zu
Mutterschutz, Kündigungs- und
Entlassungsschutz,
Wochen-
geld, Karenz, Elternteilzeit sowie
Beendigung des Dienst-
verhältnisses und
Abfertigung.
Außerdem gibt der Ratgeber einen
Überblick über wichtige Fristen
und die Kinderbetreuungsgeld-
Modelle. Einfach anfordern unter
Tel. 0800/22 55 22 – 1432.
Mit dem druckfrischen
„Eltern-
fahrplan“
im Scheckkartenformat
haben Sie stets alle wichtigen Ter-
mine samt Anlaufstellen und Zeit-
fahrplan zur Hand.
Und wer sich für viele weitere
Werte interessiert, die sich jährlich
ändern, fordert am besten gleich
noch den Falter
„Wichtige Sozial-
rechtliche Bestimmungen 2016“
mit an. Er enthält alle aktuellen
Infos zu Pflegegeld, Pension,
Familienbeihilfe,
Kinderbe-
treuungsgeld, Einkommens-
grenzen für die Befreiung von
der Rundfunk- und Fersehnge-
bühr etc. Beide sind erhältlich
unter 0800/22 55 22 – 1631.
Alle drei Broschüren –
„Ein
Baby kommt“
,
„Elternfahr-
plan“
und
„Sozialrechtliche Be-
stimmungen 2016“
– gibts
auch kostenlos als
Downloads auf ak-
tirol.com
A
lleinerziehern ist oft nicht bewusst,
dass sie nach dem Kinderbetreuungs-
geldbezug möglicherweise nicht mehr
krankenversichert sind.
Betroffen sind Eltern, vor allemMütter,
die eine kurze Pauschal-Variante oder
das einkommensabhängige Kindergeld
gewählt haben, und die danach noch
eine Weile in Karenz bleiben, ohne
Kindergeld zu erhalten. Oft haben sie
gar keine Wahl, weil sie auf einen freien
Kinderbetreuungsplatz warten. Dann
aber sollten sie nicht darauf vergessen,
die Selbstversicherung für sich und ihre
Kinder zu bezahlen. Denn während sie
bei Bezug des Kinderbetreuungsgeldes
teilversichert waren, besteht danach
lediglich für sechs Wochen ein einge-
schränkter Krankenversicherungsschutz.
Danach besteht kein Krankenversi-
cherungsschutz mehr – außer, sie sind
als Angehöriger mitversichert. Eine
sogenannte Nachwirkung der Kranken-
versicherung ist außer der sechs Wochen
im Gesetz nicht vorgesehen.
Diese Versicherungslücke wird vielen
erst bewusst, wenn sie ihre E-Card vorle-
gen müssen. Deshalb fordert die AK Tirol,
die Regelungen imASVG so anzupassen,
dass die Nachwirkung der Krankenversi-
cherung auch für Bezieher von Kinderbe-
treuungsgeld gilt.
E
lternteilzeit für alle Eltern, und zwar
unabhängig von der Größe des
Betriebes, in dem sie beschäftigt sind:
So lautet eine wichtige Forderung der
AK Tirol.
Mutterschutz- und Väterkarenzgesetz
sehen zwar vor, dass Eltern die Arbeits-
zeit für die Kinderbetreuung bis zum
vollendeten 7. Lebensjahr oder einem
späteren Schuleintritt reduzieren oder
verlegen können. Allerdings besteht ein
Anspruch nur in Betrieben mit mehr als
20 Arbeitnehmern – das sind nur 3,6
% der Unternehmen. Zudem müssen
Eltern mindestens 3 Jahre im Unter-
nehmen gearbeitet haben, und die
Reduzierung der Arbeitszeit muss zu-
mindest 20 % ausmachen (Untergrenze
12 Stunden pro Woche). In kleineren
Betrieben sind Eltern auf das Entgegen-
kommen ihres Arbeitgebers angewiesen.
Wenn aber Kinderbetreuungseinrich-
tungen fehlen, bleibt vielen vollzeit-
beschäftigten Eltern, vor allem
Frauen, nur die Beendigung
des Arbeitsverhältnisses.
Die Folgen sind
Verdrängung aus dem
Arbeitsmarkt und
längere Erwerbsun-
terbrechungen.
Foto: detailblick/Fotolia.com
Wenn ein Baby kommt:
Damit werdende Mütter und Väter über ihre Rechte und Pflichten Bescheid wissen, hilft die AK Tirol mit Broschüren.
Foto: Zarya Maxim /Fotolia.com
Hintergrund.
Eine Schwangerschaft bringt viele Veränderungen.
Deshalb hilft die AK Tirol werdenden Müttern und Vätern.
VEREINBARKEIT VON BERUF & FAMILIE