WOHNEN IN TIROL
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Nr. 86, Juni 2016
Gelder
zweckbinden
Besonderer
Mietwohnbau
2009 wurden die für Wohnbau und Wohnhaussa-
nierung zweckgewidmeten Wohnbauförderungs-
mittel (Wbf) des Bundes abgeschafft. Dadurch
werden bis zu 60 Mio. Euro jährlich vom Land
fremdverwendet.
Die Sozialpartner fordern
eine rasche, freiwilli-
ge Zweckbindung dieser Mittel, sodass dadurch
leistbares Wohnen in Tirol weiterhin möglich ist.
Die Wiedereinführung der Zweckwidmung der
Bundesmittel (139 Mio. Euro pro Jahr) sowie der
Rückflüsse aus Tilgung und Zinsen ist notwen-
dig, um langfristig einen stabilen Einnahmenzu-
fluss für die Wohnbauförderung zu sichern.
Die Sozialpartner fordern:
Durch die Wiederbe-
lebung des besonderen Mietwohnbaus (BMW)
sollen die Kosten gesenkt werden und zwar bei
Grundbeschaffung, bei Finanzierung und beim
Betrieb sowie durch Leistungen der gemeinnüt-
zigen Bauvereinigungen oder der Gemeinden.
Die Sozialpartner fordern
den Neubau zahl-
reicher kleinerer Mietwohnungen mit befris-
teten Verträgen nach Vorbild des besonderen
Mietwohnbaus, um jungenArbeitnehmern eine
Haushaltsgründung und den Einstieg ins Be-
rufsleben zu erleichtern.
Durch immer mehr technische Vorgaben in der
TBO, Normen und Richtlinien sowie ökologische
Standards in den WBF-Richtlinien steigen die
Baukosten. Mit steigenden Grundstückspreise
führt dies zu immer höheren Gesamtbaukosten.
Die Sozialpartner fordern
die kritische Durch-
sicht aller landesgesetzlichen Regelungen zur
Senkung der Kosten.
Die Sozialpartner fordern
die Widmungskate-
gorie „geförderter Wohnbau“ auf Gemeinde-,
Bezirks- und Landesebene. Dadurch soll bei Um-
widmungen ein Teil des Grundstückes für den ge-
förderten Wohnbau günstig bereitgestellt werden.
In zahlreichen Tiroler Gemeinden und Städten
gibt es erheblichen Überhang an gewidmetem
Bauland, das aber nicht für Bebauung zur Ver-
fügung steht. Gemeinden müssen immer wieder
neue Flächen umwidmen, um Bauprojekte
umsetzen zu können. Die Lenkungsmaßnahmen
für die Kommunen sind beschränkt. Neben nur
zögerlich vorgenommenen Rückwidmungen
wird zunehmend das Instrument der „Vertrags-
raumordnung“ genutzt.
Die Sozialpartner fordern
bessere gesetzliche
Vorgaben im Sinne einer mobilisierenden, bo-
densparenden und nachhaltigen Verwendung des
Bodens. Es sollen landesweit Vorgaben gelten,
wie Planungsentscheidungen mit privatrecht-
lichen Vereinbarungen verknüpft werden.
Innsbruck wächst schneller als jede andere
Region in Österreich und hat die meisten Stu-
dierenden in Relation zur Bevölkerung. Dieser
an sich erfreuliche Umstand treibt jedoch die
Mietpreise nach oben.
Die Sozialpartner fordern
zusätzliche 1.500
Wohnplätze. Möglich gemacht werden soll
dies durch die Errichtung von zwei Studen-
tencampus, die Wohncharakter haben sollen.
Um die Auslastung der Studentenwohnheime
sicherzustellen, soll die Mietzinsbeihilfe für
Mietwohnungen nur jenen Studenten gewährt
werden, die seit mindestens zwei Jahren ihren
Hauptwohnsitz in Innsbruck haben.
Für die Mietzins- und Annuitätenbeihilfen be-
nötigt es einheitliche Regelungen in allen 279
Tiroler Gemeinden. Derzeit ist der Zugang zu
Mietzins- und Annuitätenbeihilfe sehr unter-
schiedlich.
Die Sozialpartner fordern
entsprechende Ini-
tiativen im Tiroler Gemeindeverband und eine
Beschlussfassung im Tiroler Landtag.
Wegen hoher Grundstückspreise kaufen immer
mehr Tiroler eine Eigentumswohnung im Bau-
recht. Käufer sparen sich zwar zunächst die Be-
zahlung hoher Grundkosten, dafür bezahlen sie
einen monatlichen Baurechtszins an den Bau-
rechtsgeber.
Die Sozialpartner fordern
eine faire Bau-
rechtsregelung, wonach der Wert der bebauten
Liegenschaft bei Baurechtsende – etwa wie in
Deutschland – berücksichtigt wird. Dort sind
zwei Drittel des Verkehrswertes, den ein Sach-
verständiger ermittelt, abzulösen. Im Gegenzug
erhält der Baurechtsgeber das Gebäude.
Kosten
senken
Campus für
Studenten
Einheitliche
Beihilfen
Verdichtete
Bauweise
Wohnungen
zum Start
für Junge
Schaffung
von mehr
Wohnraum
Punkte, die das
WOHNEN
in Tirol wieder
leistbar machen
Aufgrund der Bevölkerungsprognosen ist
in den kommenden Jahren mit deutlichem
Wachstum im städtischen Bereich zu rech-
nen. Um eine weitere Verschärfung der
Wohnknappheit zur vermeiden, ist der sozi-
ale Wohnbau zu forcieren.
Die Tiroler Sozialpartner fordern
, bis zum
Jahr 2020 jährlich zusätzlich 500 weitere
Wohnungen im städtischen Bereich zu er-
richten. Nur wenn das Angebot größer als die
Nachfrage ist, fallen die hohen Mietpreise.
Die Sozialpartner fordern:
Höhere Dichten sind
zu genehmigen, wo es möglich und vom Orts-
bild her verträglich ist. Die Nachverdichtung bei
bereits bestehenden Gebäuden ist zu forcieren
und zu fördern. Verdichtete Bauweise verringert
die Baukosten und benötigt weniger Grund, vor
allem im städtischen Bereich. Auf gleicher Flä-
che kann mehr Wohnraum geschaffen werden.
Bauland
mobilisieren
Fairness im
Baurecht
Aktive Sozialpartner.
Mit einem
Zehn-Punkte-Impulsprogramm sollen
gemeinsam mit dem Land
Nägel mit Köpfen gemacht werden,
damit Wohnen in Tirol wieder
bezahlbar wird. Von der Senkung von
Kosten über die Mobilisierung von
Bauland bis hin zu einheitlichen
Beihilfen und mehr Fairness im
Baurecht reichen die Vorschläge.
Das Wohnprogramm ist Auftakt für
weitere Maßnahmenpakete, die die
Sozialpartner in den kommenden
Monaten vorlegen werden.
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