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FÜR IHRE INTERESSEN

2

Nr. 96, Mai 2017

Nägel mit Köpfen

Anpacken.

Von der Evaluierung der Ausbildung bis zur Förderung

von Ganzjahresbetrieben: Die AK will neue Tourismus-Impulse.

P

robleme im Touris-

mus wirken sich auf

den

Arbeitsmarkt

aus und damit auf die

Allgemeinheit, dies zeigen

zwei Beispiele, bei de-

nen die AK ein Umdenken fordert.

Zum einen geht es um die Touris-

musausbildung und die Klage von

Seiten der Wirtschaft, dass es zu

wenige Arbeitnehmer bzw. Fach-

kräfte im Tourismus gibt. Aber

allein im Jahr 2015 beendeten 260

Köche und Kellner ihre Lehre,

zudem gab es zusätzlich 130 fer-

tig ausgebildete Hotel- und Gast-

gewerbeassistenten und weitere

300 Absolventen aus den Tiroler

Tourismusschulen. Dennoch fin-

det die Branche mit diesen Kräf-

ten kein Auskommen. Um zu

wissen, wo das Problem liegt,

fordert die AK eine Evaluie-

rung der Ausbildung. Damit soll

die Frage geklärt werden, warum

sich immer mehr junge Menschen

mit abgeschlossener Ausbildung

gegen einen Beruf im Tourismus

entscheiden. Zudem wäre es drin-

gend notwendig, die Gründe für

eine Abwanderung bestens ausge-

bildeter Fachkräfte zu kennen, die

sich zwar für einen Verbleib in der

Branche, aber für einen Wechsel in

das Ausland entscheiden.

Förderung überdenken.

Zum

anderen spricht sich die AK deut-

lich gegen die Praxis aus, Arbeit-

nehmer außerhalb der Saison beim

AMS zu „parken“. Dies verursacht

nicht nur Kosten von jährlich an

die 100 Millionen Euro, sondern

wirkt sich auch extrem negativ auf

die Arbeitnehmer aus, die neben

Gehaltseinschnitten auch massive

Einbußen bei den Pensionen hin-

nehmen müssen. Deshalb sollen

in Zukunft vor allem jene Betriebe

vom Land gefördert werden, die

sich um die Schaffung und Beibe-

haltung von Ganzjahresarbeitsplät-

zen bemühen. Betrieben, die Ar-

beitnehmer in der Zwischensaison

beim AMS melden, soll hingegen

die Inanspruchnahme von Landes-

förderungen wesentlich erschwert

werden.

Wirtschaftsmotor Tourismus.

Impulse

der AK sollen helfen, dass sich die

Situation am Arbeitsmarkt entspannt.

FACTS

GUT ZU WISSEN

Parlament für

Arbeitnehmer

D

ie Arbeiterkammer Tirol ist die ge-

setzliche Interessenvertretung von

mehr als 350.000 Beschäftigten. Mehr

als 300 Mitarbeiter kümmern sich um

die laufende Betreuung, Beratung und

den Rechtsschutz der AK Mitglieder. Für

die politische und inhaltliche Ausrich-

tung der AK sorgt die Selbstverwaltung.

Diese besteht aus 70 Kammerräten

verschiedener Fraktionen, die aus den

unterschiedlichsten Berufen und Regi-

onen kommen und zweimal jährlich in

der Vollversammlung tagen.

Die AK Vollversammlung ist das Par-

lament der Arbeitnehmer. Hier werden

die Positionen beschlossen und wichtige

Vorschläge, Anträge und Resolutionen

an den Landes- und Bundesgesetzgeber

gestellt. Über die Zusammensetzung

der Vollversammlung können die AK

Mitglieder alle fünf Jahre demokratisch

im Rahmen der AK Wahl entscheiden.

Auf Basis der letzten AK Wahl 2014

verfügen die Fraktionen „Liste Erwin

Zangerl AAB-FCG“ über 47 Mandate,

die „Sozialdemokratischen Gewerk-

schafterInnen“ über 13, die „Grünen in

der AK“ über 6 und die „Freiheitlichen

Arbeitnehmer in der AK“ derzeit über 3

Mandate. Ein Mandatar ist fraktionslos.

Die Vollversammlung wählt den

Präsidenten, die Vizepräsidenten, den

Kontrollausschuss und den Vorstand.

Im Vorstand, der einmal pro Monat tagt,

werden die Vorhaben der AK beschlos-

sen, die laufende Arbeit festgelegt

und über die Begutachtung wichtiger

Gesetzesänderungen gesprochen. Einen

Auszug der wichtigsten Anträge der

letzten Vollversammlung lesen Sie links.

Mehr auf

www.ak-tirol.com

Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol

Medieninhaber und Herausgeber:

Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol,

6020 Innsbruck, Maximilianstraße 7

Redaktion:

Dr. Elmar Schiffkorn,

Mag. Christine Mandl, Gertraud Walch,

Mag. Henrik Eder, Armin Muigg

Fotos:

AK,

www.fotolia.com

Druck:

Intergraphik GmbH, 6020 Innsbruck,

Ing. Etzelstraße 30

Die von der AK Tirol a

ngebotenen Leistungen

kommen ausschließlich ihren Mitgliedern zugute.

Soweit personenbezogene Bezeichnungen nur in

männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich

auf Frauen und Männer in gleicher Weise.

AK TIROLER ARBEITERZEITUNG – AK AKTUELL

IMPRESSUM

Geld soll an Gemeinden fließen

Kalte Progression muss fallen

B

is Anfang Juli haben die Tiroler

Bürgermeister Zeit, ein Verzeichnis

der Freizeitwohnsitze in ihren Gemein-

den an das Land zu melden. Damit

wird dem lang geforderten Umstand

Rechnung getragen, dass ihre Gesamt-

zahl endlich erfasst werden kann. Auch

kann damit dem Trend entgegengewirkt

werden, immer neue Freizeitwohnsitze

zu schaffen. Denn diese ungehemmte

Entwicklung treibt auch Grund- und

Immobilienpreise in die Höhe und ist

mitverantwortlich für die angespannte

Wohnraumsituation in Tirol.

Trotz dieses Umstands fließt die

Freizeitwohnsitzpauschale nicht an die

Gemeinden, sondern an die Touris-

musverbände. Diese Praxis ist jedoch

mehr als unverständlich, wird der

Tourismus in Tirol doch aus einer

Vielzahl an Töpfen gespeist.

Angesichts der prekären Wohn-

situation will die AK jedoch ein

Umdenken und fordert, dass

die Freizeitwohnsitzpauschale

nicht mehr den Tourismus-

verbänden, sondern der

jeweiligen Gemeinde zugewie-

sen wird. Die Gelder sollen für

die Schaffung und Erhaltung von

sozial erschwinglichem Wohn-

raum zweckgewidmet werden.

D

ie AK Tirol bleibt an der kalten Progression

dran. Seit Jahren fordert sie die Abschaf-

fung der versteckten Steuererhöhung, die dem

Finanzminister jährlich rund 450 Millionen

Euro bringt. Die Bundesregierung möchte

künftig nur die untersten beiden Steuerstu-

fen ab einer Inflation von 5 % automatisch

anpassen. Bei allen Einkommensteilen über

31.000 Euro jährlich würde die kalte Pro-

gression weiter voll zuschlagen. Die AK Voll-

versammlung fordert deshalb

erneut die vollständige

Abgeltung durch

eine jährliche

Inflationsanpas-

sung.

FREIZEITWOHNSITZPAUSCHALE NEUER VORSTOSS

O

bwohl Betreuungskräfte

unter bestimmten Voraus-

setzungen

selbständig

pflegerische Handlungen

durchführen dürfen, ist für die Aus-

übung des Gewerbes als Personen-

betreuer eine spezielle Ausbildung

nicht erforderlich. Für die AK sind

hier schwerwiegende Probleme

vorprogrammiert, sie fordert ein

Ende dieses Missstands und eine

verpflichtende Basisausbildung für

Gewerbetreibende.

Denn die 24-Stunden-Betreuung

von Personen ist eine schwie-

rige Aufgabe. Sie erfordert neben

grundlegenden Kenntnissen, wie

etwa Deutsch, auch pflegerisches

und medizinisches Wissen. In der

Praxis hat sich gezeigt, dass nicht

nur die Deutschkenntnisse der Be-

treuungskräfte überaus mangelhaft

sind. Auch das Wissen über die ge-

setzlichen Rahmenbedingungen des

Gewerbes, über das österreichische

Sozialversicherungs-System oder

den Unterschied zwischen Pfle-

ge und Betreuung ist erschre-

ckend gering, ebenso wie zu

Ernährung und Erkrankung im

Alter oder den Umgang mit an

Demenz erkrankten Personen.

Diese Unkenntnis kann unter

Umständen dazu führen,

dass Tätigkeiten über-

nommen bzw. Hand-

lungen durchgeführt

werden, in denen

die Betreuungskräf-

te nicht ausgebildet

sind. Um schwerere

Folgen für Betreute

zu vermeiden, fordert

die AK ein rasches

Handeln: Für alle betroffenen Per-

sonen muss eine durchgehend gute

Betreuungsqualität im Rahmen der

24-Stunden-Betreuung gewährleis-

tet sein, deshalb braucht es eine

verpflichtende

Grundausbil-

dung für Betreuungskräfte.

Diese muss in Österreich

absolviert bzw. aner-

kannt werden.

Um für alle Betrof-

fenen eine durchgehend

gute Betreuungsquali-

tät zu gewährleisten,

fordert die AK Tirol,

die gesetzliche Grund-

lage zu schaffen, die

eine Basisausbildung

als Voraussetzung zur

Ausübung des Gewer-

bes für die 24-Stun-

den-Personenbetreu-

ung

verpflichtend

vorsieht.

Wenn Pflege Schmerzen bringt

Handeln.

Ohne ausreichende Ausbildung ist die Betreuung von Personen gefährlich. Die

AK fordert deshalb schnellstens eine Basisqualifizierung für 24-Stunden-Betreuungskräfte.

Foto: graphikplusfoto

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Vorsicht.

Die Betreuung

von Personen erfordert

viele Kenntnisse!

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