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Anhang

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M: (zögert) Ich glaube negativ (lacht). Negativ ja, also so wie ich ihn einschätze, glaube ich kann er sich das so

nicht vorstellen. Ich glaube, für ihn muss schon die Frau länger in Karenz gehen, da hat er noch das typische

alte Rollenbild. Die Frau ist die Mutter vom Kind und die soll halt länger daheim bleiben, gerade am Anfang

wegen dem Stillen und keine Ahnung, weil es ist ja eigentlich eine Frauensache und das ist von der Natur so

vorgesehen, sagt er, was ja eigentlich auch stimmt, da muss ich ihm schon recht geben, ich bin schon der

Meinung, dass eigentlich die Frau daheim bleiben soll, solange sie stillt und da ja die Mutter-Kind Beziehung

und die Bindung ja funktionieren sollte und dass das Baby schon die Mutter hauptsächlich braucht.

I: Aber es sollte die Vaterbeziehung auch funktionieren?

M: Auch ja, das passt ja auch, aber wenn jetzt der Vater mehr daheim ist als die Mutter, finde ich nicht in

Ordnung.

I : Weil?

M: Weiß ich nicht.

I: Ja deswegen war mein Beispiel jetzt auch so, diese sechs Monate, sagen wir einmal, da wäre das Kind jetzt

abgestillt, dann fällt ja das Argument flach?

M: Aha, ok. Ach so, so meinen Sie das. Also nicht von vornherein. Ahm ja, da hätte ich persönlich kein Problem

damit, aber er glaube ich schon.

I: Und wie wäre das in der Umgebung? Wenn Sie jetzt immer nach Innsbruck fahren, er bleibt zu Hause? Sie

fahren runter, fahren wieder rauf, was glauben Sie, wie die Umgebung dann reagieren würde?

M: Die dörfliche Umgebung bei uns?

I: Ja.

M: Ich glaube, das ist da mittlerweile ich glaube, das ist egal. Ich kann mir nicht vorstellen oder uns ist es egal.

(lacht) Ich kann es jetzt gar nicht sagen.

I: Aber das heißt sozusagen...

M: Ich glaube, das macht nichts.

I: Können Sie sich vorstellen, dass der Mann das irgendwie komisch auffassen würde?

M: Ja, ich glaube er persönlich.

I: Normal?

M: Ja, ich kann mir vorstellen, dass es ihm egal ist, wenn er die Entscheidung trifft, wenn er eine Entscheidung

trifft, dann ist ihm das egal, was das Dorf denkt.

I: Das schon, aber das war ja nicht die Frage, die Frage war, ob das Umfeld...

M: Das kann ich nicht sagen, das weiß ich nicht, weil ich bin eigentlich ein Stadtmensch, ich bin ja aus

Innsbruck, das weiß ich nicht, da bin ich die Falsche, ich weiß nicht, wie das dann ist, ich bin ja erst selber

seit jetzt bald vier Jahren da, ich kann es nicht sagen, weil unser Dorf ist ziemlich gewachsen, es sind viele

Innsbrucker auch mittlerweile da, gerade wo wir wohnen, wir wohnen da in (M nennt Ortsteil), da kennt

sich nicht mehr jeder, das ist eher ein bisschen anonymer geworden und wir haben total nette Nachbarn.

Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass unser Nachbar jetzt zum Beispiel meinen Mann jetzt

irgendwie blöd anreden würde, sondern ich glaube, dass das dem egal ist und er sagt: Ja, du hast recht.

Kann ich mir schon vorstellen, weil da alle sind eher liberal und tolerant.